Searching for Sugar Man

Musikfilm | Schweden/Großbritannien 2012 | 86 (24 B./sec.)/83 (25 B./sec.) Minuten

Regie: Malik Bendjelloul

Dokumentarfilm über den Sänger/Songwriter Sixto Díaz Rodríguez, der in den 1970er-Jahren zwei Schallplatten produzierte und dessen nachdenklich-lyrische Folkmusik in den späten 1990er-Jahren in Australien und vor allem Südafrika einen späten Erfolg erlebte. In Form eines filmischen Enthüllungskrimis startet der Film eine Spurensuche nach dem Musiker über mehrere Kontinente hinweg und kreiert ein kluges, aus Interviews, Song-Fragmenten, Fotos und Filmausschnitten zusammengefügtes Porträt, das auch jenseits von Fan-Kreisen mitreißt. (O.m.d.U.) - Sehenswert ab 12.
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Filmdaten

Originaltitel
SEARCHING FOR SUGAR MAN
Produktionsland
Schweden/Großbritannien
Produktionsjahr
2012
Produktionsfirma
Red Box Films/Passion Pic.
Regie
Malik Bendjelloul
Buch
Malik Bendjelloul
Kamera
Camilla Skagerström
Musik
Rodriguez
Schnitt
Malik Bendjelloul
Länge
86 (24 B.
sec.)
83 (25 B.
sec.) Minuten
Kinostart
27.12.2012
Fsk
ab 0; f
Pädagogische Empfehlung
- Sehenswert ab 12.
Genre
Musikfilm | Dokumentarfilm
Externe Links
IMDb | TMDB | JustWatch

Diskussion
„There were no concrete cold facts about the artist known as Rodríguez… Any musicologist detectives out there?“ Es ist schon mysteriös, wenn selbst in den „Liner Notes“ eines CD-Booklets im Abschnitt über den Interpreten und Schöpfer der Musik ein solcher Satz zu finden ist; ein eher beiläufig formulierter Satz mit – in der Tat – immensen Folgen. Nicht nur, dass sich zwei Fans aus Südafrika auf die Suche nach ihrem Idol gemacht haben; letztendlich ist es diesem Aufruf zu verdanken, dass sich Jahrzehnte nach seiner Veröffentlichung Kinobesucher in aller Welt über eine schillernde Figur im Popmusik-Universum sowie über das emotionslose Musik-Business als solches einmal mehr nachdenken können. Wer ist dieser Sixto Díaz Rodríguez? Nicht weiter wichtig, wäre die lapidare Antwort. Doch man muss weder ein Fan noch ein Experte in Musik-Historie sein, um von Malik Bendjellouls Dokumentation gefangen genommen zu werden. Der schwedische Filmemacher geht nicht mit der Überheblichkeit eines Insiders an seinen „Untersuchungsgegenstand“. Der gesuchte Singer/Songwriter ist keine abseits des Mainstream produzierende Ikone einer elitären Pop-Musik-Avantgarde, dem hier filmisch gehuldigt wird. Niemand kennt diesen Musiker. Im Film sagt einer seiner amerikanischen Produzenten einmal flapsig, dass vielleicht sechs Personen seine Platte in den USA gekauft haben mögen. Ist jener Musiker, der in den frühen 1970er-Jahren gerade mal zwei LPs produzierte, inzwischen gar tot? Es kursieren Gerüchte, die aufhorchen lassen: Er habe sich auf der Bühne selbst angezündet, sich eine Kugel durch den Kopf geschossen; oder ist er doch an einer Überdosis…? Natürlich weiß Malik Bendjelloul, dass alles ganz anders ist. Er weiß, dass Rodríguez zwar erfolglos war, dass ihm aber als nachdenklich-lyrischer Folkmusiker der Rang gleich neben Bob Dylan gebühren müsste. Bendjelloul weiß, dass die Karriere des Musikers in Australien, vor allem aber in Südafrika in den späten 1990er-Jahren ein bizarres Eigenleben geführt hat. All das präsentiert der Dokumentarist uns Nichtwissenden mittels einer über mehrere Kontinente gehenden Schnitzeljagd, so als würden wir einem Enthüllungskrimi beiwohnen. Was sich hier peu à peu offenbart, ist die mit (vielleicht sogar ungewollter) Geschäftemacherei gepaarte Tragödie eines Künstlers, der von seiner Anerkennung und von seinem Erfolg spät oder nie etwas mitbekommen hat. Erzählt wird von einem ungeheuerlichen, berührenden Einzelschicksal eines Mannes, der zudem eingängige Musik gemacht hat. Davon lebt „Searching for Sugar Man“ natürlich ebenso wie von der klugen, augenzwinkernden Dramaturgie, mit der Bendjelloul den Zuschauer zunächst interessiert, ködert und fortan nicht mehr vom Haken lässt. Virtuos schneidet er Interviews, Songfragmente, Fotos und Filmschnipsel zu einem investigativen Road Movie mit vielleicht bekanntem, aber trotzdem aberwitzigem, melancholischem „Happy End“. Nein, man muss vorab die (interessanterweise gerade aufgrund des Films wieder auflebende) Musik von Rodríguez nicht kennen oder gar mögen. Man muss sich nicht für die Nischen der Pop-Musik interessieren. Goutieren kann man „Searching for Sugar Man“ trotz allem.
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