Das Trauma dauert an

In der Serie „Und draußen die Nacht“ beschäftigt sich der italienische Regisseur Marco Bellocchio ein weiteres Mal mit der Entführung und Ermordung des Politikers Aldo Moro, der 1978 von den Roten Brigaden erschossen wurde. Mit einer multiperspektivischen Inszenierung seziert er das Trauma eines Landes, in dem Starrsinn, Egoismus und ideologische Scheuklappen noch immer die Aussöhnung der Gesellschaft verhindern.

Von Dietrich Leder

Das Ende der Ego-Shows

2017 wurde mit #metoo und dem Weinstein-Skandal eine Debatte um systemischen Missbrauch losgetreten, die bald über die Filmszene hinausreichte. Seitdem ist nicht nur die Position beschuldigter Hollywood-Größen ins Wanken geraten; das Thema wurde auch in Filmen und Serien aufgegriffen, aktuell im Dirigentinnen-Drama „Tar“. Als Echos auf #metoo tragen sie dazu bei, dass die Forderungen nach grundlegenden Änderungen nicht verstummen.

Von Sofia Glasl

Der Krieg in uns (I): „Der große Diktator“

Der Blog „Komm und sieh – Der Krieg in uns“ dreht sich um wichtige Filme über den Krieg. Welche Motivation hatten die Menschen, die sie drehten? Was macht der Krieg im Film heute mit uns und wie weit dürfen die Filmemacher dabei gehen? Der erste Beitrag widmet sich dem Charlie-Chaplin-Klassiker „Der große Diktator“ (1940), einer Auseinandersetzung des großen Komikers mit Hitler und dem Zweiten Weltkrieg.

Von Morticia Zschiesche

Nichts ungeheuerer als der Mensch: Der Caligari-Preisträgerfilm „De Facto“

Der Caligari-Filmpreis für einen herausfordernden Beitrag aus dem Forums-Programm der Berlinale hat 2023 einen würdigen Preisträger gefunden: „De Facto“ von Selma Doborac. Darin geht es mit großer dokumentarischer Strenge um ein tieferes Verständnis individueller wie kollektiver Gewaltverbrechen. Annäherungen an einen konzeptionell kühnen Film, der neue Möglichkeiten im Umgang mit historischem Material eröffnet.

Von Silvia Bahl

Wenig zu feiern: Ein Fazit der 73. Berlinale 2023

Die 73. Berlinale (16.-26.2.2023) war die erste Vollausgabe des Festivals seit drei Jahren. Während sie an den Rändern glänzte und vom Publikum begeistert angenommen wurde, fielen im Zentrum Mängel, Lücken und zu viele Kompromisse auf. Vor allem der mit soliden, aber kaum herausragenden Filmen besetzte Wettbewerb blieb hinter früheren Jahren deutlich zurück.

Von Marius Nobach

Goldener Bär für „Sur l’Adamant“

Der französische Dokumentarfilm „Sur l’Adamant“ von Nicolas Philibert hat bei der Berlinale 2023 den „Goldenen Bären“ gewonnen. Mit Christian Petzolds „Roter Himmel“ gewann der überzeugendste von fünf deutschen Wettbewerbsbeiträgen den „Großen Preis der Jury“; zudem gingen weitere Auszeichnungen an die Schauspielerin Thea Ehre in „Bis ans Ende der Nacht“ und an „Music“ von Angela Schanelec.

Von Marius Nobach

Jenseits von Geschlecht und Maskulinität

Unter dem Generalmotto „Wer kümmert sich ums Kino“ befragte die „Woche der Kritik“ auch das Genrekino. Und entdeckte in den japanischen „Kaiju“-Monstern oder alten und neuen „Midnight Movies“ viel kreatives Potenzial, sich drängenden Fragen der Gegenwart zu stellen.

Von Karsten Munt

Grenzen der Verständigung

In den ersten Berlinale-Tagen drängten sich Filme auf, die um misslingende Kommunikation und die Gräben zwischen gegensätzlichen Weltbildern kreisen, die sich kommunikativ nicht mehr überbrücken lassen. Neben einem Kolonialdrama wie „The Survival of Kindness“ zogen auch Dokumentarfilme zum Ukraine-Krieg oder über die Situation im Iran viel Aufmerksamkeit auf sich.

Von Felicitas Kleiner