Eine Blume aus dem Paradies - Jean-Luc Godard

Sein Leben leben, außer Atem. Rette sich, wer kann. Sein Leben leben in der Außenseiterbande, hier und anderswo. Comment ca va, Jean-Luc le Fou? Außer Atem am Anfang. Und am Ende das Buch des Bildes. L’histoir(e)s du cinéma. 1954 bis 2022. Forever JLG. Adieu.

Von Wilfried Reichart

Ausbrüche & Aufbrüche - Alain Tanner

Mit dem zwei Tage nach ihm verstorbenen Jean-Luc Godard teilt Alain Tanner nicht nur die Herkunft aus der französischen Schweiz. Wie „JLG“ war auch Tanner Teil der kreativen Aufbruchsbewegung im europäischen Kino der 1960er-Jahre. Tanners Filme stehen für ein politisches Kino, das seine filmischen Mittel äußerst reflektiert verwendet, das also nicht nur über die gesellschaftlichen Verhältnisse aufklären wollte, sondern auch über das Kino selbst.

Von Dietrich Leder

Mit Herzblut - Ralf Schenk

Keiner kannte die DEFA so gut wie Ralf Schenk, der als Publizist, aber auch als Kulturmanager entscheidend dazu beigetragen hat, dass die 44 Jahre ostdeutscher Kinematografie lebendig geblieben sind. Am 17. August ist der begnadete Autor, der den Filmdienst immer wieder mit Kritiken und Porträts bereichert hat, im Alter von 66 Jahren nach kurzer schwerer Krankheit gestorben.

Von Josef Lederle

American Dreams - Nachruf auf Wolfgang Petersen

Mit „Das Boot“ und „Die unendliche Geschichte“ erfand Wolfgang Petersen in den 1980er-Jahren das Blockbusterkino made in Germany, um dann als einer von wenigen deutschen Filmemachern in Hollywood zu reüssieren. Seine US-amerikanischen Heldengeschichten waren dabei noch einen Touch patriotischer als die seiner US-Kollegen. Im Alter von 81 Jahren ist der Regisseur jetzt in Brentwood, Los Angeles, verstorben.

Von Michael Ranze

Space Queen: Nachruf auf Nichelle Nichols

Die in einem Vorort von Chicago geborene afroamerikanische Schauspielerin und Sängerin träumte von einer Broadway-Karriere, die Rolle ihres Lebens fand sie dann aber auf der Brücke des „Raumschiff Enterprise“ in der gleichnamigen Kultserie. Ihre Rolle als Lieutenant Nyota Uhura war ein TV-Meilenstein für die afroamerikanische Community; Martin Luther King gehörte zu ihren größten Fans. Nun ist die Sternen-Pionierin im Alter von 89 Jahren verstorben.

Von Chris Schinke

Gedämpft schillern - Bob Rafelson

Anfang der 1970er-Jahre prägte Bob Rafelson mit nur zwei Filmen das New-Hollywood-Kino entscheidend mit, indem er in „Five Easy Pieces“ und „Der König von Marvin Gardens“ Figuren und Orte ins nur noch matt leuchtende Licht rückte, denen jeder Glaube an den amerikanischen Traum ausgetrieben worden war. In seinen später entstandenen Filmen erzählte er hinter kompromissbereiteren Auflösungen noch immer von der Ohnmacht angesichts einer enttäuschenden und feindlichen Welt. Ein Nachruf auf den am 23. Juli 2022 verstorbenen Filmemacher.

Von Patrick Holzapfel

The Heart is a Hungry Hunter - Nachruf auf Klaus Lemke

Mit dem Tod der Independentfilm-Ikone Klaus Lemke verliert das unabhängige Filmemachen hierzulande seine schillerndste Galionsfigur. In über 50 Jahren als Regisseur und ebenso vielen Arbeiten blieb der provokante und störrische Selbstdarsteller sich treu und hielt auch in seiner letzten produktiven Schaffensphase mit über 70 Jahren an seinem Guerilla-Style mit schnell und ohne Drehbuch gedrehten Filmen fest. Erinnerungen an den am 7. Juli mit 81 Jahren verstorbenen Regisseur.

Von Simon Hauck

Aktion, Reaktion - Nachruf auf den Schauspieler James Caan

Als Sonny Corleone in Francis Ford Coppolas „Der Pate“ wurde James Caan 1972 weltberühmt und überzeugte seitdem in einem breiten Rollenspektrum, wobei seine Figuren nicht zuletzt von der physischen Aktion und dem feinnervigen Zusammenspiel Caans mit anderen Schauspielern lebten. Jetzt ist der Darsteller im Alter von 82 Jahren gestorben.

Von Thomas Klein

Der Theologe des Kinos – Jean Louis Schefer

Mit dem französischen Theoretiker Jean Louis Schefer (7.12.1938-7.6.2022) verstarb jüngst einer der radikalsten französischen Kino-Denker. Sein Werk hat im deutschsprachigen Raum kaum Spuren hinterlassen, nur die frühe Schrift „Der gewöhnliche Mensch des Kinos“ erschien mit 33-jähriger Verspätung 2013 im Verlag Wilhelm Fink auf Deutsch. Darin erscheint das Kino als Subjekt, das sich den Menschen vorstellt, nicht umgekehrt.

Von Lars Henrik Gass

Der Nonkonformist - Jean-Louis Trintignant

Der französische Schauspieler Jean-Louis Trintignant war ein ungewöhnlicher Kinostar, der eher für Zurückhaltung und Vielschichtigkeit stand als für Draufgängertum und Eindeutigkeit. Gerade das machte ihn über Jahrzehnte hinweg für Filmregisseure interessant und ließ ihn zum Mittelpunkt zahlreicher Klassiker werden. Der facettenreiche Darsteller schien sich beständig neu zu erfinden und überraschte auch noch in vielbeachteten Altersrollen bei Michael Haneke und Claude Lelouch.

Von Marius Nobach