The Man Who Killed Hitler and Then the Bigfoot

4K UHD. | USA 2018 | 94 Minuten

Regie: Robert D. Krzykowski

Ein alter US-Kriegsveteran, der nun weitgehend vereinsamt in einer kleinen Stadt nahe der kanadischen Grenze lebt, erinnert sich an eine verlorene Liebschaft und seinen Spezialauftrag während des Zweiten Weltkriegs: Hitler zu töten. Als zwei Regierungsbeamte ihn für einen neuen Job akquirieren wollen, bei dem es um den Bigfoot geht, zögert er. Der ganz auf den markanten Hauptdarsteller zugeschnittene Film entwickelt sich mäandernd zwischen den Zeitebenen zu einer satirisch-melancholischen Abrechnung mit dem Konzept des Heldentums rund um einen altersmüden Kämpfer, der im Töten keinen Sinn mehr sehen kann. - Ab 14.
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Filmdaten

Originaltitel
THE MAN WHO KILLED HITLER AND THEN THE BIGFOOT
Produktionsland
USA
Produktionsjahr
2018
Produktionsfirma
Epic/Title Media
Regie
Robert D. Krzykowski
Buch
Robert D. Krzykowski
Kamera
Alex Vendler
Musik
Joe Kraemer
Schnitt
Zach Passero
Darsteller
Sam Elliott (Calvin Barr (alt)) · Aidan Turner (Calvin Barr (jung)) · Sean Bridgers (Mr. Gardner) · Ron Livingston (Flag Pin) · Caitlin Fitzgerald (Maxine)
Länge
94 Minuten
Kinostart
-
Fsk
ab 12
Pädagogische Empfehlung
- Ab 14.
Genre
4K UHD. | Abenteuer | Drama | Fantasy
Externe Links
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Heimkino

Der Film erscheint als DVD, BD und "3-Disc Limited Collector's Edition im Mediabook" (Ultra HD Blu-ray + Blu-ray + DVD) mit einem 28-seitigen Booklet mit analytischen Texten zum Film. Die Extras des Mediabooks umfassen u.a. den Kurzfilm "Elsie Hooper" (6 Min.), einen dt. untertitelbaren Audiokommentar des Regisseurs sowie ein Feature mit im Film nicht verwendeten Szenen (9 Min.) und ein Interview mit dem Komponisten Joe Kraemer (6 Min.). Das Mediabook ist mit dem Silberling 2019 ausgezeichnet.

Verleih DVD
Capelight (16:9, 2.35:1, DD5.1 engl./dt.)
Verleih Blu-ray
Capelight (16:9, 2.35:1, dts-HDMA engl./dt.)
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Sam Elliott als alter US-Veteran, der auf eine bewegte Lebensgeschichte zurückblickt und in ein letztes Abenteuer geschickt wird.

Diskussion

Der Schauspieler Sam Elliott begann seine Karriere in den 1960er-Jahren mit Mini-Rollen in „The Way West“ und „Butch Cassidy and the Sundance Kid“ (in dem auch seine spätere Ehefrau Katharine Ross mitwirkte). Seither hat der Schlacks mit der auch im Alter noch vollen Haarmähne und dem Schnauzer, den markanten buschigen Augenbrauen und der noch markanteren Stimme immer wieder in Western mitgespielt. Der Film mit dem wunderlichen Titel „The Man Who Killed Hitler and Then the Bigfoot“ scheint vor allem eine Hommage an Elliotts so gewonnenes Image als archetypischer US-amerikanischer Held zu sein – ist zugleich aber, verpackt in eine ebenso konfuse wie reizvolle Story, eine satirisch-melancholische Abrechnung mit dem Konzept des Heldentums. Und ähnlich wie zuletzt etwa „Lucky“ mit Harry Dean Stanton oder „Ein Gauner & Gentleman“ mit Robert Redford tritt der Plot fast in den Hintergrund gegenüber dem Vergnügen, Sam Elliott beim Da-Sein auf der Leinwand zuzusehen und die Landschaft seines Gesichts zu studieren.

Ein Pendant zum Drachentöter-Mythos

Calvin Barr, die Figur, die Elliott hier spielt, hat sich die Falten auf seinem Gesicht auf spektakuläre Weise erworben. Der Mann, der ein ziemlich einsames Leben in einer kleinen Stadt nahe der kanadischen Grenze führt, war früher ein legendärer Soldat, der angeblich Adolf Hitler getötet hat – sozusagen das 20.-Jahrhundert-Pendant zum Drachentöter-Mythos. Dass dies keine Gerüchte sind, sondern Tatsachen, sieht man in Rückblenden, die Barrs Erinnerungen visualisieren. Als junger Mann (gespielt von Aidan Turner) infiltrierte Barr in einer waghalsigen Ein-Mann-Geheimmission von Osteuropa aus in Nazi-Uniform das Deutsche Reich und schaffte es, ins „Allerheiligste“ des Führer-Arbeitszimmers vorzudringen.

Regisseur Robert D. Krzykowski baut diesen „Alternative History“-Plot indes keineswegs zum spannungstreibenden Fokus aus; die achronologische Zerstückelung der Ereignisse simuliert vielmehr die Willkür von Barrs Erinnerungsprozessen, die mal bei dem verharren, was andere als den großen Moment seines Lebens ansehen würden – die Tötung Hitlers –, mal bei einer kuriosen Begegnung bei einer Rasur irgendwo in Osteuropa, und immer wieder bei seiner großen Liebe, vom ersten Aufeinandertreffen über idyllische Momente der Zweisamkeit bis hin zu einem Abschied, von dem der junge Barr damals noch nicht wusste, dass er endgültig sein sollte.

Was wirklich zählt

Über all dem liegt ein Hauch von Trauer. Der alte Barr blickt, wie er zu Beginn dem Barkeeper in seiner Stammkneipe erzählt, mit Reue und Bedauern auf sein Leben zurück, das er nur noch mit seinem Hund teilt. Später, als zwei Regierungsbeamte ihn aufsuchen, um ihn und seine legendären Fähigkeiten für ein neues Abenteuer zu reaktivieren, bei dem dann der Bigfoot ins Spiel kommt, bekennt er, dass er seine „Heldentat“ nachträglich als völlig sinnlos empfindet, weil die Tötung Hitlers damals politisch längst wirkungslos gewesen sei und am Lauf der Geschichte nichts geändert habe; noch einmal ein Wesen zu töten, ist das letzte, was er will.

Natürlich lässt sich Barr trotzdem für eine letzte Mission anheuern; allerdings entfaltet sich auch diese wieder, ohne Barr oder dem Publikum die geringste Befriedigung zu geben. Viel wichtiger als der Bigfoot wird für den alten Mann gegen Ende des Films sein kleiner Bruder, zu dem er lange den Kontakt verloren hatte, bis er schließlich zögerlich wieder seine Nähe sucht. Denn „The Man Who Killed Hitler and Then the Bigfoot“ erzählt vor allem davon, dass es gar nicht die großen Kämpfe sind, die einen Menschen definieren und sein Glück ausmachen, sondern die friedlichen Begegnungen und die Beziehungen, die er zu anderen aufbaut.

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