Nachrufe

Zum Tode von Tom Wilkinson (5.2.1948-30.12.2023)

Der britische Bühnendarsteller Tom Wilkinson wurde im mittleren Alter ein hochbegehrter Charaktermime im Kino, der nach seinem Auftritt als Amateur-Stripper in „Ganz oder gar nicht“ 25 Jahre lang in zahlreichen Filmrollen glänzte. Zuverlässig und vielseitig füllte er autoritäre Charaktere ebenso aus wie Sympathieträger und glänzte besonders dort, wo vermeintlich gefestigte Männer vor den Augen der Zuschauer von Schicksalsschlägen aus dem Gleichgewicht gebracht wurden.

Von Marius Nobach

Trotz allem mit Liebe filmen - Erinnerungen an Otar Iosseliani

Die Welt ist eigentlich zu hässlich, als dass sie die Zärtlichkeit und Zuneigung verdient hätte, mit der Otar Iosseliani auf sie geblickt hat. Obwohl er nicht an die Veränderbarkeit der Wirklichkeit glaubte, rückte er das Unscheinbare und Beiläufige ins Zentrum seiner Filme. Und auch wenn Aufbruch und Scheitern darin eng verwandt sind wie Komik und Tragik, dominierte stets der Wunsch, gut gelebt zu haben, bevor man stirbt. Nachruf auf einen heiteren Melancholiker.

Von Patrick Holzapfel

In Memoriam… 2023

Zu den Übergangsritualen ins neue Jahr gehört auch der Rückblick auf verstorbene Filmschaffende. Das ist mehr als eine pflichtschuldige Übung, die verdienstvollen Akteuren posthum Respekt zollt. Die kleinen Wort-Stelen halten vielmehr die bleibenden Verdienste der Künstlerinnen und Künstler fest, die sich auf ihre Weise ins Reich der bewegten Bilder eingeschrieben haben. Ohne sie würden die Leinwände weniger funkeln. Ihr Andenken öffnet zudem den Raum der Filmgeschichte, ohne deren Kontexte vieles Neue gar nicht denkbar wäre.

Von Marius Nobach

Nachruf auf Christoph Böll

Im Alter von 74 Jahren ist der Filmemacher und Künstler Christoph Böll am 7. Oktober verstorben. Sein umfangreiches Filmwerk zählt über 100 Werke, darunter Spiel- und Dokumentarfilme, aber auch viele Experimentalfilme. Der Neffe des Schriftstellers Heinrich Böll arbeitete sich darin auch immer wieder an seinen kirchlichen Traumata ab, fand zuletzt aber einen neuen künstlerischen Zugang zum Religiösen.

Von Peter Kremski

Nachruf auf Terence Davies

Das Werk des britischen Filmemachers Terence Davies ist schmal, aber reich. In den 1990ern wurde er mit Filmen wie „Das Ende eines langen Tages“ bekannt, in denen er seine Wurzeln als Arbeiterkind spiegelte; später wandte er sich oft der Literatur zu, bis hin zu den Biopics „A Quiet Passion“ über die Dichterin Emily Dickinson und „Benediction“ über Autor Siegfried Sassoon. Nun ist Davies im Alter von 77 Jahren verstorben – sein Werk aber verdient es, lebendig zu bleiben.

Von Lukas Foerster

Der Zauberer - Michael Gambon

Mit seiner Rolle als weiser Zauberschuldirektor Albus Dumbledore in den „Harry Potter“-Filmen eroberte der 1940 geborene britisch-irische Schauspieler weltweit die Herzen des Kinopublikums; zuvor hatte er sich in seiner Heimat als Bühnen- und Filmdarsteller längst einen Namen gemacht, zahlreiche Theaterpreise kassiert und war bereits 1998 von der Queen geadelt worden. Nun ist der exzentrische Charakterkopf im Alter von 82 Jahren verstorben. Ein Nachruf.

Von Marius Nobach

Zum Tod des „Kinopfarrers“ Michael Graff

In den 1990er-Jahren entfaltete der katholische Gemeindepfarrer Michael Graff in Alpirsbach im Schwarzwald eine kreative Filmarbeit, die bald über das kleine Städtchen hinausstrahlte, an anderen Orten Wurzeln schlug und die kirchliche Beschäftigung mit Film nachhaltig inspirierte. Im Alter von 74 Jahren ist Graff am 19. August 2023 in Kempten gestorben.

Von Josef Lederle

Zum Tod von Claus Boje

Von dem Produzenten Claus Boje wurde meist im Zusammenhang mit dem Regisseur Detlev Buck gesprochen, mit dem er 1989 die BojeBuck-Produktionsfirma ins Leben rief; später auch in Kombination mit Leander Haußmann, dessen erfolgreiche Komödien ebenfalls von BojeBuck produziert wurden. Doch im Hintergrund zog Boje die Strippen und beflügelte mit seiner Begeisterungsfähigkeit und seinem Mut zum Risiko das deutsche Kino der 1990er-Jahre. Im Alter von 65 Jahren ist Claus Boje am 25. August 2023 verstorben.

Von Jörg Taszman

New Hollywood Maverick - William Friedkin

Der 1935 geborene US-Filmemacher William Friedkin kam vom Dokumentarfilm. In den 1970er-Jahren wurde er mit „Brennpunkt Brooklyn“ und „Der Exorzist“ zu einer der prägenden Figuren des New Hollywood. Auch sein späteres Werk, das von der Filmkritik weitgehend missachtet wurde, verdient Beachtung, denn Friedkin transformierte darin Genremechanismen in radikale Kunstwerke. Ein Nachruf auf den Regisseur, der am 7. August verstorben ist.

Von Marcus Stigglegger

Königin der Paradoxe - Jane Birkin

Anlässlich des Todes von Sängerin und Schauspielerin Jane Birkin (14.12.1946-16.7.2023) erinnern zahlreiche Nachrufe an ihr Flair als Stil-Ikone und It-Girl, das in den 1960er-Jahren an der Seite von Serge Gainsbourg zum Star avancierte. Aber auch ihr Beitrag zum französischen Kino verdient es, im Gedächtnis zu bleiben.

Von Esther Buss