Der Fischer Curly Dean (James Burrows) arbeitet auf einem der wenigen verbliebenen Fischkutter, die vom englischen Seehafen Grimsby aus auf See fahren. Einst war Grimsby einer der größten Fischereihäfen der Welt, doch das ist lange her. Curly freut sich auf den Landgang, will er doch mit seinem besten Kumpel, dem herzensguten, aber etwas einfältigen Budgie (Sam Glen) drei Tage lang feiern und dabei die Heuer der letzten Fahrt auf den Kopf hauen. Im Hafen wartet schon ihr gemeinsamer Freund Codge (Michael Kinsey), der wegen seines übermäßigen Drogenkonsums nicht mehr mit auf See fahren durfte. Doch kaum hat sich Curly für den ersten Barbesuch fein gemacht, erfährt er, dass sein Arbeitgeber Barr (Colm Meaney) die Docks an eine Investorengruppe verkauft hat, die für die Küstengrundstücke ambitionierte Pläne zur Gentrifizierung entwickelt hat. Alle Fischer und Mitarbeiterinnen fischverarbeitender Betriebe verlieren somit ihre Jobs.
Klar, dass Barr sich damit nicht beliebt macht. Sein frustrierter Mitarbeiter und Ex-Fischer Graham (Jonas Armstrong) weiß, dass der gewiefte Geschäftsmann viel Bargeld für einen dubiosen Deal in einem Tresor aufbewahrt, und gewinnt Curly und seine Freunde für die Idee, den Tresor auszuräumen. Allerdings hat Barrs Assistentin Gilly (Lauren Foster) den Plan zufällig mitgehört und bittet Curly, auf den sie ein Auge geworfen hat, keine Dummheiten zu machen. Schön wär’s: Der Coup ist gerade gestartet, da passiert die erste Panne.
Der Wind weht rau für die Fischer
Der Filmtitel bezieht sich auf ein geflügeltes Wort, das auf die Glanzzeiten von Curlys krankem Vater zurückgeht: Seinerzeit fühlten sich die heimgekehrten Fischer wie „Millionäre für drei Tage“, wenn sie das schwer verdiente Geld bei dreitägigen Dauerfeiern übers Wochenende wieder verprassten. Curly hat noch nicht bemerkt, dass sich die Zeiten geändert haben und die Fischindustrie vor dem Kollaps steht. In der Eingangssequenz präsentiert er sich als ebenso großmäuliger wie charmanter tätowierter Macho, der zwischen Liegestützen in die Kamera plärrt: „Wir sind Freaks, wir riskieren alles, machen eine Menge Geld und verbrennen es wieder.“
Sein erster Auftritt wird garniert mit der Einblendung: „The greatest Trawlerman in Grimsby“. Ähnlich grelle Etiketten bekommen auch andere Figuren wie Codge („Blutgruppe Amphetamin“) verpasst. Seine schwangere Geliebte Demi (Melissa Batchelor) trägt den Beinamen „a.k.a. Pitbull“, und Budgies bescheidenes Love Interest Queenie (Grace Long) erhält das Attribut „Third Generation Factory Girl“.
Gauner-Action trifft Sozialkomödie
Das Heist Movie des britischen Regisseurs Jack Spring hat offenkundig viele Väter. Es bedient sich bei den schwarzhumorigen Gaunerfilmen von Guy Ritchie („Snatch“) und bei der Drogensatire „Trainspotting“ von Danny Boyle, lehnt sich gelegentlich an den sozialkritischen Impetus der Filme von Ken Loach an, wandelt aber vor allem auf den Spuren erfolgreicher Arbeiterkomödien wie „Ganz oder gar nicht“ und „Brassed Off“.
Allerdings erreicht „Three Day Millionaire“ nicht die existenzielle Fallhöhe jener Spielfilme aus den späten 1990er-Jahren und auch nicht deren sozialkritisch-klassenkämpferischen Biss. Curly und seine Spießgesellen sind zwar empört über Ungerechtigkeit und Jobverlust, die Underdogs kämpfen aber jeweils mit weiblicher Unterstützung nur um das Startkapital für den eigenen Neuanfang in der Ferne, nicht aber für das Wohlergeben der Community.
Es bleiben ein paar Ungereimtheiten
Der 1996 in London geborene Regisseur Jack Spring, der zuletzt mit der Männerkomödie „Destination Dewsbury“ (2018) hervorgetreten ist, zeigt hier keine nennenswerten Ambitionen, das Genre mit neuen Aspekten zu bereichern oder eine eigene Handschrift zu entwickeln. Die konventionelle David-gegen-Goliath-Story ist schwungvoll erzählt, die Inszenierung bleibt aber bis zum Happy-End den gängigen Erzählmustern verhaftet. Den Raubzug setzt Spring durchaus spannend in Szene, laviert sich aber mit Hilfe erzählerischer Ellipsen durch die technischen Einzelheiten, sodass einige Ungereimtheiten bleiben. Dass die drei Möchtegernräuber jeweils in eine romantische Nebenhandlung verwickelt werden, bremst zudem die Hauptstory um Klassengegensätze, Ungerechtigkeit und Traditionserhalt unnötig oft aus.
Der Unternehmer Barr ist letztlich die interessanteste Figur des Films und damit eine Paraderolle für den irischen Charakterdarsteller Colm Meaney, der hier einmal mehr seine darstellerische Kompetenz unter Beweis stellt. Denn Barr, der als arroganter Fiesling eingeführt wird, erweist sich als intelligenter Strippenzieher, der sich auch von gerissenen Geschäftsleuten, Finanzjongleuren und Politikern aus London nicht die Butter vom Brot nehmen lässt. James Burrows bleibt dagegen als frech-fröhlicher Draufgänger Curly weitgehend eindimensional, er macht ebenso wenig tiefgreifende Entwicklungen durch wie die anderen Protagonisten.