Dokumentarfilm | USA 2014 | 78 Minuten

Regie: Alastair Fothergill

Die Kamera begleitet ein Jahr lang eine Bärenmutter und ihre beiden Jungen durch die Wildnis Alaskas. Die Naturdokumentation von Disneynature erzählt mit realen Protagonisten eine stark "vermenschlichte" und emotional aufgeladene Geschichte. Die großartigen Naturaufnahmen machen dabei das Defizit an wissenschaftlicher Information wett. Weil der Film eher langsam erzählt und geschnitten ist und sich mit drastischen Jagdszenen bei der Futtersuche der Bären zurückhält, eignet er sich auch für Kinder im Vorschulalter. - Ab 6.
Zur Filmkritik

Filmdaten

Originaltitel
BEARS
Produktionsland
USA
Produktionsjahr
2014
Produktionsfirma
Disneynature
Regie
Alastair Fothergill · Keith Scholey
Buch
Alastair Fothergill · Keith Scholey
Musik
George Fenton
Schnitt
Andy Netley
Länge
78 Minuten
Kinostart
13.11.2014
Fsk
ab 0; f
Pädagogische Empfehlung
- Ab 6.
Genre
Dokumentarfilm | Tierfilm
Externe Links
IMDb | TMDB | JustWatch

Diskussion
In einer Höhle tief unter dem Schnee bringt die Bärenmama ihre beiden Jungen zur Welt. Später begeben sich die drei auf eine „gefährliche Reise“: an die Küste, dorthin, wo saftiges Gras wächst und die Lachse in Massen flussaufwärts springen. Zuvor aber wandert die Mutter und tollen und purzeln die Kinder durch das erhabene Bergpanorama Alaskas. „Bären“ ist der siebte Film des Disney-Labels Disneynature. Auch wenn Disney hierfür verdiente Naturfilmer wie Alistair Fothergill und Keith Scholey verflichtet, die beide studierte Zoologen sind, und auf der Homepage Walt Disney mit dem Satz „Die Natur schreibt die Geschichten“ zitiert wird, darf man sich den Ansatz von „Bären“ nicht sachlich-informativ vorstellen. Story und emotionale Beteiligung stehen so sehr im Vordergrund, dass die Tiere, überspitzt formuliert, gerade noch nicht sprechen können – bisweilen nimmt der Erzähler aber durchaus ihre Rollen ein. Er gibt dann, dem jeweiligen Gesichtsausdruck angepasst, wieder, was sich die Tiere vielleicht gerade denken könnten. Es wird also antropomorphisiert, was das Zeug hält. Dementsprechend haben alle für den Plot relevanten Tiere auch Namen: die Mutter heißt Sky, ihre Jungen Scout (der Draufgänger) und Amber (die eher am Rockzipfel hängt). Als 2013 der Disneynature-Film „Schimpansen“ (fd 41 699) in die Kinos kam, provozierte der Film einen kleinen Skandal: Einer der beteiligten Wissenschaftler sprach öffentlich über die Hintergründe der Produktion (das Schimpansenjunge, das im Film von einem Affenmännchen adoptiert wird, starb nach wenigen Monaten) und dem Zwang zum Happy End. Später verteidigte der Mann allerdings Disneys stark beschönigte Version: Die Fakten würden stimmen, das „emotionale Herz des Films“ sei die Adoption. Es ist eine moralische Frage und wohl auch eine der kulturellen Prägung, ob man Disneys vermenschlichten Erzählungen folgen will. Die Annahme, dass hier reine Fakten referiert werden, ist ziemlich blauäugig. In „Bären“ suggeriert die Montage beispielsweise, dass die kleine Wandergruppe nur knapp einer eindrucksvoll herab donnernden Lawine entgeht. Egal, ob „echt“ oder nicht: die Suspense-Momente funktionieren, natürlich auch durch den Einsatz entsprechender Musik. Wobei durchaus darauf geachtet wird, kleine Zuschauer nicht zu überfordern. Da die Hauptnahrung der Bären sich wesentlich aus Gras, Muscheln und Lachsen zusammen setzt und die aufregendste Konfrontation in dem wiederkehrenden (Zeitlupe-) Machtkampf zweier kapitaler Bärenmännchen besteht, ist der Film durchaus ab dem Vorschulalter geeignet. Absolut eindrucksvoll ist dabei die Naturfotografie. Die atemberaubenden Bilder aus der Luft oder aus unmittelbarer Nähe machen letztlich dann auch das Defizit an wissenschaftlicher Informationen wett, die sich gleichwohl unaufdringlich und anekdotisch ausführlicher hätte einflechten lassen: Was machen Scout und Amber, wenn sie nach drei Jahren erwachsen sind? Warum fressen sie die Menschen nicht, die sie filmen? Und wo ist eigentlich der Papa der beiden kleinen Bären?
Kommentar verfassen

Kommentieren