Rot wie der Himmel

Kinderfilm | Italien 2005 | 96 Minuten

Regie: Cristiano Bortone

Ein Junge, der nach einem Unfall mit dem Gewehr seines Vaters sein Augenlicht verlor, muss in den 1970er-Jahren eine Blindenschule in Genua besuchen, wo er sich nur schwer eingewöhnt. Dann entdeckt er die Welt der Töne für sich und schreibt gemeinsam mit anderen Kinder ein Hörspiel für den bevorstehenden Besuchstag der Eltern. Der auf authentischen Erlebnissen basierende Kinderfilm erzählt seine Geschichte einfühlsam und spannend; durch allzu märchenhafte Elemente und die Neigung, Konflikte herunter zu spielen, lässt er freilich manche Chance ungenutzt. - Ab 12.
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Filmdaten

Originaltitel
ROSSO COME IL CIELO
Produktionsland
Italien
Produktionsjahr
2005
Produktionsfirma
Orisa Prod.
Regie
Cristiano Bortone
Buch
Cristiano Bortone · Monica Zapelli · Paolo Sassanelli
Kamera
Vladan Radovic
Musik
Ezio Bosso
Schnitt
Carla Simoncelli
Darsteller
Luca Capriotti (Mirco) · Paolo Sassanelli (Don Giulio) · Marco Cocci (Ettore) · Simone Colombari (Achille) · Rosanna Gentili (Teresa)
Länge
96 Minuten
Kinostart
-
Pädagogische Empfehlung
- Ab 12.
Genre
Kinderfilm
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Diskussion
Nur noch verschwommene Schatten nimmt Mirco wahr, nachdem er sich mit dem schlecht gesicherten Gewehr des Vaters beim Spielen ins Gesicht geschossen hat. Der Unfall raubt dem Kind die Sehkraft; forttan darf er nicht mehr zu seinen Freunden in die Schule. Es ist das Jahr 1970 in Italien; blinde Kinder müssen eigens für sie bestimmte Schulen besuchen. So wird Mirco ins ferne Genua geschickt. Die Blindenschule wird von der katholischen Kirche betrieben, doch der verletzte Junge zweifelt: „Wenn es Gott gibt, wieso ließ er zu, dass ich mit dem Gewehr spiele?“, fragt er wütend, ohne sich seine Mitschuld eingestehen zu können. Doch immerhin sind die Strukturen der Schule vertrauter, als er anfangs glaubt: Es gibt blinde Schüler, die andere hänseln und unterdrücken, aber auch nette Jungs, und so findet Mirco bald einen Freund. Dieser ist von Geburt an blind und klärt Mirco über die Verhältnisse in der Schule auf, vor wem er sich in Acht nehmen muss und wem er vertrauen kann. Schon bald faszinieren Mirco die verschiedenen Geräusche seiner Umgebung, wie das Klacken und Rattern der Aufziehmechanik einer Uhr, und er nimmt sich ein Aufnahmegerät, ohne böse Absicht, jedoch auch ohne Erlaubnis. Das Erzeugen und Aufnehmen von Geräuschen interessiert ihn mehr als das Erlernen der Blindenschrift Braille, wie auch sein Lehrer Don Gulio feststellen muss. Doch ist es auch der Geduld und der Pädagogik des Lehrers zu verdanken, dass sich Mirco seiner übrig gebliebenen Sinne gewahr wird. Auf dem Schulhof hört er zum ersten Mal ein Hörspiel, das aus dem Radio der Hausmeisterin hinabschallt. Ihre Tochter, Francesca, bewirft den Blinden mit Steinchen, was nicht freundlich, aber doch der Beginn einer innigen Freundschaft ist. Mit ihr fasst er den Entschluss, ein Hörspiel zu verfassen, und bald sind auch die anderen Kinder mit Feuer und Flamme dabei und rangeln sich um die Rollen. Doch dem Schuldirektor gefällt die Idee nicht, ihm schwebt ein klassisches Theaterstück vor, um die anreisenden Eltern zu verzücken. Der Lehrer ist es, der in Mirco das Talent erkennt, sich gegen den Direktor auflehnt und ihm vorwirft, er wolle mit dem Theaterstück den Eltern nur vorgaukeln, das ihre Kinder so normal seien wie andere auch. Es ist ein zartfühlender Kinderfilm, den Regisseur Cristiano Bortone gedreht hat. Auch wenn der Umstand, dass er auf der Biografie des realen Tonmeisters Mirco Mencacci basiert, anzeigt, dass die filmische Lebensgeschichte offensichtlich um viele Widerstände und Abgründe reduziert wurde. So verläuft beispielsweise die Auflehnung gegen den Schuldirektor nahezu märchenhaft: In kurzen Szenen scheint die ganze Stadt auf den Beinen zu sein, um gegen den Direktor zu demonstrieren. Die Entdeckungsreise der Kinder, die Alltagsgegenstände in röhrende und prustende Fantasiegestalten verwandeln, ist spannend und einfühlsam geschildert. Dass Konflikte miniaturisiert werden, wie die ins Beiläufige spielende Freundschaft zwischen Francesca und Mirco, deuten allerdings auf einen Mangel an kreativem Mut beim Autor wie beim Regisseur hin. Mut, der einen guten Kinderfilm zu einem besonderen gemacht hätte.
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