Personen des internationalen Films

Martin Scorsese - Der Größte

Bei der Berlinale 2024 wurde Martin Scorsese mit einem "Ehrenbär" für sein Lebenswerk geehrt. Wie wenige andere Regisseure hat er sich mit seiner Persönlichkeit, seinen virtuosen Arbeiten und seiner schieren Leidenschaft fürs Kino in die Filmgeschichte eingeschrieben. Vor allem den Gangsterfilm hat er geprägt und von existenzieller Verlorenheit erzählt, doch in seinem Oeuvre war stets Raum für mehr: für Familienauftritte, italo-amerikanische Kultur, Musik, Mode, Geld, Autos, Essen und immer wieder das Kino selbst. Eine Hommage in 80 Beobachtungen.

Von Patrick Holzapfel

Menschen am Sonntag - Andreas Dresen über „In Liebe, Eure Hilde“

Die „Rote Kapelle“ war eine Erfindung der Nazis. Nach dem Krieg wurden die hingerichteten Widerstandskämpfer aus Berlin im Osten wie im Westen weiter missbraucht. „In Liebe, Eure Hilde“ von Andreas Dresen entwirft jetzt jenseits schnarrender NS-Insignien am Beispiel von Hilde Coppi ein Bild von Menschen, die zwischen Recht und Unrecht noch unterscheiden konnten. Und dann handelten.

Das Gespräch führte Wolfgang Hamdorf

Jürgen Jürges

Zu meiner Konfirmation hatte ich einen kleinen Vergrößerer bekommen. Und durch Arbeiten im Bremer Hafen hatte ich mir zuvor schon einen ersten Fotoapparat kaufen können. Damals bekam ich eine vage Idee von dem, was es heißt, eigene Bilder zu machen.

Nur nicht aufgeben! - Katrin Rothe

In den 1930er-Jahren wurde der deutsche Grafiker John Heartfield mit seinen antifaschistischen Fotomontagen weltberühmt. In „Johnny & Me – Eine Zeitreise mit John Heartfield“ lässt ihn die Filmemacherin Katrin Rothe als Legetrick-Animation aus Pappkarton wiedererstehen. In seinem Schicksal verbinden sich politische Kunst, Widerstand und der lebenslange Kampf gegen Faschismus.

Das Gespräch führte Wolfgang Hamdorf

Das Verlangen entsteht im Kopf - Catherine Breillat

Die französische Regisseurin Catherine Breillat gilt als Provokateurin, die mit ihren freimütigen Darstellungen von weiblicher Sexualität und den Widersprüchen zwischen den Geschlechtern regelmäßig aneckt. Ihr neuer Film „Im letzten Sommer“ greift die Beziehung einer 50-jährigen Anwältin mit ihrem 17-jährigen Stiefsohn auf. Ein Gespräch über Tabus, Widerspruchsgeist und die Anreicherung einer fremden Vorlage mit eigenen Vorstellungen.

Das Gespräch führte Michael Ranze

Zum Tode von Tom Wilkinson (5.2.1948-30.12.2023)

Der britische Bühnendarsteller Tom Wilkinson wurde im mittleren Alter ein hochbegehrter Charaktermime im Kino, der nach seinem Auftritt als Amateur-Stripper in „Ganz oder gar nicht“ 25 Jahre lang in zahlreichen Filmrollen glänzte. Zuverlässig und vielseitig füllte er autoritäre Charaktere ebenso aus wie Sympathieträger und glänzte besonders dort, wo vermeintlich gefestigte Männer vor den Augen der Zuschauer von Schicksalsschlägen aus dem Gleichgewicht gebracht wurden.

Von Marius Nobach

Königinnen unter sich - Sofia Coppola

Rund 25 Jahre, nachdem sie mit „The Virgin Suicides“ erstmals von sich reden machte, sorgt Sofia Coppola derzeit mit ihrem neuen Film „Prisiclla“ für Aufsehen. Einmal mehr setzt sich die Filmemacherin darin mit einer weiblichen Coming-of-Age-Geschichte auseinander und blickt aus weiblicher Perspektive auf ein Stück Popkultur. Mit ihren Arbeiten ist sie zur Wegbereiterin für eine neue Generation von Filmemacherinnen mit eigenen Perspektiven, Visionen und Ausdrucksweisen geworden.

Von Sofia Glasl

Trotz allem mit Liebe filmen - Erinnerungen an Otar Iosseliani

Die Welt ist eigentlich zu hässlich, als dass sie die Zärtlichkeit und Zuneigung verdient hätte, mit der Otar Iosseliani auf sie geblickt hat. Obwohl er nicht an die Veränderbarkeit der Wirklichkeit glaubte, rückte er das Unscheinbare und Beiläufige ins Zentrum seiner Filme. Und auch wenn Aufbruch und Scheitern darin eng verwandt sind wie Komik und Tragik, dominierte stets der Wunsch, gut gelebt zu haben, bevor man stirbt. Nachruf auf einen heiteren Melancholiker.

Von Patrick Holzapfel

In Memoriam… 2023

Zu den Übergangsritualen ins neue Jahr gehört auch der Rückblick auf verstorbene Filmschaffende. Das ist mehr als eine pflichtschuldige Übung, die verdienstvollen Akteuren posthum Respekt zollt. Die kleinen Wort-Stelen halten vielmehr die bleibenden Verdienste der Künstlerinnen und Künstler fest, die sich auf ihre Weise ins Reich der bewegten Bilder eingeschrieben haben. Ohne sie würden die Leinwände weniger funkeln. Ihr Andenken öffnet zudem den Raum der Filmgeschichte, ohne deren Kontexte vieles Neue gar nicht denkbar wäre.

Von Marius Nobach

Das Unsagbare - Tatsuya Nakadai

Vor allem seine Rollen für Akira Kurosawa haben den japanischen Schauspieler Tatsuya Nakadai weltbekannt gemacht, vom schusswaffenverliebten Jungspund in „Yojimbo“ bis zum greisen Fürsten in „Ran“. Der am 13. Dezember 1932 geborene Darsteller hatte seinen Durchbruch mit dem dreiteiligen Antikriegsfilm „Barfuß durch die Hölle“ und bewährte sich in Samurai-Filmen, Genreparodien und ernsten Gesellschaftsdramen. Gemeinsam ist all seinen klassischen Rollen die Betonung seiner beredten Augen, in denen sich Tragik wie dämonische Züge abbilden können.

Von Karsten Munt

Der Sehnsucht folgen - Interview mit Aylin Tezel

Als „Tatort“-Kommissarin wurde die 1983 geborene Schauspielerin Aylin Tezel einem breiten deutschen Publikum bekannt, mit „Falling Into Place“ legt sie nun ihr Langfilm-Regiedebüt vor: Eine melancholisch getönte Boy-Meets-Girl-Geschichte abseits ausgetretender Genrepfade. Im Interview spricht Tezel unter anderem darüber, was sie hinter die Kamera gezogen hat und wieso es als Drehort für ihren Film ausgerechnet die schottische Isle of Skye sein musste.

Von Michael Ranze