Die 95. Verleihung der „Oscars“ 2023

Erfüllte Wünsche

Mit vier „Oscars“ für „Im Westen nichts Neues“, unter anderem als bester internationaler Film, wurde bei der Verleihung der Academy Awards auch das deutsche Filmschaffen gewürdigt. Der große Gewinner des Abends war hingegen das aberwitzige Multiversum-Spektakel „Everything Everywhere All at Once“, das unter anderem als bester Film geehrt wurde. Dessen Stars sorgten zudem für emotionale Glanzpunkte der Gala.

Von Marius Nobach

Das Ende der Ego-Shows

2017 wurde mit #metoo und dem Weinstein-Skandal eine Debatte um systemischen Missbrauch losgetreten, die bald über die Filmszene hinausreichte. Seitdem ist nicht nur die Position beschuldigter Hollywood-Größen ins Wanken geraten; das Thema wurde auch in Filmen und Serien aufgegriffen, aktuell im Dirigentinnen-Drama „Tar“. Als Echos auf #metoo tragen sie dazu bei, dass die Forderungen nach grundlegenden Änderungen nicht verstummen.

Von Sofia Glasl

„Der große Diktator“

Der Blog „Komm und sieh – Der Krieg in uns“ dreht sich um wichtige Filme über den Krieg. Welche Motivation hatten die Menschen, die sie drehten? Was macht der Krieg im Film heute mit uns und wie weit dürfen die Filmemacher dabei gehen? Der erste Beitrag widmet sich dem Charlie-Chaplin-Klassiker „Der große Diktator“ (1940), einer Auseinandersetzung des großen Komikers mit Hitler und dem Zweiten Weltkrieg.

Von Morticia Zschiesche

Filmkultur News

Nichts ungeheuerer als der Mensch: Der Caligari-Preisträgerfilm „De Facto“

Der Caligari-Filmpreis für einen herausfordernden Beitrag aus dem Forums-Programm der Berlinale hat 2023 einen würdigen Preisträger gefunden: „De Facto“ von Selma Doborac. Darin geht es mit großer dokumentarischer Strenge um ein tieferes Verständnis individueller wie kollektiver Gewaltverbrechen. Annäherungen an einen konzeptionell kühnen Film, der neue Möglichkeiten im Umgang mit historischem Material eröffnet.

Von Silvia Bahl

Wenig zu feiern: Ein Fazit der 73. Berlinale 2023

Die 73. Berlinale (16.-26.2.2023) war die erste Vollausgabe des Festivals seit drei Jahren. Während sie an den Rändern glänzte und vom Publikum begeistert angenommen wurde, fielen im Zentrum Mängel, Lücken und zu viele Kompromisse auf. Vor allem der mit soliden, aber kaum herausragenden Filmen besetzte Wettbewerb blieb hinter früheren Jahren deutlich zurück.

Von Marius Nobach

Goldener Bär für „Sur l’Adamant“

Der französische Dokumentarfilm „Sur l’Adamant“ von Nicolas Philibert hat bei der Berlinale 2023 den „Goldenen Bären“ gewonnen. Mit Christian Petzolds „Roter Himmel“ gewann der überzeugendste von fünf deutschen Wettbewerbsbeiträgen den „Großen Preis der Jury“; zudem gingen weitere Auszeichnungen an die Schauspielerin Thea Ehre in „Bis ans Ende der Nacht“ und an „Music“ von Angela Schanelec.

Von Marius Nobach

Jenseits von Geschlecht und Maskulinität

Unter dem Generalmotto „Wer kümmert sich ums Kino“ befragte die „Woche der Kritik“ auch das Genrekino. Und entdeckte in den japanischen „Kaiju“-Monstern oder alten und neuen „Midnight Movies“ viel kreatives Potenzial, sich drängenden Fragen der Gegenwart zu stellen.

Von Karsten Munt

Grenzen der Verständigung

In den ersten Berlinale-Tagen drängten sich Filme auf, die um misslingende Kommunikation und die Gräben zwischen gegensätzlichen Weltbildern kreisen, die sich kommunikativ nicht mehr überbrücken lassen. Neben einem Kolonialdrama wie „The Survival of Kindness“ zogen auch Dokumentarfilme zum Ukraine-Krieg oder über die Situation im Iran viel Aufmerksamkeit auf sich.

Von Felicitas Kleiner

Mein Körper, dein Körper

Mit Alex Schaads „Aus meiner Haut“ läuft seit Anfang Februar ein Film in den Kinos, in dem Figuren untereinander ihre Körper tauschen. Anlass für einen kleinen Streifzug durch die Kinogeschichte des Motivs: In den 1980ern war der „Body Swap“ ein beliebtes Komödien-Sujet; aber auch zuvor und danach kam der Körpertauch immer wieder zum Einsatz, um vom Sich-Hineinversetzen in ein Gegenüber zu erzählen und sich dabei an Rollenbildern und Identitätsfragen zu reiben.

Von Sofia Glasl

Das Überdauerte liegt in der Luft

Im Zug der Digitalisierung ist historisches Bild- und Filmmaterial leichter und in größerer Fülle denn je verfügbar. Davon profitieren Filmemacher, die historische Ereignisse durchleuchten. Doch der Einsatz solcher Materialien ist mit vielen rechtlichen, künstlerischen und medienethischen Fragen verbunden. Denen spürte eine Veranstaltungsreihe während der 58. Solothurner Filmtage (18.-25.1.2023) nach.

Von Irene Genhart

Die Stille möglicherweise: Was ist das „Original“ bei Robert Bresson?

Der französische Filmemacher Robert Bresson war mit seinen asketischen, von seinem katholischen Glauben geprägten Werken ein Einzelgänger des Kinos. Noch immer herrschen in Publikationen und bei Retrospektiven eher einseitige Deutungen Bressons vor. Das ist schon deshalb verwunderlich, weil gerade bei seinen frühen Filmen oft zahlreiche, sich voneinander unterscheidende Fassungen existieren. Das erschwert die Rezeption, bietet aber auch sehr verlockende Ansatzpunkte.

Von Josef Nagel