Die Kunst der Clownerie - Giulietta Masina
Weltberühmt wurde sie als Gelsomina in dem Melodram „La Strada“ (1954), das sie zusammen mit ihrem Ehemann Federico Fellini drehte. Ihr traurig-fröhliches Clownsgesicht wurde zur ikonischen Persona der italienischen Schauspielerin Giulietta Masina. Doch ihre Darstellerinnenkunst erschöpfte sich keineswegs im Tragikomischen. Eine Würdigung einer großen Schauspielerin, die allzu lange im Schatten von Fellini stand. Am 22. Februar wäre sie 100 Jahre alt geworden.
Von Thomas Klein
Gaukler im Fieber - Thorsten Merten
Unter den deutschen Darstellern ist kaum jemand in Kino und Fernsehen so omnipräsent wie der 1963 geborene Thorsten Merten. Am Montag, 8. Februar, ist er als Ermittler im ZDF-„Spreewaldkrimi“ zu sehen. Er ist Teil des Weimarer „Tatort“-Teams, er spielt in Serien von „Babylon Berlin“ bis „Das letzte Wort“ mit, er brilliert als Stammschauspieler bei Andreas Dresen oder glänzt in Kinofilmen wie „Curveball“ in denkwürdigen Nebenrollen. Über einen Meister der verlässlichen und doch immer wieder überraschenden Auftritte.
Von Cosima Lutz
Es geschah in einer Kino-Nacht - Clark Gable
„Dear Mr. Gable, You Made Me Love You“, flötete Judy Garland in „Broadway Melody of 1938“ – und sang vielen Zeitgenossinnen aus dem Herzen: Clark Gable war in den 1930er-Jahren der „King of Hollywood“, gipfelnd in seiner Verkörperung des Rhett Butler in „Vom Winde verweht“. Der Machismo der Glücksritter, die er immer wieder verkörperte, fällt aus heutiger Sicht zwar oft in die Kategorie „toxische Männlichkeit“; die ironische Lässigkeit und das Charisma des Stars sind indes noch immer reizvoll.
Von Jens Hinrichsen
Subversion auf böhmisch - Vlastimil Brodský
Die Titelrolle in „Jakob der Lügner“ (1975) machte den tschechischen Schauspieler Vlastimil Brodský weltberühmt. Seine Kunst, mit spitzbübischem Lächeln oder grotesken Gesten gegen die Verhältnisse zu protestieren, grundierte nicht nur sein Schaffen, sondern auch seine Haltung gegenüber jedweder Autorität. Am 15. Dezember wäre Brodský 100 Jahre alt geworden.
Von Ralf Schenk
Über dem Abgrund schweben - David Fincher
David Fincher erschafft in seinen Filmen makellose Kunstwelten,
die für die Figuren jedoch alles andere als perfekt sind. Die leiden und
straucheln, vorangetrieben vom stets gelassen bleibenden Blick eines kühlen
Formalisten. Doch gerade die
Widersprüche zwischen meisterlich gehandhabten Manipulationstechniken und deren
gleichzeitiger Kritik auf der Handlungsebene machen Finchers Filme so interessant.
Von Patrick Holzapfel
Auf zwei Dimensionen zusammengefaltet - Silke Fischer
Die Szenenbildnerin Silke Fischer hat an
der Bildsprache von vielen deutschen Filmen wie „Toni Erdmann“ und „Vor der
Morgenröte“ oder der Miniserie „Unorthodox“ mitgewirkt.
Die Kunst ihres Metiers besteht darin, zwischen Skript, Regie und Kamera eine
Räumlichkeit zu (er-)finden, die sich in die Flächigkeit der Leinwand oder des
Bildschirms übersetzt lässt.
Von Michael Kohl
„Ganz verrücktes Zeug“ - Esther Walz
Die Kostümbildnerin Esther Walz hat ihr Handwerk in den 1980er-Jahren an der renommierten Parson's School of Design in New York gelernt. Das hat ihr alle Türen für das internationale Kino geöffnet. Seit Jahrzehnten gehört sie zu den gefragtesten Kostümbildnerinnen für Film und Fernsehen. Im Interview spricht sie über ihre Arbeit und die Herausforderungen beim Entwurf der Kostüme für die aktuelle Netflix-Serie „Barbaren“.
Das Gespräch führte Thomas Klein
A Different Class - Ben Wheatley
Ben
Wheatley verpackt soziale Versuchsanordnungen in ausgefallene Genre-Mixturen. Gelernt
hat er sein Handwerk als Autodidakt; bekannt wurde er mit Filmen wie „Sightseers“,
„High-Rise“ und „Free Fire“. Am 21.10. startet bei Netflix seine Neuverfilmung
von Daphne du Mauriers Schauer-Psychodrama „Rebecca“, womit Wheatley mit keinem
Geringeren als Alfred Hitchcock wetteifert, der den Stoff 1940 verfilmte. Ein
Porträt.
Von Sofia Glasl
An der Sch(m)erzgrenze - Takeshi Kitano
Er
gilt vielen als einflussreichster japanischer Filmemacher seit Akira Kurosawa:
Takeshi Kitano hat sich seit den 1970er-Jahren in seiner Heimat zur überlebensgroßen
Medienfigur entwickelt, für internationale Cineasten ist er seit den 1990er-Jahren
eine der prägenden Gestalten des japanischen Films, nicht zuletzt fürs Genre
des Yakuza-Films. Seine vor zehn Jahren gestartete „Outrage“-Trilogie ist
derzeit bei Amazon Prime zu entdecken.
Von Sofia Glasl
Bill Murray: Der Zen-Komödiant
Bill „Groundhog Day Ghost Bustin’ Ass“ Murray ist längst nicht mehr nur ein Schauspieler, sondern ein Kultfilm in Person und ein skurriles, komisch-melancholisches Gesamtkunstwerk. Derzeit ist der Star, der im September 2020 seinen 70. Geburtstag feierte, in „On the Rocks“ im Kino und ab 23.10. auf AppleTv+ zu sehen, seiner zweiten Zusammenarbeit mit Regisseurin Sofia Coppola nach "Lost in Translation". Eine Hommage.
Von Sofia Glasl