Cannes Notizen #5 - „Perfect Days“
Im Wettbewerb von Cannes kann man in diesem Jahr die alten von den nicht ganz so alten Filmemachern leicht dadurch unterscheiden, wie sehr sie ihren eigenen lange etablierten Filmpfaden folgen oder Neues wagen. Zu den „Jüngsten“ in diesem Sinne zählt dabei der 77-jährige Wim Wenders, der auf den Spuren von Yasujirō Ozu mit „Perfect Days“ eine meisterliche Meditation über das Geheimnis des Lebens gedreht hat, das man nur an der Musikauswahl als Wenders-Film erkennen könnte.
Von Josef Lederle
Neuer Kinotipp: „Valeria is getting married“
Das israelisch-ukrainische Kammerspiel „Valeria is getting married“ ist der neue Kinotipp der katholischen Filmkritik. Eine Ukrainerin folgt in dem Film von Michal Vinik ihrer älteren Schwester nach Israel, wo sie wie diese eine arrangierte Ehe eingehen will. Doch die Begegnung mit ihrem Verlobten löst bei ihr Vorbehalte und Zweifel aus, die auch ihre Schwester nicht unberührt lassen.
Cannes Notizen #4 - Style & Stars
Manche Filme in Cannes stechen in diesem Jahr schon durch ihre stylische Extravaganz hervor. Dazu zählen die neuen Filme von Wes Anderson und Jessica Hausner, aber auch „Fallen Leaves“ von Aki Kaurismäki, wenngleich dessen gedeckte Farbpalette eher in Moll als in Dur spielt. Beobachtungen zu außergewöhnlichen Werken.
Von Josef Lederle
Neu bei Amazon Prime im Juni 2023
Der Streamingdienst präsentiert die Kultserie „Veronica Mars“; Agent Jack Ryan startet in eine vierte und finale Staffel der Thriller-Serie nach Tom Clancy. Außerdem sind der Western „Dead for a Dollar“ von Altmeister Walter Hill und „Es gilt das gesprochene Wort“ von Ilker Çatak zu sehen: Neue Filme & Serien im Juni.
Schönheit und Gefährdung: Zum Tode von Helmut Berger
Der Österreicher Helmut Berger wurde in den 1960er-Jahren vom italienischen Regisseur Luchino Visconti entdeckt und in einer produktiven künstlerischen wie privaten Partnerschaft zum Star in dessen „Deutscher Trilogie“. Diese verhalf Berger zu Weltruhm und dem Ruf des „schönsten Manns der Welt“, legte ihn aber auch auf dekadente Rollen fest. Trotz seines skandalumwitterten Privatlebens bewahrte er sich aber eine Klasse, die in Dokumentarfilmen und Gastauftritten gewürdigt wurde. Ein Nachruf.
Von Karsten Essen
Cannes #3 - Abgründiges Wummern
Das Auschwitz-Drama „The Zone of Interest“ von Jonathan Glazer gilt vielen schon als „Palmen“-Anwärter, doch die Radikalität des außergewöhnlichen Dramas lässt das auch zweifelhaft erscheinen. Dafür bringt sich Sandra Hüller mit zwei glänzenden Darbietungen als beste Darstellerin ins Gespräch, insbesondere als kühle deutsche Schriftstellerin in „Anatomy of a Fall“ von Justine Triet.
Von Josef Lederle
Cannes #2 - Im Kino!
Ästhetisch oder dramaturgisch ausgeklügelte Filme treffen in Cannes auch technisch auf Bedingungen, die ihre Qualitäten zum Strahlen bringen. Das hilft insbesondere Filmen, deren Hauptaugenmerk nicht auf dem Plot liegt. Beobachtungen zu den neuen Filmen von Nuri Bilge Ceylan, Wim Wenders und Wang Bing.
Von Josef Lederle
Cannes #1 - Unruhige Gewässer
Der Auftakt des 76. Festivals in Cannes sorgt für beträchtliche Turbulenzen, und das nicht nur in Frankreich. An der Person von Johnny Depp, der für seine Rolle als Ludwig XV. im Eröffnungsfilm „Jeanne du Barry“ mit Standing Ovations gefeiert wurde, kristallisiert sich die generelle Frage nach dem Umgang des Festivals mit (Macht-)Missbrauch und Geschlechtergerechtigkeit sowie den Arbeitsbedingungen in der Filmbranche. Unter den Filmen stach bislang vor allem Wim Wenders’ 3D-Hommage „Anselm“ hervor.
Von Josef Lederle
Das Programm von Cannes 2023
Am Dienstag, 16. Mai, eröffnet das 76. Filmfestival in Cannes mit dem opulenten Historienfilm "Jeanne du Barry" von Maïwenn. Neben einer enormen Anzahl an ehemaligen „Goldene Palme“-Gewinnern und einer imposanten Riege der Großen des internationalen Kinos scheint das Festival aber auch viele Überraschungen in petto zu haben. Eine Übersicht über das Programm.
Von Jörg Taszman
Filmklassiker: „Adua und ihre Gefährtinnen“
Neben Visconti, de Sica, Rossellini und Fellini war Antonio Pietrangeli (1919-1968) ein vergleichsweise weniger bekannter italienischer Regisseur der Nachkriegszeit. Sein Film „Adua und ihre Gefährtinnen“ (1960) ist derzeit in der arte-Mediathek zu sehen – und erlaubt, einen Filmemacher wiederzuentdecken, der in der Verbindung von Gesellschaftskritik mit satirischen Elementen einen ganz eigenen Zugang zum Kino fand.
Von Esther Buss