Jagdzeit - Den Walfängern auf der Spur

Dokumentarfilm | Deutschland 2009 | 88 Minuten

Regie: Angela Graas

Facettenreicher Dokumentarfilm über eine "Greenpeace"-Mission, bei der ein Schiff der Umweltorganisation japanische Walfänger daran hindern will, auf geschützte Wale Jagd zu machen. Ohne Heroisierung der engagierten Aktivisten beleuchtet der Film den oft zähen Alltag der Besatzung und porträtiert einzelne Mitglieder. Die bodenständig-ungeschönte, glaubwürdige Darstellung lässt den Idealismus der Umweltschützer umso sympathischer erscheinen. - Ab 12.
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Filmdaten

Produktionsland
Deutschland
Produktionsjahr
2009
Produktionsfirma
Leykauf Film/Telepool/BR/arte
Regie
Angela Graas
Buch
Angela Graas
Kamera
Alberto Venzago
Musik
Sebastian Pille
Schnitt
Marc Haenecke
Länge
88 Minuten
Kinostart
-
Fsk
ab 6; f
Pädagogische Empfehlung
- Ab 12.
Genre
Dokumentarfilm
Externe Links
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Heimkino

Verleih DVD
Zorro (16:9, 1.78:1, DD5.1 engl./dt.)
Verleih Blu-ray
Zorro (16:9, 1.78:1, DD5.1 engl./dt.)
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Diskussion
Wenn sich Dokumentarfilmer an Bord eines „Greenpeace“-Schiffes begeben, dessen Besatzung japanische Walfänger an ihrem illegalen Treiben hindern möchte, glaubt man eigentlich zu wissen, welche Art von Film dabei herauskommt: Hier die skrupellosen Bösewichte, die der geschundenen Kreatur zusetzen, Wale harpunieren und ihre blutenden Kadaver anschließend an Bord hieven; dort die selbstlosen Umweltengel, die in spektakulären Bildern mit winzigen Schlauchbooten tollkühn durch die Wellen brausen, um den Jägern die Tour zu vermasseln. „Jagdzeit“ kommt trotz des Titels weitgehend ohne solche Stereotypen aus. Nie kommt der Eindruck auf, man habe es hier nur mit einem wohlmeinenden PR-Film für die angesehene Umweltschutzorganisation zu tun. Sieht man zu Beginn Szenen von der feierlichen Verabschiedung der japanischen Flotte vor deren Aufbruch ins Südpolarmeer, eigentlich ein Walschutzgebiet, wo angeblich zu Forschungszwecken die Meeressäuger gefangen werden sollen, spielt der Rest des Films ausschließlich an Bord des „Greenpeace“-Schiffes „Esperanza“, das sich von Australien aus auf die Suche nach den Japanern macht. Diese gestaltet sich in dem riesigen Gebiet durchaus problematisch. Während die Männer und Frauen auf der Brücke gebannt mit Feldstechern den Horizont absuchen oder auf den Radar starren, bleibt der Filmemacherin reichlich Zeit, einige der 37 Besatzungsmitglieder zu porträtieren. So lernt man Menschen verschiedenster Nationalitäten kennen, die zwar dieselbe Motivation verbindet, die ansonsten jedoch höchst unterschiedliche Temperamente und Ansichten haben. Da ist von kaputten Beziehungen durch die lange Abwesenheit die Rede, da gibt es Zoff um die Frage, wer wann und wie den Flur an Bord zu fegen hat, und auch hinsichtlich Sinn und Zweck ihres Tuns an Bord der „Esperanza“ geraten die Männer und Frauen zunehmend ins Grübeln. Zwar wird die gesuchte Walfangflotte irgendwann geortet, doch sobald die Japaner ihrerseits ihre Widersacher ausgemacht haben, stellen sie ihre Fangaktivitäten ein. Stattdessen treiben sie ein perfides Spiel mit ihren Verfolgern, indem sie mit ihren Schiffen scheinbar unmotiviert im Zickzackkurs durch das Polarmeer fahren. Das Ziel dieser Manöver wird schnell deutlich. Es geht letztlich nur darum, die „Greenpeace“-Mannschaft so lange an der Nase herumzuführen, bis deren Schiff der Treibstoff ausgeht. Das Kalkül geht auf. Die „Esperanza“ muss unverrichteter Dinge die Heimreise antreten, während die Japaner wieder ungestört auf Waljagd gehen können. Was von der Expedition medienwirksam bleibt, ist lediglich der gescheiterte Versuch, die Walfänger am Nachtanken auf hoher See zu hindern. Kurzum, die aufwändig geplante Aktion war für „Greenpeace“ letztlich eher ein Flop. Doch was die Aktivisten ins Grübeln bringt, gereicht dem Film unbedingt zum Vorteil; denn so eröffnet er sinnfällige Einblicke in den schnöden und frustrierenden Alltag vermeintlich stets erfolgreicher Umweltaktivisten und holt sie von ihrem öffentlichen Podest herunter, um sie als ganz normale Zeitgenossen zu porträtieren. Fernab aller Heroisierung und ohne jeden pathetischen Off-Kommentar werden Idealisten als Normalbürger vorgestellt, die seekrank werden, mit Albernheiten die Zeit totschlagen und Aktkalender in ihren Büros hängen haben. Genau dieser Grat an Normalität macht ihren Idealismus letztlich sympathischer und nachvollziehbarer, als es jeder „Greenpeace“PR-Film mit den einschlägigen Action-Sequenzen getan hätte. Und Wale? Die kommen auch vor, spielen aber konsequenterweise eher eine Nebenrolle.
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