Wirrwarr & Wohlklang - Ryuichi Sakamoto

Der Japaner Ryuichi Sakamoto (17.1.1952-28.3.2023) verband als Komponist die Musiktraditionen seines Kulturkreises mit westlichen Einflüssen, Klassik mit Jazz, eindringliche Melodik mit sperriger Atonalität. Unter seinen Werken finden sich viele Filmmusiken, vom ikonischen Thema zu „Merry Christmas, Mr. Lawrence“ und dem „Oscar“-gekrönten Soundtrack zu „Der letzte Kaiser“ bis zu feinen Kooperationen mit Pedro Almodóvar und Takashi Miike. Ein Nachruf auf einen begnadeten Tonkünstler.

Von Jörg Gerle

Traurig schön - Patrice Leconte

Der 1947 geborene Filmemacher Patrice Leconte gehört zu den vielseitigsten und spannendsten französischen Regisseuren. Nachdem er zunächst populäre Komödien gedreht hatte, erfand er sich in den 1980er-Jahren neu und wurde zum Spezialisten für melancholische Filme. Mit „Maigret“ (jetzt im Kino) nimmt er sich erneut einer Vorlage von Georges Simenon an und arbeitete erstmals mit Gérard Depardieu zusammen. Ein Gespräch über die Kunst, sich fallen zu lassen, Respekt vor Vorlagen und die Freude, selbst die Kamera in die Hand zu nehmen.

Das Gespräch führte Jörg Taszman

Flattern im Winde - Frauke Finsterwalder

Wie wenig der Mythos um die österreichische Kaiserin Sisi (1837-1898) auserzählt ist, beweist nach „Corsage“ und der „Sisi“-Serie die verwegene Neuschöpfung „Sisi & Ich“ von Frauke Finsterwalder, die ab 30. März in den deutschen Kinos läuft. Darin streifen nicht nur die Hofdamen ihre Korsette ab, sondern wird der ganze historische Plunder über Bord geworfen, zumindest so lange, bis der Kaiser aus seiner Rolle fällt und die beschwingte Freiheitsfanastie auf ihren historischen Ort zurückzwingt.

Von Simon Hauck

Die Lust des Redens - Emmanuel Mouret

Der 1970 geborene französische Filmemacher Emmanuel Mouret hat sich einen Namen als Schöpfer eleganter Dialogkomödien gemacht, die geistreich und erfrischend Liebe und Beziehungen thematisieren. Sein neuer Film „Tagebuch einer Pariser Affäre“ (seit 23.3. in den Kinos) stellt ein von Sandrine Kiberlain und Vincent Macaigne gespieltes Paar in den Mittelpunkt, das sich auf eine unverbindliche Liaison einigt, aber die Tücken dieser Vereinbarung erfährt. Ein Gespräch über Szenen einer Nicht-Ehe, Drama durch die Wahl der Worte und die Kunst des Weglassens.

Von Jörg Taszman

Es ist höchste Zeit - Lars Kraume

Die Geschichte des deutschen Kolonialismus und der Völkermord an den Herero und Nama in Deutsch-Südwestafrika gehören zu den Leerstellen im Kino. Mit „Der vermessene Mensch“ von Lars Kraume startet jetzt ein Film über einen deutschen Ethnologen, der Ende des 19. Jahrhunderts die vorherrschende Rassentheorie hinterfragt, sich aber nicht aus der rassistischen Kolonialpolitik befreien kann. Ein Interview über die Rekonstruktion einer fast ausgelöschten Kultur, über Antihelden und dem Umgang mit deutscher Geschichte.

Das Gespräch führte Michael Ranze

Des eigenen Todes bewusst - John Malkovich

Die Rolle des römischen Philosophen Seneca hat der deutsche Regisseur Robert Schwentke seinem Hauptdarsteller John Malkovich auf den Leib geschrieben. Malkovich spielt in „Seneca: Oder die Geburt von Erdbeben“ den in Ungnade gefallenen Lehrer von Kaiser Nero, der sich selbst das Leben nehmen soll. Der eigenwillige Film, der bei der „Berlinale“ Premiere feiert, zielt auf eine politische Allegorie, die in Malkovich einen schillernden Advokaten findet.

Das Interview führte Rüdiger Suchsland

Bedrohung der Menschheit - Sergei Loznitsa

Bei den Flächenbombardements deutscher Städte im Zweiten Weltkrieg wurde das Prinzip des totalen Krieges angewandt, das die Zivilbevölkerung zum Kombattanten macht. In dem Dokumentarfilm „Luftkrieg – Die Naturgeschichte der Zerstörung“ (seit 16. März im Kino) geht Sergei Loznitsa dieser Entwicklung nach und konfrontiert mit ihren Konsequenzen.

Von Chris Schinke


Cool & voller Selbstironie - Michael Caine

Wenige britische Schauspieler haben einen so ikonischen Status wie Michael Caine. Seit seinem Durchbruch in den 1960er-Jahren hat der aus der Arbeiterklasse stammende Darsteller zahllose Rollen verkörpert, vom Normalo-Spion Harry Palmer über unmoralische Casanovas und grimmige Gangster bis zu leisen Altersauftritten. Seine Markenzeichen sind eine ureigene Coolness und Ironie, die ihn auch im Leben neben der Leinwand auszeichnen. Eine Würdigung zum 90. Geburtstag.

Von Michael Ranze