Where's the Beer and when do we get paid?

Dokumentarfilm | Deutschland 2013 | 90 (24 B./sec.)/86 (25 B./sec.) Minuten

Regie: Sigrun Köhler

Unkommentierter Dokumentarfilm über den texanischen Schlagzeuger Jimmy Carl Black (1938-2008), der mit Frank Zappas Band "Mothers of Invention" berühmt wurde. Nach dem Tod seiner ersten Frau heiratete er erneut und ließ sich in einem bayerischen Dorf nieder. Ein erstaunliches, lakonisch gefärbtes Porträt des grundsympathischen Protagonisten, in dessen sympathisch-gelassener Lebenshaltung lakonischer Humor, Melancholie und Altersweisheit zusammenfließen. Jimmy Carl Black erlag drei Wochen nach Schluss der Dreharbeiten einem Krebsleiden. (Teils O.m.d.U.) - Ab 14.
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Filmdaten

Produktionsland
Deutschland
Produktionsjahr
2013
Produktionsfirma
Böller und Brot/Indifilm/ZDF-3sat
Regie
Sigrun Köhler · Wiltrud Baier
Buch
Sigrun Köhler · Wiltrud Baier
Kamera
Sigrun Köhler · Wiltrud Baier
Länge
90 (24 B.
sec.)
86 (25 B.
sec.) Minuten
Kinostart
29.08.2013
Fsk
ab 0; f
Pädagogische Empfehlung
- Ab 14.
Genre
Dokumentarfilm
Externe Links
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Heimkino

Die DVD enthält u.a. 45-minütiges Bonusmaterial mit Jimmy Carl Black: “WHAT WAS ZAPPA REALLY LIKE?“, „BEING A MUSICIAN“, “JIMMY’S GOT E¬MAILS” und “INDIAN”.

Verleih DVD
Böller und Brot
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Diskussion
Die beiden alten Männer, die da im Allgäu geduldig auf einen Vorortzug warten, stammen sichtlich aus einer anderen Welt. Der eine hat offenkundig indianische Wurzeln, der andere entspricht mit seinen zwei Gitarrenkoffern, seinem zerzausten (Rest-)Haar und der irgendwie um den Hals gewickelten Krawatte ebenfalls nicht gerade dem Idealtypus eines gereiften, bajuwarischen Mannsbildes. Dass es sich bei dem Duo um zwei veritable Ikonen der (alternativen) Rockmusik handelt, käme wohl niemand in den Sinn. Der Mann mit den Gitarren ist der große Eugene Chadbourne, ein begnadeter Improvisator und unermüdlicher Grenzgänger zwischen Jazz und Rock. Er spielte mit Jazz-Größen wie Carla Bley und John Zorn und war Mitglied so einflussreicher Indie-Bands wie Shockabilly und Camper Van Beethoven. Bei dem anderen Mann auf dem Bahnsteig handelt es sich Jimmy Carl Black, der bei Zappas „Mothers of Invention“ über Jahre das Schlagzeug bediente. Aber was macht der Indianer aus Texas in der bayrischen Provinz? Ganz einfach: Er wohnt da. In der Gemeinde Siegsdorf, Ortsteil Höpfling. Der Liebe wegen. Nachdem er die Bayerin Monika am Rande eines Zappa-Konzertes kennengelernt hatte, folgte er ihr in den 1990er-Jahren ins Allgäu. Zwei Jahre lang haben die Dokumentarfilmerinnen Sigrun Köhler und Wiltrud Baier Jimmy Carl Black mit der Kamera begleitet. Daheim im Voralpenland, bei Konzerten in London und Zürich und auf einer Tournee mit seinem Kumpel Eugene Chadbourne kreuz und quer durch die USA. Er werde ihn reich und berühmt machen, habe Frank Zappa ihm seinerzeit versprochen, erinnert sich Clark. Das mit der Berühmtheit habe ja halbwegs geklappt, doch auf den Reichtum warte er bis heute. Aber vielleicht könne ihm ja diese Dokumentation dazu verhelfen, setzt er augenzwinkernd hinzu. Dieser lakonische Humor des grundsympathischen Protagonisten, gepaart mit Melancholie und Altersweisheit, gibt den Grundton dieses erstaunlichen Porträts vor. Der Film lebt von den Einblicken in die gänzlich unglamouröse Lebenswelt eines (ehemaligen) Rockstars, der am liebsten nur noch auf der Terrasse seiner bescheidenen 3-Zimmerwohnung sitzen würde, aber noch immer durch die Lande tingeln muss, um seine Brötchen zu verdienen. Altersvorsorge war zu Zeiten von Sex & Drugs & Rock’n’Roll kein Thema: Nachdem er über Monate durch die USA getourt ist, in kleinen Clubs vor ein paar hundert Leuten gespielt und nach den Konzerten selbst gebrannte CDs aus dem Koffer verkauft hat, fällt Clarks unternehmerische Bilanz ernüchternd aus. Unter dem Strich bleiben gerade mal 3400 Dollar. Auch wenn Clark unterwegs noch immer alte Zappa-Alben signieren muss, ist diese Dokumentation keineswegs ein Nostalgie-Trip für eingefleischte Fans des Rock-Zampanos. Zwar kommen auch noch ein paar weitere „Mothers“-Mitglieder zu Wort, doch Archivbilder oder Konzertmitschnitte aus den guten alten Zeiten fehlen gänzlich. Und die vermisst man auch nicht. Denn dieser absolut sehenswerte, unkommentierte Dokumentarfilm, bei dem nur die kontrastierenden bajuwarischen Heimatelemente („Haben Sie schon mal von Franz Zappa gehört“) bisweilen etwas aufgesetzt wirken, lebt vor allem durch Jimmy Carl Black, der tragischerweise drei Wochen nach Schluss der Dreharbeiten einem Krebsleiden erlag.
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