Im Oktober jährt sich das deutsch-türkische „Anwerbeabkommen“ zum 60. Mal, mit dem die Bundesrepublik 1965 den Weg für viele Millionen Türkinnen und Türken freimachte, die in Westdeutschland Arbeit und eine neue Heimat fanden. Die Neuankömmlinge brachten auch ihre Instrumente und musikalischen Traditionen mit, die bald zu neuen Liedern führten, mit denen die deutschen Türken auf ihre Erfahrungen fern der Heimat reagierten. Sie handelten häufig vom Fernweh, von zurückgelassenen Geliebten, den ungewohnten Arbeitsbedingungen oder generell vom Leben in der Fremde. So erzählt „Guten Morgen Mayistero“ von Metin Türköz etwa von den Arbeitsbedingungen unmittelbar vor dem Streik der türkischen Gastarbeiter in den Ford-Werken in Köln im Jahr 1973.
Der Dokumentarfilm von Nedim Hazar reist durch sechs Jahrzehnte deutsch-türkischer Musikgeschichte mit Heimatliedern, Schlagern und Rap-Songs, die während einer Konzertreihe 2021/22 aufgezeichnet wurden. Viele Protagonisten dieser Musik traten dabei erstmals gemeinsam auf. Der Film bewährt einen ungewohnten, bittersüßen Einblick in die komplizierte Beziehung zwischen den türkischen Migranten und ihrem Gastland, das viele immer noch nicht als Heimat betrachten können. - Sehenswert ab 14.