Sehenswert im Kino
Lars Eidinger - Sein oder Nichtsein
Deutschland 2022 | R: Reiner Holzemer
Der 1976 geborene Schauspieler Lars Eidinger ist seit einigen Jahren auch als Person in den Medien so omnipräsent, dass die Grenzen zwischen seinen Rollen, den oft provokativen Selbstinszenierungen und dem Menschen verschwimmen. Das dokumentarische Porträt umgeht diese Unschärfe, indem es Eidinger bei den Proben zum „Jedermann“ in Salzburg beobachtet und sich auf seine darstellerische Kunst und den Umgang mit anderen konzentriert. Der Privatmann bleibt außen vor, was nicht weiter ins Gewicht fällt, weil Eidingers Intensität und seine scheinbare Unmittelbarkeit auch ohne authentische Legitimation faszinieren. - Sehenswert ab 14.
Kinostart: 23.03.2023
Liebe Angst
Deutschland 2022 | R: Sandra Prechtel
Eine Shoa-Überlebende, die sechs Jahre alt war, als ihre Mutter nach Auschwitz deportiert wurde, ist auch mehr als sieben Jahrzehnte später noch eine „Displaced Person“, die über ihr Trauma nicht reden möchte. Ihre Tochter leidet seit ihrer Kindheit unter der Passivität der Mutter und konnte nur mit Mühe für sich einen Weg der Befreiung finden; nun versucht sie immer wieder, ein Gespräch zu erzwingen. Der Dokumentarfilm nimmt an diesen intimen Begegnungen teil, die mitunter bis an die Schmerzgrenze gehen, und zeigt schonungslos die sich über drei Generationen erstreckende Familientragödie auf. Dabei wird man Zeuge eines Ablösungsprozess, der in der häufig zerrissenen Post-Shoa-Generation nie an ein Ende gelangt. - Sehenswert ab 16.
Kinostart: 23.03.2023
Sick of Myself
Norwegen 2022 | R: Kristoffer Borgli | MIT: Kristine Kujath Thorp
Eine junge Frau, die nach Abbruch eines Studiums als Barista arbeitet, reagiert zunehmend neidisch auf den Erfolg ihres narzisstischen Freundes in der Osloer Kunstszene. Als ihr nach einem Unglück aufgrund von Missverständnissen große Anteilnahme entgegengebracht wird, entdeckt sie ihre Lust an der Opferrolle, aus der sich untergründig Gewinn ziehen lässt. Mit Hilfe eines illegalen Pharmazeutikums macht sie sich krank, um durch ihr Leiden Aufmerksamkeit zu generieren und ihren Freund in den Schatten zu stellen. Eine pointiert überzeichnete, tiefschwarze Komödie über die negativen Effekte der Sozialen Medien und fragwürdige Formen medialer Selbstoffenbarung. Mit bissiger Doppelbödigkeit schießt der Film gegen Phänomene des Zeitgeistes wie die Identitätspolitik und die Indienstnahme von Leitbildern der Diversität. - Sehenswert ab 14.
Kinostart: 23.03.2023