Uwe Hinrichs ist ein Eigenbrötler, wie er im Buche steht: mürrisch, unfreundlich und verstockt. Seine Mitmenschen sind ihm herzlich egal, und als „letzter Ostfriese“, so seine Selbsteinschätzung, spricht er nur Plattdeutsch. Nach dem Tod seiner Frau ist er noch sonderlicher geworden und weigert sich sogar, die wenigen Kunden der kleinen Tankstelle, in der er arbeitet, zu bedienen. Viel lieber werkelt Uwe, wenn auch nicht sehr geschickt, an seinen Buddelschiffen, oder macht sich in seinem alten Haus zu schaffen – verbotenerweise, denn die Stadt hat es gepfändet. Ein „Zentrum für ausländische Fachkräfte“ soll hier entstehen. Umgehend macht Uwe in der Dorfkneipe Stimmung gegen die „Utländer“. Doch plötzlich stehen sie vor der Tür, von pflichteifrigen Projekt-Beamten mit dem Kleinbus angekarrt und abgeladen. Uwe geht mit einem Traktor zur Gegenwehr über – und schießt mit einigen Kollateralschäden gewaltig übers Ziel hinaus. Darum wird er dazu verdonnert, den ausländischen Mitbürgern Deutsch beizubringen. Widerwillig gibt er sich geschlagen. Da gibt es nur ein Problem: Uwe spricht nur Platt.
Mehr als ein Jahr ist seit Beginn der Flüchtlingskrise vergangen, und nach erbittert geführten Polit-Debatten, AfD-Wahlerfolgen und Pegida-Hetze wäre man für ein wenig Komik und Ironie bezüglich des Themas im Kino dankbar, zumal die Norweger mit „Welcome to Norway“
(fd 44 221) vorgeprescht sind. Doch was Gregory Kirchhoff mit seiner Komödie vorlegt, ist doch arg bieder, seicht und handzahm. Das beginnt schon mit der Schilderung der „besorgten“ Dorfbewohner: ein bisschen Globalisierung, weil die Werft nach China verkauft wurde, ein bisschen Marktkonzentration, weil die Tankstelle einer großen Kette gehört, ein bisschen Landflucht, weil hier fast nur noch ältere Menschen leben. All das ist aber nur Behauptung, weil sich die Zustände und ihre Folgen nicht in den Bildern festmachen lassen, von der Brisanz ganz zu schweigen. Wie sehr sich gerade in kleineren Gemeinden die Bewohner mit Klagen vor Gericht, Unterschriftensammlungen, einstweiligen Verfügungen oder Demonstrationen gegen den Zuzug von Ausländern wehren, findet im Film nicht statt. Das Thema „Flüchtlinge“ vermeidet Kirchhoff – hier geht es um ausländische Fachkräfte, von der vietnamesischen Ärztin bis zum libanesischen Schiffsingenieur. Obwohl sie mit ihrer Anwesenheit für großen Aufruhr sorgen, fungieren sie doch bloß als Stichwortgeber, die angesichts des Sprachwirrwarrs dumm aus der Wäsche gucken und ansonsten den Klischees ihrer Herkunftsländer folgen. Immerhin: Ausländer werden gebraucht, auch in der deutschen Provinz. Das merkt man spätestens (und überdeutlich), wenn der libanesische Schiffsingenieur Uwe mit seinen Buddelschiffen hilft.
Die Kursleiter und Dorfpolitiker sind hingegen nur alberne Witzfiguren ohne Konturen oder Doppelbödigkeit. Sie geraten von einer Posse in die nächste, ohne dass der Film aus der Wiederholung des Slapsticks komisches Potenzial schlagen würde. Schade ist es auch um Dieter Hallervorden, der einen einsamen, alten Miesepeter spielt, der für das, was er auf Geheiß anderer tun soll, nicht geschaffen ist. Seinen Humor darf Hallervorden nicht ausspielen, sein Plattdeutsch wirkt aufgesagt. Er ist ein Ritter von der traurigen Gestalt, der vergeblich gegen Windmühlen ankämpft.