Rund zehn Jahre nach dem Ende der Stummfilm-Ära drehte Charlie Chaplin mit „Moderne Zeiten“ (1936) einen Film, der ganz ohne Worte auskommt und Toneffekte nur als dramaturgisches Mittel einsetzt. Chaplin bleibt sich darin treu und setzt ganz auf die Kraft der Bilder.
Als von der Industriegesellschaft ausgebeuteter Arbeiter verkörpert seine Figur den Prototyp der Verlierer während der Großen Depression. Vor dem Hintergrund zunehmender Automatisierung und Rationalisierung der Arbeit inszeniert Chaplin eine Welt, in der Menschen zu bloßen Rädern einer unerbittlichen Maschine degradiert werden.
„Moderne Zeiten“ ist damit weit mehr als eine tragische Komödie. Der Film prangert die Entfremdung durch Fließbandarbeit sowie wirtschaftliche Ungerechtigkeiten an und entlarvt die Lebensbedingungen der Arbeiterklasse. Neben seiner kritischen Aussage vermittelt er aber auch eine zutiefst humanistische Botschaft. Die Beziehung zwischen Chaplin und dem von Paulette Goddard gespielten Waisenmädchen steht für das Recht auf Würde und Glück in einer krisengeschüttelten Gesellschaft. Gemeinsam leisten sie stillen Widerstand gegen Unterdrückung und das Diktat von Ökonomie und Gesellschaft.
Die filmkundliche Dokumentation von Grégory Monro lotet die Hintergründe dieses Monuments der Filmgeschichte aus und zeichnet auch die zeitgenössischen Auseinandersetzungen um den Film nach. Denn dessen politische Dimensionen erregten mehr Aufmerksamkeit als sein politischer Anspruch. Die Kontroverse um den Film und die persönlichen Anschuldigungen gegen den Film führten auch dazu, dass Chaplin Ende der 1940er-Jahren der USA den Rücken kehrte und in der Schweiz ins Exil ging. – Ab 14.