Imitation des Lebens: Douglas Sirk und das ironisierte Melodram
Der Filmwissenschaftler Thomas Brandlmeier hat aus seiner lebenslangen Beschäftigung mit dem Regisseur Douglas Sirk eine eingehende, sehr lesenswerte Monografie destilliert. Sämtliche Filme des Melodram-Spezialisten werden darin beleuchtet, wiederkehrende Motive offengelegt und Sirks Kunst der Ironie gefeiert, sodass hinter seinen künstlerischen Arrangements die Abgründe aufscheinen.
Von Jens Hinrichsen
Fassbinders Set und Udo Jürgens’ Badewanne - Der Bildband „Boulevard der Eitelkeiten“
In dem Bildband „Boulevard der Eitelkeiten“ schaut der 2021 verstorbene Fotograf Roger Fritz anekdotenreich und trophäenbewusst auf das Treiben der von ihm über sieben Jahrzehnte hinweg porträtierten Promi-Welt zurück. Auch sein Flirt mit dem Filmgeschäft, der ihn zeitweise zum Schauspieler und Regisseur machte, findet in dem Buch viel Raum.
Von Alexandra Wach
Der Tod kommt in die Stadt
Am 4.
März 1922 wurde Friedrich Wilhelm Murnaus „Nosferatu“ uraufgeführt, die erste Verfilmung
von Bram Stokers "Dracula". In dem Stummfilm-Klassiker verkörpert der
Vampir die Allmacht des Todes. Murnaus traumatische Kriegserlebnisse gingen
ebenso in den Film ein wie das Massensterben an der Spanischen Grippe. Nach
zwei Jahren Covid-Pandemie und ausgerechnet am Beginn eines neuen Kriegs in
Europa feiert der Horrorfilm sein 100. Jubiläum.
Von Jens Hinrichsen
Lustige Ladys: „No Angels“: Die „Berlinale“-Retro 2022
In den 1930ern verkörperten Mae West, Rosalind Russell und Carole Lombard im Komödienfach sehr unterschiedliche Frauentypen – West als provokative Sexbombe, Russell als kompetentes Working Girl und Lombard als unkonventionell-bezauberndes Temperamentsbündel. Dabei fand jede auf ihre Weise Wege, Widerstand gegen hergebrachte Genderbilder zu leisten. Eigentlich sollte die „Berlinale“-Retrospektive bereits 2021 die drei Diven hochleben lassen; wegen der Corona-Turbulenzen wurde dies auf die Ausgabe 2022 verschoben, die am 10. Februar beginnt.
Von Jens Hinrichsen
Bergmans Titanenkämpfe
Mit seinen Filmen hat Ingmar Bergman Kinogeschichte geschrieben – immer stand die menschliche Psyche, die Sinnsuche seiner Charaktere im Mittelpunkt. Neu übersetzte Arbeitstagebücher geben jetzt Einblicke in die Arbeitsweise des Schweden, die von seinen eigenen Hoch- und Tiefstimmungen nicht zu trennen war.
Von Alexandra Wach
Archive des Alltags: „Was wir filmten. Filme von ostdeutschen Regisseurinnen nach 1990“
Was machten die DEFA-Regisseurinnen nach 1990? Vor welchen Herausforderungen stehen ostdeutsche Filmemacherinnen heute? Initiiert durch eine Filmreihe beim Internationalen Frauen* Film Fest 2020 ist der Sammelband „Was wir filmten. Filme von ostdeutschen Regisseurinnen nach 1990“ entstanden, der eine filmhistorische Leerstelle füllen und die Erinnerungskultur vielstimmiger machen will.
Von Maxi Braun
Hollywoods liebste Hassfigur - Erich von Stroheim
Als Schauspieler in Schurken-Rollen verdiente er sich den Titel „The man you love to hate“, und auch als Regisseur machte er sich bei den Produzenten mit seinen maßlosen Ansprüchen unbeliebt: Der aus Wien stammende Filmemacher Erich von Stroheim war das „enfant terrible“ im Hollywood der Goldenen Ära. Der Streamingdienst Mubi erinnert im April mit zwei Filmen an ihn: „Foolish Wives“ ist seit 12. April zu sehen; der von ihm begonnene Film „Merry-Go-Round“ folgt am 28. April.
Von Jens Hinrichsen
Filmliteratur: Studie zum Umgang mit NS-Verbotsfilmen nach 1945
In der Studie „Von Kanonen und Spatzen“ zeichnet die Filmwissenschaftlerin Johanne Hoppe den defizitären Umgang der FSK und der Murnau-Stiftung mit NS-Filmen nach und bilanziert die weiter bestehende Notwendigkeit einer bislang ausgebliebenen Aufarbeitung des braunen Filmerbes.
Von Josef Nagel
Die Retterin des Kinos - Lotte Eisner
Sie war eine der prägenden Persönlichkeiten der Filmkultur des 20. Jahrhunderts. Dabei führte Lotte Eisner erst die Vertreibung durch die Nazis zum Kino und zu Henri Langlois, an dessen Seite sie in der Cinémathèque française dem Weimarer Kino ein Nachleben sicherte. Die Dokumentation „Ein Leben für den Film – Lotte Eisner“ (in der arte Mediathek ) erinnert an die hellsichtige Intellektuelle.
Von Patrick Holzapfel
Ken Adam - Vom Erfinden der Wirklichkeit im Film
Der aus Berlin stammende Ken Adam (1921-2016) schrieb mit spektakulären Sets Filmgeschichte und erlangte als einer der wenigen Szenenbildner Starstatus. Anlässlich seines 100. Geburtstags am 5. Februar präsentiert die Deutsche Kinemathek ein spezielles Online-Programm zu seinen Ehren.
Von Ralph Eue