Dannys Mutprobe

Jugendfilm | Frankreich/Neuseeland/Kanada 1997 | 94 Minuten

Regie: Bob Swaim

Die Freundschaft zwischen einem 12-jährigen Jungen, der darunter leidet, dass sein Vater als Feigling angesehen wird, und einem krebskranken Mann, bei der sich beide gegenseitig Halt und Hilfe geben. Am Ende kann sich der Vater bei einer gefährlichen Rettungsaktion bewähren, und der Junge ist ein Stück erwachsener geworden. Die kindgerecht-spannende Geschichte spricht eine Reihe von Problemen an, ohne ihr jugendliches Publikum zu überfordern, stellt Fragen nach Freundschaft und Vertrauen und regt zum Überdenken vorgefasster Meinungen an. - Sehenswert ab 10.
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Filmdaten

Originaltitel
THE CLIMB | LE DÉFI
Produktionsland
Frankreich/Neuseeland/Kanada
Produktionsjahr
1997
Produktionsfirma
Ellipse Programme/Isambard Prod./Allegro
Regie
Bob Swaim
Buch
Vince McKewin
Kamera
Allen Guilford
Musik
Greco Casadesus
Schnitt
Marie-Sophie Dubus
Darsteller
John Hurt (Chuck Langer) · Gregory Smith (Danny Himes) · David Strathairn (Dannys Vater) · Stephen McHattie (Jack McLastin) · Seth Smith (Andy Sweeney)
Länge
94 Minuten
Kinostart
-
Fsk
ab 6; f
Pädagogische Empfehlung
- Sehenswert ab 10.
Genre
Jugendfilm
Externe Links
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Diskussion
Die Handlung spielt Ende der 50er-Jahre in einer kleinbürgerlichen Wohngegend am Stadtrand von Baltimore, erzählt wird vor allem die Geschichte der ungewöhnlichen Freundschaft zwischen dem 12-jährigen, mutterlosen Danny und seinem Nachbarn, Mr. Langer. Beide haben ein Problem. Chuck Langer, der ein Leben lang in Lateinamerika Straßen und Brücken gebaut hat, ist unheilbar an Lungenkrebs erkrankt und quält sich durch die letzten Wochen seines Lebens; Danny leidet unter dem schlechten Image seines Vaters, den manche Nachbarn scheel ansehen, weil er nicht im Korea-Krieg kämpfte. Danny möchte ein Zeichen setzen und mutig auf den in der Nähe stehenden Sendemast klettern, der in Kürze abgebrochen werden soll. Aber dann bricht er sich die Hand, womit sein Plan gescheitert ist. Als Chuck Langer von der Sache hört, wird er aufmerksam und erstaunlich aktiv. Er lässt sich von Danny im Handkarren zu dem Mast fahren und entwirft eine abenteuerliche Konstruktion, die den Jungen bis in die Spitze des Stahlgebildes katapultieren soll. Danny revanchiert sich, indem er den kauzigen Alten maßvoll mit Whisky versorgt. Nur die Bitte um eine Pistole, mit der Chuck zu gegebener Zeit seine Leiden beenden will, lehnt Danny kategorisch ab - bis zu dem Tag, an dem er einen Erstickungsanfall seines Freundes miterlebt und tränenüberströmt losläuft, um auch diesen Wunsch zu erfüllen. Leider erweist sich Chucks Konstruktion als nur bedingt tauglich. Zwar trägt sie Danny tatsächlich hoch in den Mast hinauf. Dort aber baumelt er hilflos im Gewittersturm, weil er sich nicht aus seinen Gurten befreien kann; sein Vater rettet ihn nach einer lebensgefährlichen Kletterpartie. Am Ende ist Mr. Langer einen friedlichen Tod gestorben. Dannys Vater hat allen gezeigt, dass er kein Drückeberger ist. Und Danny ist ein gutes Stück erwachsener geworden.

Der Film, der 1998 auf dem Kinderfilmfest der „Berlinale“ mit dem Unicef-Preis ausgezeichnet wurde, kann und will seine didaktischen Absichten nicht verbergen. Es geht um den Sinn dieser Mutprobe, um die Frage, was denn Mut überhaupt ist. Das Verhältnis zwischen den Generationen wird ebenso behandelt wie das zwischen Nachbarn und Freunden. Und ganz obenan steht die Auseinandersetzung mit dem Sterben. Es sind in der Tat sehr ernsthafte und schwierige Themen, die einem jugendlichen Publikum zugemutet werden. Aber es gelingt dem Film, sein „Programm“ auf unterhaltsame Weise überzeugend zu verwirklichen, weil er sich vor jedem lehrhaften Anflug hütet. Stattdessen erzählt er ein kindertümlich-spannende Geschichte, die alle Probleme und Konflikte geschickt in den Alltag der Protagonisten integriert. So erfährt Danny ganz beiläufig, wie unsinnig Vorurteile sind. Er kann den knurrigen Alten im Krankenbett sehr schnell als verlässlichen Partner akzeptieren, mit dem er sich dann auch sachlich darüber unterhält, wo er denn begraben werden möchte. Und er begreift am Ende auch ohne väterliche Ermahnungen die Ambivalenz seiner Mutprobe. In einfachen und unprätentiösen Bildern wird von überzeugenden Darstellern ein Stück Alltag vorgeführt, in dem auch die Schattenseiten des Lebens ihren Platz haben und die handelnden Personen nicht zu strahlenden Helden geschönt werden. Das erhöht die Identifikationsmöglichkeiten und bietet mannigfache Ansätze für Diskussionen. Schade und eigentlich auch unverständlich ist, dass in diesem durchaus nuancierten Spiel der kurze Auftritt eines Geistlichen als banale Klamotte inszeniert wurde.
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