Personen des internationalen Films

Entsättigte Klangfarben - Hildur Guđnadóttir

Jenseits großer Orchesterklänge und eingängiger Melodien hat sich die Isländerin Hildur Guđnadóttir in den letzten Jahren zu einer der aufregendsten internationalen Filmkomponistinnen entwickelt. Für ihre Musik zu „Joker“ wurde sie mit einem „Oscar“ geehrt; aktuell ist ihre Arbeit für Kenneth Branaghs „A Haunting in Venice“ zu hören. Ein Porträt.

Von Jörg Gerle

Tausend Seiten Liebe - Ein Porträt von Ira Sachs

Der 1965 in Tennessee geborene Filmemacher Ira Sachs hat sich vor allem mit seinen in New York spielenden Werken einen Namen gemacht, die sich zwischen autobiografischen Elementen und Referenzen an die Filmgeschichte verorten lassen. Liebesgeschichten, soziale Gegensätze und die Frage nach den Grenzen der Freiheit durchdringen seine Filme wie aktuell das in Paris spielende Drama „Passages“. Die Aufmerksamkeit für Details macht seine Filme dabei so seltsam wie schön.

Von Karsten Munt

Jürgen Jürges

Zu meiner Konfirmation hatte ich einen kleinen Vergrößerer bekommen. Und durch Arbeiten im Bremer Hafen hatte ich mir zuvor schon einen ersten Fotoapparat kaufen können. Damals bekam ich eine vage Idee von dem, was es heißt, eigene Bilder zu machen.

Mütter. Töchter. Geister - Joanna Hogg über „The Eternal Daughter“

Bei Paramount+ ist jetzt der Film „The Eternal Daughter“ von der britischen Regisseurin Joanna Hogg zu sehen. Ein ungewöhnliche Mutter-Tochter- Drama, das von der Zusammenarbeit der Filmemacherin mit der Schauspielerin Tilda Swinton geprägt ist. Diese spielt gleich zwei Rollen: eine an die Regisseurin angelehnte Filmemacherin mittleren Alters sowie deren Mutter. Die beiden verbringen einige Tage in einem vom Nebel eingehüllten, geisterhaften Hotel in Wales.

Das Gespräch führte Kira Taszman

Das innere Brodeln - Robert De Niro

Er verließ schon als Teenager die Schule, um Schauspieler zu werden und lernte sein Handwerk bei den legendären Lehrern Stella Adler und Lee Strasberg. In den 1970er-Jahren stieg er durch seine Zusammenarbeit mit Martin Scorsese zu einem der wichtigsten US-Schauspieler seiner Generation auf. Robert De Niro, geboren am 17. August 1943, ist eine Legende. Daran haben auch seine Auftritte in peinlichen Komödien während der letzten Jahre nichts ändern. Eine Hommage zum 80. Geburtstag in 80 Beobachtungen.

Von Patrick Holzapfel

In bester Gesellschaft - Asli Özge und ihr Film „Black Box“

Seit über 20 Jahren lebt und arbeitet die Regisseurin Asli Özge in Deutschland. Im Zentrum ihrer Filme stehen meist ambivalente Charaktere. Mit scharfem Blick beobachtet sie gesellschaftliche Zusammenhänge. In ihrem aktuellen Film „Black Box“ (jetzt im Kino) eskaliert die Situation in einem Mietshauskomplex in Berlin, der von der Polizei wegen einer Terrorwarnung einen Tag lang abgeriegelt wird.

Das Interview führte Rüdiger Suchsland

Partisan in Bewegung - Sobo Swobodnik

Der 1966 geborene Filmemacher Sobo Swobodnik gehört zu den umtriebigsten deutschen Dokumentarfilmern. Bei seinen Werken, die von Reduktion und Improvisation geprägt sind, übernimmt er oft sämtliche technische Funktionen. Porträts wechseln dabei mit Langzeit-Beobachtungen oder auch sehr persönlichen Arbeiten, doch letztlich eint sie alle der Wille, die Welt zu erschließen und verstehen zu wollen. Ein Porträt zum Start von Swobodniks neuestem Film „Geschlechterkampf“.

Von Ralph Eue

Zum Tode von Alan Arkin

Alan Arkin war einer der vielseitigsten Darsteller Hollywoods. Von seinem Durchbruch in den 1960er-Jahren an verkörperte er sympathische Identifikationsfiguren ebenso glaubhaft wie einen sadistischen Schurken in „Warte, bis es dunkel ist“ und konnte nahtlos zwischen Komik und Drama wechseln. Vor allem in prägnanten Nebenrollen blieb er bis ins hohe Alter in Filmen präsent und bewies mit seinem „Oscar“-gekrönten Auftritt als Großvater in „Little Miss Sunshine“ und als altgedienter Produzent in „Argo“ ungebrochene Spielfreude. Ein Nachruf.

Von Marius Nobach

Gold in den Händen - Der italienische Regisseur Pietro Marcello

Der 1976 geborene italienische Regisseur Pietro Marcello hat sich als Filmemacher einen sehr eigenen Stil erarbeitet und legt seine Filme gern als Hybride an: Dokumentarische und fiktionale Aspekte, aber auch Vergangenheit und Gegenwart gehen bei ihm nahtlos ineinander über. Das gilt auch für seine Literaturverfilmungen wie „Martin Eden“ und aktuell „Die Purpursegel“, in denen trotz allen epischen Anklängen seine Vorliebe für Erzählungen über Außenseiter und den Wert des Handwerks erhalten bleibt.

Von Esther Buss

Köpfe rollen! - François Ozon

Für seinen neuen Film „Mein fabelhaftes Verbrechen“ hat der französische Regisseur François Ozon eine Theaterkomödie aus den 1930er-Jahren ausgegraben und frei adaptiert. In dem Stoff um eine Schauspielerin, die den Mord an einem Produzenten auf sich nimmt, greift er noch immer aktuelle Fragen um die ungleiche Behandlung von Frauen und Männern auf. Ein Gespräch über die Lust, sich nach vielen ernsten Stoffen wieder an eine Komödie zu wagen.

Das Gespräch führte Kira Taszman

Endlich tut sich was! - Estibaliz Urresola Solaguren

Der „Silberne Bär“ für Sofia Otero als beste schauspielerische Leistung bei der Berlinale 2023 hat dem vielschichtigen Familiendrama „20.000 Arten von Bienen“ viel Aufmerksamkeit gebracht. In ihm spiegelt sich der gesellschaftliche Wandel in Spanien, wie ihn die Regisseurin Estibaliz Urresola Solaguren während der langjährigen Entstehungszeit beobachtet hat. Auch sie selbst hat darüber zu einem neuen Verständnis für alte und neue Rollenbilder gefunden.

Das Gespräch führt Wolfgang Hamdorf