Experimente zum Menschsein - Athina Rachel Tsangari
Die 1966 in Athen geborene Filmemacherin Athina Rachel Tsangari gehört neben Yorgos Lanthimos in den späten 2000er- und den 2010er-Jahren mit Werken wie „Attenberg“ und „Chevalier“ zu den Speerspitzen der „Greek Weird Wave“. Mit ihrem jüngsten Film „Harvest“ (ab 22. Mai im Kino) wagt sie Neues, bleibt sich aber zugleich selbst treu: Ihre Arbeiten gleichen Experimentieranordnungen für menschliche Reifungs- und Lernprozesse.
Von Esther Buss
Die Kunst des Liebens - Die Kamerafrau Caroline Champetier
Die französische Kamerafrau Caroline Champetier ist Ende April mit dem Marburger Kamerapreis 2025 ausgezeichnet worden. Ihre künstlerische Handschrift entwickelte sich in den 1980er-Jahren bei Jean-Luc Godard und Jacques Rivette, in den folgenden Jahrzehnten prägte sie die naturalistischen Bilder des Mönchdramas „Von Menschen und Göttern“ ebenso wie das „Cinéma du look“ von Leos Carax. Dabei betont sie selbst ihre „Opérateur“-Rolle als diejenige, die Bilder ins richtige Licht rückt.
Von Bert Rebhandl
Über die Logik des Kinos - Miguel Gomes und „Grand Tour“
Anlässlich der 78. Filmfestspiele in Cannes (13.5.-24.5.) präsentiert MUBI eine Filmreihe mit Highlights aus dem Festival-Jahrgang 2024. Mit dabei ist auch der Film, dessen Schöpfer mit einer „Silbernen Palme“ für die beste Regie geehrt wurde: „Grand Tour“, inszeniert von Miguel Gomes. Ein vielschichtiger Reisefilm rund um einen Briten der Kolonialzeit, der vor einer Heirat, seinen Verpflichtungen und vor sich selbst flieht und von seiner Verlobten quer durch Asien verfolgt wird.
Von Lucas Barwenczik
Miau & Mythos - Gints Zilbalodis
Dass ein lettischer Film einen „Oscar“ als bester Animationsfilm gewinnt, hat es noch nie gegeben. Dem jungen Filmemacher Gints Zilbalodis ist kürzlich bei der Verleihung der 97. Academy Awards genau das mit seinem Film „Flow“ gelungen. Sein bildgewaltiges Abenteuer um eine schwarze Katze, die sich mit anderen Tieren vor einer Sintflut auf ein Segelboot rettet, zeugt von einem ebenso eigenwilligen wie faszinierenden Stilwillen.
Von Chris Schinke
Auserwählter Außenseiter - Timothée Chalamet
Mit „Call Me By Your Name“ gelang dem 1995 in New York City geborenen Schauspieler 2016 der Durchbruch; seitdem ist er zu einem der wichtigsten Schauspieler seiner Generation herangereift und hat als Paul Atreides in den Neuverfilmungen von „Dune“ auch das Blockbusterkino erobert. Aktuell glänzt er als junger Bob Dylan in „Like A Complete Unknown“.
Von Thomas Klein
Ain’t Gonna Hang No Picture Frame - Bob Dylan als Filmemacher
Mit „A Complete Unknown“
startet am Donnerstag ein biografisches Drama um den Musiker und Poeten Bob
Dylan. Es ist das jüngste Kapitel der komplexen Beziehungsgeschichte zwischen
Bob Dylan und dem Medium Film, die von Dylans Liebe zum Kino befeuert wurde.
Allerdings schlug sie eine ganz andere Richtung ein, als dies bei anderen Musikstars
à la Elvis Presley der Fall war, die zugleich Filmstars wurden.
Von Daniel Kothenschulte
Der X-Man: Das Kino-Comeback - Tom Tykwer
Mit „Das Licht“ meldet sich Tom Tykwer im Kino zurück. Der Filmemacher, der einst mit „Lola rennt“ für Furore sorgte und mit seinen Kollegen von X-Filme eine neue Ära des deutschen Films einläutete, hat seit „Ein Hologramm für den König“ (2016) nicht mehr fürs Kino inszeniert, sondern mit „Babylon Berlin“ Seriengeschichte geschrieben. Sein jüngstes Werk eröffnet am 13. Februar die 75. Berlinale.
Von Hanns-Georg Rodek
Die Kunst des Knetens - Nick Park
Ein britischer Käseliebhaber mit Erfindergeist und sein treuer Beagle geraten ständig in neue Abenteuer. Obwohl die vielfach ausgezeichnete Stop-Motion-Reihe „Wallace & Gromit“ bislang nur auf vier Kurzfilme, einen Spielfilm plus einige Ableger kommt, hat sie sich in der britischen Medienkultur festgesetzt. Nun bringen Nick Park und das Aardman-Studio einen weiteren Teil heraus; bei Netflix startet am 3. Januar „Wallace & Gromit: Vergeltung mit Flügeln“.
Von Felix Knorr
An den Rändern der Gesellschaft - Ein Porträt von Sean Baker
Der US-Amerikaner Sean Baker dreht seit fast 25 Jahren Filme über die
sozialen Randgebiete seines Landes, in denen er mit großer Zuneigung Figuren
aus dem gesellschaftlichen Abseits porträtiert. Damit, wie er von
Armut, Migration und Sexarbeit erzählt,
ohne sie für Elendsgeschichten auszuschlachten, hat er sich als einer der konsequentesten US-Independent-Filmemacher profiliert. Mit „Anora“ hat er 2024 beim Filmfestival in Cannes die „Goldene Palme“ gewonnen; am 31.10. startet der Film nun in den deutschen Kinos.
Von Karsten Munt
Friederike Pezold - Abenteuer der Autarkie
Die österreichische Filmemacherin und Videokünstlerin Friederike Pezold, die auch unter dem Pseudonym pezoldo arbeitet, wurde ab den 1970er-Jahren mit ihren kompromisslosen Filmen bekannt. In den letzten Jahren kommt es zu einer neuen Würdigung ihrer Arbeiten. Nach wie vor beeindruckt, wie sie mit den Mitteln von Film und Video gegen fremdbestimmtes Schauen aufbegehrt.
Von Philipp Stadelmaier