Für Auge und Ohr - Danny Boyle

Seit Ende September läuft bei Disney+ Danny Boyles Serie „Pistol“, in der sich der britische Regisseur mit der Punkband Sex Pistols auseinandersetzt. Einmal mehr ein Stoff, in dem Musik eine zentrale Rolle spielt, wie in vielen von Boyles Arbeiten. Mit ihrer akustischen, aber auch bildgestalterischen Energie zeigen Boyles Filme, auch wenn sie quer durch die Genres mäandern, immer wieder eine unverkennbare Handschrift.

Von Stefan Stiletto

Visionäre Pionierin: Ehrenpreis der deutschen Filmkritik für Dore O.

Der Verband der deutschen Filmkritik hat die avantgardistische Filmkünstlerin Dore O. mit einem Ehrenpreis ausgezeichnet. Zwischen 1967 und 2000 realisierte sie 19 Filme; daneben hat sie ein großes Werk als bildende Künstlerin hinterlassen. Da Dore O. 2022 unerwartet verstorben ist, musste die Preisverleihung am 30. September im Filmhauskino Köln postum stattfinden. Eine Laudatio der Filmwissenschaftlerin Masha Matzke, Restauratorin der Filme von Dore O.

In den Nebel starren - Der Filmemacher Andrew Dominik

Der 1967 geborene Neuseeländer Andrew Dominik arbeitet sich in seinen Spiel- und Dokumentarfilmen immer wieder an Figuren ab, die an ihrer mythischen Überhöhung laborieren. Ob die Gewaltverbrecher Mark Read und Jesse James, der Musiker Nick Cave oder aktuell Hollywood-Star Marilyn Monroe in „Blond“: Stets offenbaren seine stilistisch ausgefeilten Filme eine Faszination am Undurchdringbaren, ohne dieses auflösen zu wollen.

Von Patrick Holzapfel

Half improvisation, half control - Arthur Penn

Der US-amerikanische Filmemacher Arthur Penn räumte in seinen Filmen mit manchen Genre-Konventionen und Legenden auf und raubte insbesondere dem Western in Werken wie „Little Big Man“ seine Mythen. Die Gangsterballade „Bonnie und Clyde“ und andere Filme von Penn veränderten für immer die Darstellung von Gewalt, die bei ihm stets in aller bitteren Konsequenz gezeigt wurde. Erinnerung an einen aufmerksamen Gesellschaftskritiker.

Von Michael Ranze

Unsichtbare Stäbe - Ryusuke Hamaguchi

Der japanische Regisseur Ryusuke Hamaguchi erforscht in seinen Filmen das Wesen menschlicher Interaktion. Seine präzisen Beobachtungen von sozialer Kommunikation oder ihrem Scheitern haben ihn vom Festival-Geheimtipp zum gefeierten Filmemacher aufsteigen lassen. 2021 gewann er bei der „Berlinale“ für „Das Glücksrad“ den „Großen Preis der Jury“; für die Literaturverfilmung „Drive My Car“ heimste er u.a. den „Oscar“ als bester internationaler Film ein. Am 1. September startet „Das Glücksrad“ in den deutschen Kinos.

Von Lukas Foerster

Der andere Douglas Sirk

Mit Filmen wie „Was der Himmel erlaubt“ (1955) und „In den Wind geschrieben“ (1957) hat sich Douglas Sirk als der großer Melodramatiker in der Filmgeschichte verewigt. Die Retrospektive beim Filmfestival in Locarno 2022 zeigte jedoch unbekanntere Werke des Regisseurs und deckte seine stilistische Finesse auch in anderen Genres auf. Eine Passage durch ein vielseitiges Werk.

Von Michael Ranze

Die Chefin - Hannelore Hoger

Hannelore Hoger hat weder Angst vor ihrem eigenen Innenleben noch vor herumschreienden Männern. So lässt es sich offenbar lange in der Theater-, Film- und Fernsehwelt aushalten. Als Ermittlerin „Bella Block“ brachte die Schauspielerin, Regisseurin und Hörspielsprecherin einem breiten Publikum einiges über die intellektuelle Sinnlichkeit einer Frau jenseits der 50 bei. Ob sie dieser Tage tatsächlich 80 Jahre alt wird, weiß niemand so genau. Ist aber auch egal.

Von Cosima Lutz

Erinnerungen teilen: Zwei Dokumentarfilme von Peter Nestler

In seinen zwei TV-Filmen „Unrecht und Widerstand“ und „Der offene Blick“ widmet sich der Filmemacher Peter Nestler einmal mehr dem Schicksal der Sinti und Roma in Europa. Sein besonderer Fokus gilt dabei den Bürgerrechtsbewegungen um Romani Rose und Kunstschaffenden aus dieser Kultur, die auch lange nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs an den Rand der Gesellschaft gedrängt wurde und wird. Beide Filme stehen bis Oktober in der 3sat-Mediathek zur Verfügung.

Von Patrick Holzapfel

King of Chaos - Porträt von Blake Edwards

Mit „Frühstück bei Tiffany“ schuf er einen Evergreen; seine Komödien wie „Der Partyschreck“ und „Der rosarote Panther“ lassen Zuschauer auch heute noch Tränen lachen: In der Zeit, in der die Ära des „Classical Hollywood“ langsam zu Ende ging, bescherte Regisseur Blake Edwards ihm noch einige unsterbliche Klassiker. Sein Fachgebiet war das gepflegte Chaos, das moralische, emotionale und seelische Durcheinander; dabei hatte sein Humor, der sich auch in einem furiosen Händchen für Slapstick manifestierte, oft eine sardonische Note.

Von Michael Ranze

Kaleidoskopische Horrortrips - Werkporträt Alex Garland

Der Brite Alex Garland hat sich mit seinen Drehbüchern und vor allem mit seinen Regiearbeiten wie „Ex Machina“, „Auslöschung“ und „Men – Was dich sucht, wird dich finden“ (ab 21.7. im Kino) zu einem spannenden Grenzgänger zwischen Genre- und Kunstkino entwickelt. Im Spiel mit Science-Fiction- und Horrorelementen geht es dabei immer wieder um die Fragilität des Menschlichen und das, was es bedroht.

Von Karsten Munt