Die Berufung - Ihr Kampf für Gerechtigkeit

Biopic | USA 2018 | 121 Minuten

Regie: Mimi Leder

Fiktionalisiertes Drama über die frühe Karriere der späteren US-Richterin am Obersten Gerichtshof Ruth Bader Ginsburg, in dem ihr lebenslanger Kampf um die juristische Gleichberechtigung der Geschlechter glaubwürdig herausgearbeitet wird. Allerdings vermag der Film die jüdische Herkunft der Anwältin und die antisemitischen Ressentiments in den 1950er- und 1960er-Jahren nicht einzubeziehen und verliert sich über weite Strecken in allzu klischeehafter Darstellung ihres Familienlebens. Dabei setzt er auf die Stilmittel eines Melodrams der 1950er-Jahre, die er mit der Huldigung einer ikonischen Kämpferin für Recht und Freiheit nicht zusammenbringt. - Ab 14.
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Filmdaten

Originaltitel
ON THE BASIS OF SEX
Produktionsland
USA
Produktionsjahr
2018
Produktionsfirma
Amblin Partners/Participant Media/Robert Cort Prod.
Regie
Mimi Leder
Buch
Daniel Stiepleman
Kamera
Michael Grady
Musik
Mychael Danna
Schnitt
Michelle Tesoro
Darsteller
Felicity Jones (Ruth Bader Ginsburg) · Armie Hammer (Martin Ginsburg) · Justin Theroux (Mel Wulf) · Sam Waterston (Erwin Griswold) · Kathy Bates (Dorothy Kenyon)
Länge
121 Minuten
Kinostart
07.03.2019
Fsk
ab 0; f
Pädagogische Empfehlung
- Ab 14.
Genre
Biopic | Drama
Externe Links
IMDb | TMDB | JustWatch

Heimkino

Verleih DVD
Entertainment One (16:9, 1.85:1, DD5.1 engl./dt.)
Verleih Blu-ray
Entertainment One (16:9, 1.85:1, DD5.1 engl./dt.)
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Fiktionalisiertes Drama über die frühe Karriere der späteren US-Richterin am Obersten Gerichtshof, Ruth Bader Ginsburg, und ihren lebenslangen Kampf um die juristische Gleichberechtigung der Geschlechter.

Diskussion

Ende 2018 lief in den deutschen Kinos der sorgfältig recherchierte Dokumentarfilm „RBG“ an, der das Leben und die Karriere der US-Juristin Ruth Bader Ginsburg beleuchtete. Dass mit „Die Berufung“ nun ein weiterer Film über die amtierende Richterin am Supreme Court, dem Obersten Gerichtshof der USA, folgt, unterstreicht die Bedeutung der zierlichen, von ihrer Mission aber besessenen Frau, die einen Durchbruch in dem von Männern dominierten US-Justizsystem erzielt hat. Der Erfolg beider Filme bestätigt auf seine Weise die enorme Popularität, aber auch die historische Rolle von Ginsburg im Kampf um Gleichberechtigung.

„On the Basis of Sex“, wie der Film im Original heißt, konzentriert sich auf die frühen Jahre ihrer Karriere und vermeidet damit eine Doppelung der weitaus breiter gefassten Informationen aus „RBG“. Im Zentrum des von Mimi Leder inszenierten und von Daniel Stiepleman, einem Neffen von Ginsburg, geschriebenen Films steht der Prozess, der Ginsburgs Denken und Handeln definiert hat: Charles E. Moritz vs. Commissioner of Internal Revenue, ein Verfahren, das paradoxerweise den Kampf um die Gleichberechtigung der Geschlechter auf den Kopf stellte. Es ging darin nämlich um die Gleichberechtigung eines Mannes.

Frühe Stationen einer Karriere

Was oft einseitig als juristischer Aktionismus zugunsten der Frauen betrachtet wird, hat Ginsburg als immanenten Bestandteil der US-amerikanischen Verfassung aufgezeigt und als grundlegendes Element der Gesellschaft und des Gesetzes definiert. Dem ist sie durch alle Stationen ihrer Karriere treu geblieben, wohin ihr der Film allerdings im Einzelnen nicht mehr folgt.

Stiepleman und Leder reichern Ginsburgs juristisches Wirken indes mit Details aus ihrem Privatleben an, was dem Film Kritik eingehandelt hat. Ihre Zeit in Harvard und Columbia war privat und beruflich keineswegs nur von der juristischen Ausbildung bestimmt, sondern mindestens ebenso stark von ihrer jüdischen Herkunft und dem Antisemitismus der 1950er- und 1960er-Jahre geprägt.

Eine vereinzelte Menora, die einmal am Bildrand auftaucht, ist aber nicht genug, um die Bedeutung dieser Umgebung und eines zweiten juristischen Kampfes um die – diesmal religiösen – Rechte einer Minorität deutlich zu machen. Vor allem dann nicht, wenn die Schauspielerin Felicity Jones, der man die Rolle anvertraut hat, diesen Aspekt von Ginsburgs Identität nicht zu repräsentieren vermag.

Mit melodramatischen Anklängen

So erfolgreich der Film Ginsburgs berufliche Bestimmung und ihre individuelle Charakterstärke auszudrücken versteht und so überzeugend er die von Ideologien und Traditionen geprägten Vorurteile ihrer Arbeitgeber und Kollegen darstellt, scheitert er an der Verpackung des gesellschaftlich brisanten Themas, da er sich zu sehr an den kommerziellen Vorgaben von Hollywood festklammert.

Besonders das erste Drittel strampelt sich an einer Familiengeschichte ab, deren Kennzeichen und Dynamik allzu sehr in den Gewohnheiten und Klischees US-amerikanischer Ehe- und Familiendramen verhaftet bleiben. Im Drang, die junge Ruth Bader Ginsburg zunächst einmal sympathisch erscheinen zu lassen, ehe sie in die Arena juristischer Nahkämpfe geschickt wird, scheut die später dann so konzise Regie nicht davor zurück, aus der Hauptfigur die Protagonistin eines Melodramas aus den 1950er-Jahre zu machen, passend zur zeitlichen Orientierung, aber viel zu schicksalhaft und identifikationshungrig in Szene gesetzt für einen Film, der letztlich die ikonischen Qualitäten einer Kämpferin für Recht und Freiheit auf seine Fahnen schreiben möchte.

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