Iron Maze - Im Netz der Leidenschaft

Thriller | USA 1991 | 101 Minuten

Regie: Hiroaki Yoshida

Durch einen Anschlag auf einen Japaner, der in Pennsylvania einen Vergnügungspark eröffnen will, wird ein Ränkespiel ausgelöst, in dessen Verlauf mehrere "Wahrheiten" ans Licht kommen. Spannender und stimmungsvoll inszenierter Thriller als Parabel über die Unmöglichkeit von Wahrheit in einer Welt voller Habgier; zugleich wird der Zusammenprall zweier völlig unterschiedlicher Kulturkreise thematisiert.
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Filmdaten

Originaltitel
IRON MAZE
Produktionsland
USA
Produktionsjahr
1991
Produktionsfirma
Trans Tokyo Film Partners
Regie
Hiroaki Yoshida
Buch
Tim Metcalfe
Kamera
Morio Saegusa
Musik
Stanley Myers
Schnitt
Bonnie Koehler
Darsteller
Jeff Fahey (Barry Mikowski) · Bridget Fonda (Chris Sugita) · J.T. Walsh (Jack Ruhle) · Hiroaki Murakami (Junichi Sugita) · Gabriel Damon (Mickey)
Länge
101 Minuten
Kinostart
-
Fsk
ab 16; f
Genre
Thriller | Literaturverfilmung
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Diskussion
Corinth, Pennsylvania: Das Stahlwerk ist geschlossen, der Konkurrenz des nahen Pittsburgh hatte man nichts mehr entgegenzusetzen; die einst blühende Industriestadt dämmert auf ihren Ruin zu. Da kommt ein Japaner, Sugita, und will sich seinen Traum erfüllen: das vor sich hin rottende Stahlwerk abreißen lassen, einen riesigen Vergnügungspark bauen, Arbeitsplätze schaffen, die Umgebung mit neuem Leben erfüllen. Eines Tages findet man ihn schwer verwundet im Stahlwerk. Ein Mann bekennt sich zu der Tat, eine Frau bestätigt seine Aussage - nur erzählt jeder von ihnen eine grundsätzlich andere Geschichte über den Tathergang. Je länger die Polizei nachforscht, desto mehr Versionen bekommt sie zu hören. "Iron Maze" ist kein Remake von Kurosawas "Rashomon" (1951). "Rashomon" setzt sich aus zwei Erzählungen von Ryonosuke Akutagawa zusammen: "Rashomon" und "Yabu no naka" ("Im Dickicht"). Letztere ist auch die "Iron Maze" zugrundeliegende Parabel über die Unmöglichkeit der Wahrheit in einer Welt der Habgier und Mißgunst. Aber: in "Rashomon" bleibt das Verbrechen ungeklärt, und doch gibt es am Ende eine Wahrheit, jenseits und entgegen aller weltlichen Schlechtigkeit; in "Iron Maze" gibt es - im Gegensatz zur Vorlage - eine Auflösung des Kriminalfalles, vielleicht auch etwas, das wie ein Hoffnungsschimmer wirkt, aber sich bei genauerem Hinsehen als Chimäre entpuppt. "Iron Maze" beschreibt sehr klar und unmißverständlich Japans Verhältnis zu den USA;den Zusammenprall zweier gegensätzlicher Kulturen, von denen die eine die andere imitiert. Sugita will etwas äußerst Amerikanisches errichten, aber hat er überhaupt einen Bezug zu dem, was er dort erschaffen will? Versteht er überhaupt, was in jenem Land, jenen Menschen vor sich geht? Vom Alter her gehört er zu der direkten Nachkriegsgeneration Japans, die ihr ganzes Leben an Amerika und dessen Werten orientierte, ohne sie jedoch zu begreifen. Japan wurde so zu einem Amerika-Klon; seine individuelle Wahrheit verwässerte - zumindest nach außen hin.

Das allgemeine Verschwimmen der Grenzen nimmt den Menschen offensichtlich den Überblick; so stolpern die Protagonisten nun durch das eiserne Labyrinth. Die braun-grauen Reste der Fabrik üben eine morbide Anziehungskraft aus, immer wieder müssen die Geschichte und ihre Protagonisten zu ihnen zurückkehren. Eine irreale Farbabmischung, verbunden mit einer die Subjektivität der einzelnen Geschichten visualisierenden Ausleuchtung, setzt Akzente. Bei jeder Erzählung scheint sich die Architektur der Hallen und Gänge zu verändern. Auch die Welt außerhalb der Fabrik, die Stadt, glänzt falsch im Neonlicht, korrespondierend mit den trügerischen Hoffnungen und Träumen der Menschen. Alles wird zum Schein, eine Motorik irregeleiteter Triebe läßt die Menschen hier umherirren. Auslöser der ganzen Geschichte ist eine Leidenschaft, die nur in der Einbildung einzelner zu existieren scheint.

Von einer höheren Ebene eröffnen sich völlig neue Perspektiven. Ein Fremder sieht ein Land völlig anders, kann ihm ein neues Antlitz abgewinnen. Der Kriminalfall wird aufgelöst, es gab ihn nicht. Am Ende sieht es so aus, als hätten sich alle versöhnt. Aber Sugita kann nur den Anschein erwecken, als ob er die amerikanischen Sitten und Gebräuche verstanden hätte. Er wird immer ein Japaner in den USA bleiben - ein Fremder.
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