Weird: Die Al Yankovic Story

Biopic | USA 2022 | 107 Minuten

Regie: Eric Appel

Ein Hybrid aus Biopic und Selbstparodie, der teils vom tatsächlichen, meist aber gänzlich erfundenen, zur Farce überzeichneten und gänzlich absurden Leben und Schaffen des Musikers und Comedians Alfred „Weird Al“ Yankovic erzählt. Beginnend mit der Kindheit des Künstlers, zeichnet der Film den unwahrscheinlichen Aufstieg des Protagonisten zum kultigen Parodie-Musiker ab den 1980er-Jahren nach. Die biografischen Stationen dienen dabei meist als Absprungbretter für die dem Film eigene, skurril-satirische, aber immer herzliche Form des Quatsches, die idiosynkratisch, aber gelungen mit den eintönigen Biopic-Rhythmen bricht. - Ab 16.
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Filmdaten

Originaltitel
WEIRD: THE AL YANKOVIC STORY
Produktionsland
USA
Produktionsjahr
2022
Produktionsfirma
Funny or Die/Tango Ent./The Roku Channel
Regie
Eric Appel
Buch
Al Yankovic · Eric Appel
Kamera
Ross Riege
Musik
Leo Birenberg · Zach Robinson
Schnitt
Jamie Kennedy
Darsteller
Daniel Radcliffe (Weird Al) · Evan Rachel Wood (Madonna) · Rainn Wilson (Dr. Demento) · Julianne Nicholson (Mary Yankovic) · Toby Huss (Nick Yankovic)
Länge
107 Minuten
Kinostart
-
Fsk
ab 16
Pädagogische Empfehlung
- Ab 16.
Genre
Biopic | Komödie | Musikfilm
Externe Links
IMDb | TMDB | JustWatch

Heimkino

Verleih DVD
OneGate (16:9, 2.35:1, DD5.1 engl./dt.)
Verleih Blu-ray
OneGate (16:9, 2.35:1, dts-HDMA engl./dt.)
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Eine spielerische Filmbiografie des kultigen Parodie-Künstlers Alfred „Weird Al“ Yankovic, der ab den 1980er-Jahren mit Gusto Größen der Popmusik durch den Kakao zieht.

Diskussion

Die Al-Yankovic-Story endet mit Fotos des echten Alfred Yankovic. Der kleine Alfred auf dem Arm der Eltern, der junge Alfred mit seinem Akkordeon, Alfred an der Schreibmaschine, Alfred als Collegeabsolvent, Alfred neben Dr. Demento, Al auf der Bühne, Al Arm in Arm mit Madonna, Al und Madonna beim Knutschen, Al zwischen Mick Jagger, David Bowie und Paul McCartney, Al bei einer Schlägerei mit Hulk Hogan, Al auf Dschungelmission, Al im Schwitzkasten von Queen Elizabeth und so weiter. Es ist gewissermaßen eine Kurzbeschreibung des Films: der eigene Lebenslauf als zunehmend ausartender Quatsch.

„Weird: The Al Yankovic Story“ ist ein autobiografisches Paralleluniversum der Blödeleien, und damit eine konsequente Erweiterung des „Weird Al“-Œuvres, das seit den 1980er-Jahren den Popkultur-Mainstream parodiert. Das Erstaunlichste am stets aufwändig und präzise erarbeiteten Werk des so bodenständigen wie verborgen intellektuellen Witzbolds Yankovic ist seine Haltbarkeit. Über 40 Jahre spannt seine Karriere von Musikparodien (womit er im Musikgeschäft so etwas wie ein Steinzeit-Mensch ist), selbstgeschriebenen Quatschsongs und elaborierten Akkordeon-Soloeinlagen.

Wo Parodie und Biografie zusammenprallen

Mit „UHF“ kam 1989 auch ein Film dazu, der fast den gesamten visuellen Kanon der 1970er- und 1980er-Jahre liebevoll durch den Dreck zog – wenig erfolgreich, aber heutzutage, wie weite Teile von Yankovics Œuvre: Kult. Das von Eric Appel inszenierte und Appel/Yankovic geschriebene Parodie-Biopic „Weird: The Al Yankovic Story“ haut ein paar Dekaden später noch immer in die gleiche Kerbe, nimmt sich aber einige der prägenden Erlebnisse aus Yankovics Leben als zusätzliches Fundament. Oder, um es mit der Logik des Films zu illustrieren: In dieser Welt ist nicht „Beat It“ einer der erfolgreichsten Songs aller Zeiten, sondern „Eat It“; Weird Al ist das Original, Michael Jackson die drangehängte Parodie.

Wo Parodie und Biografie zusammenprallen, setzt der Film nicht nur eine Dynamik frei, die immer wieder Seitenschritte aus dem chronologischen Biopic-Ochsentrott erlaubt. Die zwischen Tatsachen geschobenen Blödeleien geben „The Al Yankovic Story“ auch ein enormes Spannungspotenzial. Denn wann Appel und Yankovic die Regeln ändern und wo genau die Reise hingeht, die Daniel Radcliffe als Weird Al durch diese Welt antritt, die offenkundig beschlossen hat, ihm zu Füßen zu liegen, ist nie abzusehen.

Auf Tuchfühlung mit Madonna & Pablo Escobar

Es beginnt mit dem Auftritt des Akkordeonverkäufers, von dem Yankovics Mutter (hier gespielt von Julianne Nicholson) tatsächlich das Instrument erwarb, mit dem der Sohn berühmt werden sollte. Im Film schaltet sich der Vater (Toby Huss) dazwischen, um den Verkäufer kurzerhand krankenhausreif zu prügeln und den Sohn ein Weichei zu nennen. Warum die Wahrheit erzählen, wenn ihre Verdrehung viel mehr Spaß macht? Ein Prinzip, zu dem Appel und Yankovic wieder und wieder zurückkehren, wenn sich die unweigerlichen und unweigerlich überzeichneten Muster des Biopics einstellen. So folgt auf den kometenhaften Aufstieg – begleitet von Songeinlagen, die Daniel Radcliffe spielt und Al Yankovic singt – eine selbstzerstörerische Beziehung zu Madonna (Evan Rachel Wood) und ein bei jeder Gelegenheit vom opulenten Szenenbild illustrierter Gottkomplex. Statt des obligatorischen Absturzes aber erfindet der Film kurzerhand eine Fehde zwischen Yankovic und seinem größten Fan, dem Drogenbaron Pablo Escobar (Arturo Castro), an dessen Haustür der Musiker wenig später mit dem Sturmgewehr klopfen muss, um die von Escobar entführte Madonna zu retten.

Daniel Radcliffe und Evan Rachel Wood haben wie der Rest des Darstellerpersonals sichtlich Spaß an der Farce von Biopic, die „The Al Yankovic Story“ ist. Ein wenig Fahrt verliert die Blödelei über ihre fast zweistündige Laufzeit, aber eben nicht ihre Herzlichkeit. Eine in Satire und Parodie nicht immer selbstverständliche Qualität, die sich der „Weird Al“-Humor über all die Jahre bewahrt hat – auch für die Parodie des eigenen Lebens.

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