Und täglich grüßt das Murmeltier

Komödie | USA 1992 | 101 Minuten

Regie: Harold Ramis

Ein zynischer Menschenfeind und Fernseh-"Wetterfrosch" gerät am "Murmeltiertag" in eine Zeitfalle, die ihn den Tag seiner Live-Reportage in einem Provinznest immer wieder erleben läßt. Während Personen und Umgebung sich nicht verändern, sammelt der zunächst verzweifelte, dann resignierende Mann Erfahrungen, die ihn zu einem toleranten Menschen läutern und ihn die Liebe entdecken lassen, woraufhin er erlöst wird. Eine auf einer höchst originellen Idee basierende Komödie, die die tragische Komponente zwar außer acht läßt, dafür aber zahlreiche hübsche Gags bietet. Souveräne Darstellerleistungen gleichen die eher mäßige Inszenierung weitgehend aus. - Ab 12.
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Filmdaten

Originaltitel
GROUNDHOG DAY
Produktionsland
USA
Produktionsjahr
1992
Produktionsfirma
Columbia
Regie
Harold Ramis
Buch
Danny Rubin · Harold Ramis
Kamera
John Bailey
Musik
George Fenton
Schnitt
Pembroke J. Herring
Darsteller
Bill Murray (Phil Connors) · Andie MacDowell (Rita Hanson) · Chris Elliott (Larry) · Stephen Tobolowsky (Ned Ryerson) · Marita Geraghty (Nancy)
Länge
101 Minuten
Kinostart
-
Fsk
ab 6; f
Pädagogische Empfehlung
- Ab 12.
Genre
Komödie | Literaturverfilmung
Externe Links
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Heimkino

Verleih DVD
Columbia TriStar Home (16:9, 1.85:1, DS engl./dt.)
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Diskussion
Was der Londoner Stadtteil Greenwich für die Zeit ist, ist Punxsutawney in Pennsylvania für das Wetter. Seit 1887 feiert man hier am 2. Februar den "Groundhog Day", an dem ein aus dem Winterschlaf erwachendes Murmeltier den baldigen Frühling anzeigt oder die Verlängerung des Winters signalisiert. Phil, ein zynischer Menschenfeind und der "Wetterfrosch" eines regionalen Fernsehsenders, wird mit der Produzentin Rita und dem Kameramann Larry in das verschlafene Nest geschickt, um "live" von diesem Ereignis zu berichten. Mürrisch nimmt er den ungeliebten Auftrag an, verachtet er doch die Provinzler mit ihrem Aberglauben, und wacht genauso mißmutig in der "unstandesmäßigen" Pension auf, in der er die Nacht vor dem Ereignis verbracht hat. Er raunzt Gäste und Wirtin an und wimmelt auch einen alten Schulfreund, den er auf dem Weg zum Festplatz trifft, unfreundlich ab. Lustlos verichtet er seinen Job. Als sich das Trio auf den Heimweg macht, wird es von einem Schneesturm überrascht und muß eine weitere Nacht in dem Ort mit dem unaussprechlichen Namen verbringen. Als Phil am nächsten Morgen mit demselben Lied wie am Vortag vom Radio-Wecker "begrüßt" wird, ahnt er noch nichts Schlimmes, auch nicht, als ihm ein Gast und die Wirtin dieselben Fragen wie gestern stellen. Erst als er seinen Schulfreund wieder an derselben Stelle trifft, wird er stutzig. Und als seine Kollegen so tun, als habe es die gestrige Sendung nicht gegeben, fängt er an, an seinem Verstand zu zweifeln. Erst als er am nächsten Morgen erneut von Sonny & Chers "I Got You Babe" geweckt wird und wiederum dieselben Vorgänge ablaufen, wird ihm klar, daß er ein Gefangener der Zeit ist. Er sucht einen Arzt und einen Psychiater auf, aber beide erklären ihn für gesund und normal. Da fügt er sich in sein Schicksal, vertreibt sich mit albernen Streichen die Zeit, verführt eine Schönheit des Ortes, überfällt einen Geldtransport und legt sich mit der Polizei an. Er weiß ja, am nächsten Tag beginnt das Leben, als wäre Gestern nicht gewesen. Auf die Dauer wird es ihm aber langweilig, und so versucht er, seine schöne Produzentin "herumzukriegen". Als die ihm immer wieder einen Korb gibt, beschließt Phil, seinem Leben ein Ende zu setzen. Aber ob er sich von einem Hochhaus stürzt, in einen Steinbruch fährt oder den Toaster mit in die Badewanne nimmt - am nächsten Morgen besingen ihn fröhlich Sonny & Cher. Da will er ein guter Mensch werden, hilft alten Leuten, rettet einem Jungen das Leben und verbreitet als Klavierspieler eitle Freude. Als sich Rita dann doch in ihn verliebt, wacht er am nächsten Morgen neben ihr auf - ohne daß "I Got You Babe" aus dem Radio schallt.

Ein Gefangener der Zeit - die Idee ist grandios, bietet sie doch die Möglichkeit, sowohl die komischen Elemente der Situation als auch die ihr innewohnende Tragik, die sehr wohl beklemmende bis apokalyptische Züge annehmen kann, herauszuarbeiten. Und selbst wenn man sich auf die eher heiteren Verwicklungen stürzt, bliebe eigentlich zwischen den Zeilen noch genug übrig, um nicht nur ein oberflächliches Lachen zu provozieren. Aber nicht einmal diesen minimalen Tiefgang leistet die Inszenierung, weil Harold Ramis die vorgegebenen Chancen des Buches einfach nicht nutzt. Vielleicht liegt es auch daran, daß er mit Bill Murray auf einen Darsteller setzt, den man in Hollywood offensichtlich für einen großen Komiker hält, dem es in seinen bisherigen Filmen aber nie gelang, einen Charakter aus seinen Rollen zu formen. So gesehen ist es nur logisch, daß Ramis ihm die Differenziertheit einer zweidimensionalen Figur erst gar nicht zumutet. Die Gags von Phils "heiterer" Zeitreise sind flach, wie etwa die Verführungssequenz mit der angeblichen Schulkameradin, bis wirklich komisch, wie die Treffen mit seinem ehemaligen Klassenkameraden. Das liegt aber wiederum an Stephen Tobolowsky, einem der interessantesten Nebendarsteller Hollywoods, der ein Repertoire vom Bösewicht (wie in "Mississippi Burning, fd 27 472) bis hin zum gliedschlackernden Komiker à la Jerry Lewis beherrscht, ohne jemals überzogen zu wirken. Manchmal wartet man geradezu darauf, daß Bill Murray wenigstens ein bißchen über die Strenge schlägt, damit seine Langweiligkeit nicht ständig den Film dominiert. Stattdessen steckt er die ohnehin bieder wirkende Andy McDowell eher noch an. Seine Selbstmordversuche sind nur als Gags inszeniert, und die ständigen Wiederholungen nehmen dem Film seinen anfänglichen Unterhaltungswert. Und wenn der Film dann zum Schluß auch noch die penetrante Botschaft verkündet, man brauche nur jeden Tag eine gute Tat zu vollbringen, um ein besserer Mensch zu werden, dann ist das um so ärgerlicher, weil Murray diese charakterliche Wandlung in keiner Szene sichtbar macht. So fühlt man sich am Ende betrogen wie von den meisten Wetterkarten, wenn man tags darauf das Wetter tatsächlich erlebt.
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