Der Videopirat

wernstein@web.de | 11.04.2024

Die ersten dreißig Minuten des Films sind eine liebevolle Hommage an die Videothekenkultur der achtziger Jahre und deren Actionhelden, Regisseur und Kameramann erfreuen sich an prallgefüllten Videoregalen und VHS-Covern und erschaffen auf diese Weise einen Genius Loci der Low-Budget-Produktionen: Ehrfürchtig werden Titel von Trashfilmen rezitiert als seien sie Hervorbringungen deutscher Höhenkammkultur der Weimarer Klassik. Diesen Anteil an „Der Videopirat“ kann man sehr wohl schätzen; insbesondere, weil die gesamte Videobranche zeitgenössisch eher ein Schmuddel-Image hatte und für die meisten Bundesbürger in erster Linie mit Pornofilmen in Verbindung gebracht wurde. Harald Alexanders Lobpreisung des Videokonsums ist also kein nostalgischer Blick zurück, sondern eine cineastische Zeitkapsel der besonderen Art, die sich vorurteilsfrei von der gängigen Geringschätzung durch die etablierte Kulturbranche jener Zeit absetzt. Nach diesem starken ersten Drittel verliert der Film allerdings nahezu vollständig seine Richtung, die zunehmende Gleichsetzung von Videoverleih mit organisiertem Verbrechen widerspricht dieser zuvor zelebrierten Wertschätzung nahezu vollständig. Darüber hinaus häufen sich homophobe Verbalinjurien in sexistischen Dialogen, die der filmischen Inszenierung jegliche Leichtigkeit und Selbstironie rauben, die den Beginn von „Der Videopirat“ ja so sehr auszeichnen. Den Tiefpunkt der Niveaulosigkeit erreichen die Filmverantwortlichen allerdings in einer abstoßenden Vergewaltigungssequenz, in der die Hauptfigur im Gefängnis von Mitgefangenen gequält wird. Der scheinbar komödiantisch-satirische Unterton macht das Ganze nur noch widerwärtiger: Letztlich dann doch leider kein Film zum Wiederentdecken, sondern zum Vergessen...