Douches froides

- | Frankreich 2005 | 102 Minuten

Regie: Antony Cordier

Ein 17-jähriger Abiturient und leidenschaftlicher Judo-Sportler scheint trotz ungünstiger familiärer und sozialer Ausgangsposition sein Leben gut im Griff zu haben. Bis ein neuer Kampfpartner das mühevoll Aufgebaute ins Wanken bringt und der junge Mann immer mehr Boden unter den Füßen verliert. Sympathische Coming-of-Age-Geschichte um einen jungen Mann, der die Grenze zwischen Selbstverwirklichung und Selbstaufgabe immer wieder aus den Augen verliert. Angenehm ruhig erzählt, mit Darstellern, die eine wohltemperierte Frische ausstrahlen. - Ab 14.
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Filmdaten

Originaltitel
DOUCHES FROIDES
Produktionsland
Frankreich
Produktionsjahr
2005
Produktionsfirma
Why Not
Regie
Antony Cordier
Buch
Antony Cordier
Kamera
Nicolas Gaurin
Musik
Nicholas Lemercier
Schnitt
Emmanuelle Castro
Darsteller
Johan Libéreau (Mickael) · Salomé Stévenin (Vanessa) · Florence Thomassin (Annie) · Jean-Philippe Écoffey (Gérard) · Claire Nebout (Mathilde Steiner)
Länge
102 Minuten
Kinostart
-
Pädagogische Empfehlung
- Ab 14.
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Diskussion
Siegen durch Nachgeben: Der 17-jährige Mickael ist ein Meister in der japanischen Kampfsportart Judo, welche die Philosophie des weichen Falls propagiert. Mickael, der disziplinierte Sportler, hat sein Leben im Griff; die bevorstehenden Abiturprüfungen, ein wichtiger Judokampf, die erste große Liebe – Mickael scheint allen Herausforderungen gegenüber erfolgreich seinen Mann zu stehen. Doch das Leben lässt sich nur schlecht kontrollieren, und die harten Stürze werden selten von einer Judo-Matte abgefangen. In „Douches froides“ hält das Schicksal gleich mehrere kalte Duschen parat, wie Wasser in allen Aggregatszuständen in dem Film überhaupt eine Hauptrolle spielt. Zärtlichkeiten auf der Eisfläche und heiße Wasserspiele im Hallenbad werden gezeigt, im Detail auch Mickaels Gänsehaut unter dem kalten Wasserstrahl der Dusche, weil seine Mutter immer dann den Strom abdreht, wenn der Sohn unter der Dusche steht. Dies sei der richtige Moment, um Geld zu sparen. Denn an Geld mangelt es der Arbeiterfamilie, aus der Mickael stammt, an allen Ecken und Enden. Die finanziellen Engpässe werden noch schlimmer, als Clémént der neue Trainingspartner von Mickael wird. Clémént tut sich nicht nicht so schwer wie Mickael. Noch glaubt er im Gegensatz zu Mickael, dass man sich sein Leben erkämpfen muss. Das Glück fällt ihm zu, und Frauen wie Mickaels Freundin Vanessa landen mit großer Selbstverständlichkeit in seinem Schoß. Es dauert, bis Mickael begreift, dass er sogar bereit ist, seine Geliebte zu teilen. Als Vanessa ihn aus dem gemeinsamen Sexspiel ausschließt, akzeptiert Mickael selbst dieses. Er zieht sich zurück und übt auch in der Liebe die Askese. Außerdem versucht er durch ein schweißtreibendes Training, sieben Kilo abzunehmen, um in einer leichteren Gewichtsklasse zu kämpfen. Die Waage zeigt schließlich das Wunschgewicht an, aber als ein „Leichtgewicht“ ist Mickael den Herausforderungen im Kampf, im Leben und der Liebe nicht mehr gewachsen – er verliert den Boden unter den Füßen und steht nicht mehr so schnell auf. Antony Cordiers Spielfilmdebüt zeichnet sich durch eine große Ruhe aus, im Gegensatz zu anderen Teenager-Filmen, die oft eine hysterische Hektik verbreiten. In „Douches froides“ wird immer wieder und vor allem in den konfliktreichsten Momenten geschwiegen. Es sind auch die seelischen Würgegriffe, die Mickael sprachlos machen. Seiner Hauptfigur mutet der französische Regisseur und Drehbuchautor fast zu viel zum Runterschlucken zu. Ohne Schweiß kein Preis, ohne Opfer keinen Erfolg: kein Wunder, dass der junge Mann die Grenze zwischen Selbstverwirklichung und Selbstaufgabe immer wieder aus den Augen verliert. Trotz einiger Längen und Klischees wie dem Sport als Allegorie des Lebens ist Cordier ein Film mit erstklassigen Jungschauspielern gelungen, die in ihrem Spiel eine wohltemperierte Frische verströmen.
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