Mo & Friese unterwegs

Kinderfilm | Schweiz/Deutschland/Großbritannien/USA 1992-2012 | 39 (24 B./sec.) Minuten

Regie: Lena von Döhren

Abwechslungsreich und fantasievoll präsentiert sich die Kurzfilm-Kompilation für Kinder, die vom KinderKurzFilmFestival Hamburg auf Kinotour geschickt wird. Teilweise selbst von Kindern gestaltet, finden sich auch ein Experimentalfilm sowie ein „Rotkäppchen in Gebärdensprache“-Märchen. Niedliche Animationen wechseln mit witzigen Dokumentationen über Trampolin-springende Füchse und „Sour Death Balls“ kauende Menschen aller Nationalitäten und Altersstufen. Titel: 1. "Der kleine Vogel und das Blatt" (Schweiz 2012, 4 Min.); 2. "Ich sehe was, was du nicht siehst" (Deutschland 2012, 10 Min.); 3. "Dinge ändern sich – Träume Phantasie" (Deutschland 2012, 3 Min.); 4. "Training – Die kleinen Füchse [EXERCISE]" (Großbritannien 2012, 2 Min.); 5. "Rotkäppchen in deutscher Gebärdensprache" (Deutschland 2011, 7 Min.); 6. "Kleider machen Freunde" (Deutschland 2012, 9 Min.); 7. (Bonusfilm) "Sauren Bonschen [SOUR DEATH BALLS]" (USA 1992, 5 Min.). - Ab 6.
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Filmdaten

Produktionsland
Schweiz/Deutschland/Großbritannien/USA
Produktionsjahr
1992-2012
Regie
Lena von Döhren · Alexandra Nebel · Andrea Martignoni · Roberto Paganelli · Andrew Brand
Buch
Lena von Döhren · Alexandra Nebel · Andrew Brand · Britt Dunse · Isabelle Schmidt
Kamera
Lena von Döhren · Anna Raettig · Andrew Brand · Alison Ballard · Markus Seitz
Musik
Christof Steinmann · Hüseyin Köroglu · Richard Keyworth · Christian Conrad · Falk Schuster
Schnitt
Lena von Döhren · Kevin Steiner · Andrew Brand · Isabelle Schmidt · Falk Schuster
Darsteller
Nike Fuhrmann · Kira Donner · Ueli Saluz · David Battle · George Hickenlooper
Länge
39 (24 B.
sec.) Minuten
Kinostart
10.10.2013
Fsk
ab 0; f
Pädagogische Empfehlung
- Ab 6.
Genre
Kinderfilm

Diskussion
Die Aufmerksamkeitsspanne von Kindern ist kurz, ihr Verlangen nach Abwechslung groß. Was könnte also besser geeignet sein als Kurzfilme? Mo und Friese heißen das schlaksige Mädchen und das rosafarbene Flauschwesen mit dem roten Schnabel, die als Namensgeber des Hamburger KinderKurzFilmFestivals fungieren, das Teil des Internationalen Kurzfilmfestivals Hamburg ist. Die Anforderung, eine Erzählung auf kleinstem filmischen Raum zu komprimieren, ist im Erwachsenenbereich freilich nicht anders als im Kinderfilm. Das zeigt sich auch anhand der Kurzfilmrolle, mit der Mo und Friese den kleinen Kinogängern nun deutschlandweit eine Begegnung mit dem Festivalprogramm ermöglichen. In den sechs Beiträgen (plus einem Bonusfilm) findet sich Fiktives, Dokumentarisches, Experimentelles und natürlich Animiertes, jedoch immer unter 10 Minuten Laufzeit – also alles, womit das Genre gestalterisch auftrumpfen kann. Wobei die Prämisse der Vielfältigkeit nicht nur von den Filmprofis, sondern auch von Kindern erfüllt wird. In einem Beitrag haben sich gehörlose Schüler die Interpretation von „Rotkäppchen in deutscher Gebärdensprache“ vorgenommen. Mit charmanter Amateurhaftigkeit werden inmitten eines künstlich bunten Settings Hände zu Bäumen und Blumen, Kinder zu Wölfen und Großmüttern, während mit Gesten das Märchen erzählt wird. Ganz auf das Gesehene muss man sich auch in „Dinge ändern sich – Träume Phantasie“ verlassen, in dem sich im Bild zentrierte Form- und Farbsymbiosen entwickeln, zusammengesetzt von Hortkindern, die 2012 am festivaleigenen Workshop teilnahmen. Niedlich, aber mit pädagogischem Impetus sind dagegen die Animationen der erwachsenen Filmemacher ohne kindliche Beteiligung geraten: Von der Freundschaft zweier Außenseiter, eines ständig zu tief fliegenden Vogels und eines einsamen Igels, erzählt „Kleider machen Freunde“. Von Freundschaft und Feindschaft handelt auch „Der Vogel und das Blatt“ als flächig animierte „Tom & Jerry“-Variation, nur mit Fuchs und schwarzem Vögelchen. Gewissenhaft bewässert dieses ein im Verlauf des Jahres immer brauner werdendes und schließlich abfallendes Blatt, woran sich eine doppelte Verfolgungsjagd von Fuchs-Vogel und Vogel-Blatt entspinnt. Wesentlich ungünstiger, aber ebenso humorvoll geht in „Training“ eine Begegnung zwischen Füchsen und Trampolin aus – allerdings für das Sportgerät. Neugierig wird die biegsame Oberfläche beschnüffelt und angetatzt, kleine Sprünge und Bisse erprobt, bis das Trampolin nicht mehr als solches zu erkennen ist. „Mo & Friese unterwegs“ bietet kurzweilige Unterhaltung für kleine Kinder und ermöglicht diesen zugleich, durch ein interaktives Menü im Kino den Ablauf der kindgerecht zusammengestellten Kompilation selbst zu bestimmen. Freundschaft, Langeweile und der Ausweg durch Fantasie (im Spielkurzfilm „Ich sehe was, was du nicht siehst“), aber auch Ausgrenzung und Behinderung sind dabei wichtige Themen der Vermittlung. Der optionale Bonusfilm „Sour Death Balls“ bezeugt wiederum, warum die Sprache des Kurzfilms im besten Fall so international wie altersübergreifend verständlich ist. In dem amerikanischen Kurzfilm aus dem Jahr 1992 fängt eine statische Kamera Menschen aller Altersstufen und Nationalitäten ein – frontal, stumm und unerbittlich. Sie alle bekommen äußerst saure Bällchen zum Kauen gereicht. Das Ergebnis ist eine (tragi-)komische Symphonie verzogener Gesichtsmuskeln und verkniffener Münder; die Wirkung liegt irgendwo zwischen Schadenfreude, Mitleid und dem zusammenlaufenden Wasser im Mund des Zuschauers – einfach und effektiv, aber immer im Rahmen kindlicher Zumutbarkeit.
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