Im Fokus: Kinder- und Jugendfilme

#ichsehewas – In der Schule

Die Schule ist außerhalb der Familie der wohl prägendste Ort des Heranwachsens. Vom sechsten Lebensjahr an drückt jeder und jede mehr oder minder lange die Schulbank, manchmal mit Begeisterung, oft aus Gewohnheit, mitunter aber auch nur mit zusammengebissenen Zähnen. Das spiegelt sich in zahllosen Kinder- und Jugendfilmen, die sich dieser Lebenszeit annehmen. Die Ausgabe von #ichsehewas zeichnet die wichtigsten Spuren der filmischen Beschäftigung mit der Schulzeit nach.

Verteidigung des Originals

Jean-Pierre Melville war als Regisseur in den ersten Jahrzehnten nach dem Zweiten Weltkrieg eine Ausnahmegestalt. Seine fatalistischen Filme über Gangster und andere Parias stießen auf Unverständnis bei der breiten Masse der Kinokultur. So wurden seine Arbeiten für ihre deutschen Kinopremieren regelmäßig gekürzt und teilweise im Sinn verfälscht. Der Vergleich dieser Rumpfversionen mit den Originalfassungen erlaubt bemerkenswerte Erkenntnisse über die Komplexität von Melvilles Filmen.

Von Josef Nagel

Aha-Momente - Das Internationale Roma-Filmfestival AKE DIKHEA?

In der Kunst- und auch in der Kinogeschichte waren Roma und Sinti lange nur als „Zigeuner“ – mal als Feindbild, mal als romantische Projektion – präsent. Die alten antiziganistischen Klischees in den Köpfen mit neuen, vielfältigen Geschichten zu konterkarieren, ist das Ziel des internationalen Filmfestivals AKE DIKHEA?, das Filme von und mit Roma und Sinti zeigt. Ein Gespräch mit Hamze Bytyçi, dem künstlerischen Leiter, zur achten Festivalausgabe.

Das Gespräch führte Thomas Klein.

Filmkultur News

Letterboxd: Cinephilie-Segen oder Albtraum?

Die Online-Plattform Letterboxd, auf der Filme bewertet, kommentiert und in Listen verarbeitet werden, hat einen rasanten Aufstieg erfahren. Längst werden Letterboxd-Einträge für die Filmwerbung genutzt, Kritiker und Filmmagazine nutzen die Plattform und in den Nischen gedeiht der Austausch. Doch während sich die Website als Streiterin für die Filmkultur inszeniert, ist ihr Hang zu populären, emotionalen Meinungsäußerungen nicht weniger problematisch als bei anderen Online-Foren.

Von Patrick Holzapfel

Hinaus ins Offene

Der US-amerikanische Filmemacher Robert Kramer bewegte sich zeitlebens an der Grenze zwischen Dokumentarischem und Fiktion, thematisierte aber auch die eigenen Befindlichkeiten und Zweifel und machte diese reiseartigen Selbstbefragungen zu seinem Grundprinzip. Sein Werk ist als Speicher von Erfahrungen und Geschichte eine Zeitkapsel, die es immer wieder zu öffnen lohnt, wie aktuell bei der „Viennale“. Dort ist eine umfassende Robert-Kramer-Retrospektive zu sehen.

Von Ralph Eue

San Sebastián 2024: Sterben und sterben lassen

Mit dem höchst kontroversen Dokumentarfilm „Tardes de soledad“ hat Albert Serra die „Goldene Muschel“ beim 72. Filmfestival in San Sebastián gewonnen. Darin wird das blutige Handwerk des Stierkämpfers Andrés Roca Rey aus nächster Nähe beobachtet. Ungewöhnlich viele Filme kreisten um das Sterben und den Tod. Der SIGNIS-Preis ging an „Los destellos“ von Pilar Palomero.

Von Wolfgang Hamdorf

Mut zum Ungewöhnlichen

Auch Hexen und Superhelden müssen die Schulbank drücken. Der Ritt auf dem Besen oder der Umgang mit magischen Fähigkeiten will schließlich gelernt sein. Neben allen Größenwahn- und Ermächtigungsfantasien geht es aber auch für die Zauberlehrlinge primär um das soziale Mit- und Gegeneinander, um Selbstfindung und um Wege, mit widerspenstigen Gefühlen und Energien klarzukommen. Wobei es für die Zöglinge von Vorteil ist, wenn sie nicht immer gleich die Welt retten müssen.

Von Rochus Wolff

San Sebastián 2024: Rot & Weiß

Ein Papst stirbt, ein neuer Pontifex muss gewählt werden. Nicht nur die katholische Welt hält den Atem an, bis endlich weißer Rauch über dem Vatikan aufsteigt. Doch wer soll künftig die Geschicke der Kirche lenken? In der Romanverfilmung „Konklave“ lotet Regisseur Edward Berger das Ringen um die Macht mit großer stilistischer Brillanz und den dramaturgischen Kniffen eines packenden Thrillers aus. Das wurde beim Filmfestival in San Sebastián wohlwollend aufgenommen.

Von Wolfgang Hamdorf

Auschwitz erzählen

Filme über den Holocaust werden intensiv diskutiert. Auch an „The Zone of Interest“ von Jonathan Glazer hat sich die Kritik entzündet, dass er das wirkliche Verstehen behindere, weil ein fiktionalisierter Zugriff zwangsläufig der Illusionskultur zuarbeite. Doch diese Position verkennt die Notwendigkeit, auch von dem zu erzählen, das sich der Darstellbarkeit entzieht. Ein Plädoyer für Offenheit gegenüber Versuchen, das Unrepräsentierbare zu repräsentieren.

Von Henk Drees

Disziplin & Kontrolle (VIII): „Gefährliche Brandung“

Kathryn Bigelow schickt in „Gefährliche Brandung“ (1991) eine Gruppe von Surfern auf Bankraub-Tour, vermummt mit Gummimasken, die Gesichter von Ex-Präsidenten zeigen. Der achte Beitrag zum Blog „Disziplin & Kontrolle“ stellt den Surfer-Thriller in Zusammenhang mit den Theorien von Gilles Deleuze über die Kontrollgesellschaft, die auch dem Heist-Movie ständig neue Bildstrategien abverlangt.

Von Leo Geisler

Die Welt als Wunderkammer - Jan Švankmajer

Das Werk des 1934 in Prag geborenen Jan Švankmajer, nicht zuletzt auch seine animierten Kurz- und Langfilme, speist sich aus einem bunten Sammelsurium kulturhistorischer Elemente und treibt daraus ebenso eigenwillige wie eigenartige, oft groteske Blüten. Damit hat er andere Filmemacher wie Terry Gilliam, Henry Selick, Tim Burton oder die Quay-Brüder inspiriert und eine internationale Fangemeinde erobert. Eine Hommage anlässlich des 90. Geburtstags des surrealistischen Künstlers.

Von Claus Löser