Dokumentarfilm | USA 2010 | 93 (24 B./sec.)/89 (25 B./sec.) Minuten

Regie: Heidi Ewing

Sechs amerikanische Filmemacher adaptieren jeweils ein Kapitel aus dem Wirtschaftsbestseller des Ökonomen Steven Levitt und des Journalisten Stephen Dubner, die der unerschütterliche Glaube an die Aussagekraft von Statistiken eint. Die ausgewählten Phänomene werden einer statistischen Analyse unterzogen, wobei vom Betrug bei japanischen Sumo-Ringkämpfen bis zur Bedeutung der Abtreibung fürs Sinken der US-Kriminalitätsrate überraschende Ergebnisse herauskommen. Im Einzelfall ist das recht unterhaltsam und aufschlussreich, doch irritiert die willkürliche Auswahl der Themen, die Verblüffendes, Irrelevantes, Erhellendes oder auch gänzlich Uninteressantes bieten. - Ab 14.
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Filmdaten

Originaltitel
FREAKONOMICS
Produktionsland
USA
Produktionsjahr
2010
Produktionsfirma
Chad Troutwine Films/Cold Fusion Media/Green Film/Human Worldwide/Jigsaw Prod./Loki Films
Regie
Heidi Ewing · Alex Gibney · Seth Gordon · Rachel Grady · Eugene Jarecki
Buch
Peter Bull · Alex Gibney · Jeremy Chilnick · Morgan Spurlock · Eugene Jarecki
Kamera
Junji Aoki · Derek Hallquist · Tony Hardmon · Darren Lew · Daniel Marracino
Musik
Paul Brill · Craig Deleon · Michael Furjanic · Human · Mike MacAllister
Schnitt
Douglas Blush · Tova Goodman · Sloane Klevin · Nelson Ryland · Michael Taylor
Darsteller
Carl Alleyne (Freund) · Zoe Sloane (Blake) · Adesuwa Addy Iyare (Mutter von Temptress) · Jade Viggiano (High School-Schülerin) · Sammuel Soifer (Jake)
Länge
93 (24 B.
sec.)
89 (25 B.
sec.) Minuten
Kinostart
24.10.2013
Fsk
ab 6; f
Pädagogische Empfehlung
- Ab 14.
Genre
Dokumentarfilm
Externe Links
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Heimkino

Verleih DVD
Lighthouse (16:9, 1.78:1, DD5.1 engl./dt.)
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Diskussion
Wollte man die Theorie der „Freakonomics“ beschreiben, dann käme man kaum weiter als bis zu ihren Urhebern, dem Ökonomen Steven Levitt und dem Journalisten Stephen Dubner. Die beiden eint der unerschütterliche Glaube an die Aussagekraft von Statistiken. Levitt experimentiert, rechnet hoch, vergleicht und will damit herkömmliche Erklärungen von Ursache und Wirkung hinterfragen, oft genug umwerfen. Solch Zahlenhuberei lässt sich sehr einfach als ideologiefrei hinstellen, und in der richtigen Aufbereitung kann man sie auch zur anregenden Lektüre machen. 2005 erschien der erste Band der beiden in den USA, ein Jahr später auch in Deutschland; mittlerweile gibt es ein zweites Buch und einen Blog. Doch wie stellt ein Film statistische Relationen und Wahrscheinlichkeiten dar? Der Produzent Chad Troutwine versammelt namhafte Dokumentarfilmer, die sehr unterschiedliche Ansätze verfolgen, um einzelne Themen aus den beiden wirtschaftswissenschaftlichen Werken für ein audiovisuelles Medium zum Leben zu erwecken. Morgan Spurlock („Super Size Me“, fd 36 576) entwirft eine temporeiche Collage aus Interviews, Umfragefetzen, bemüht witzig inszenierten Szenen und (teil-)animierten Passagen, um herauszufinden, wie die Namensgebung die spätere Karriere eines Kindes beeinflusst. Alex Gibney („We Steal Secrets: The Story of WikiLeaks“, fd 41 790) macht sich auf die Suche nach Spuren der Korruption unter Sumo-Ringern und reichert den Ansatz der Buchautoren mit investigativen Recherchen an. Eugene Jarecki („Why We Fight“, 2004) verbildlicht in assoziativer, manchmal beinahe abstrakter Animation eines der kontroversesten Ergebnisse von Levitts Untersuchungen: Für den Rückgang der US-Kriminalitätsrate in den 1990er-Jahren waren womöglich Waffengesetze, wirtschaftlicher Aufschwung oder effektivere Polizeimaßnahmen verantwortlich, vor allem aber die grundsätzliche Legalisierung der Abtreibung durch ein Urteil des obersten Gerichtshofes im Jahr 1973. Schließlich begleiten zwei Filmemacherinnen ein aktuelles Experiment, in dem Levitts Team finanzielle Anreize für schwache Schüler untersucht. Verbunden sind all diese Episoden durch Gespräche, in denen Levitt und Dubner andere, verwandte Themen kurz anreißen, um sie dann im folgenden Segment entweder fallen zu lassen oder zu vertiefen. Die ästhetische Vielfalt der Umsetzung entspricht der Idee, dass „Freakonomics“ kein übergeordnetes Thema hat; die „Theorie“, die eher einem methodischen Verfahren gleicht, stellt vielmehr die Inhalte eine Wundertüte zur Verfügung, aus der Verblüffendes, Irrelevantes, Erhellendes oder auch gänzlich Uninteressantes gezogen werden kann. Im Kino wirkt dieser so offensiv heterogene Film dadurch seltsam deplatziert. Er lädt eigentlich viel mehr zur häppchenweisen Aneignung ein: wenn einen Sumo nicht interessiert, springt man halt zu einem anderen Thema. Es ist verständlich, dass der Film in den USA schon vor dem Kinostart als Download erhältlich war und später auch als „Pay what you want“-Experiment in die Filmtheater kam, bei dem Zuschauer den Eintrittspreis selbst bestimmen konnten.
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