Wen die Geister lieben

Komödie | USA 2008 | 102 Minuten

Regie: David Koepp

Komödie um einen misanthropischen Zahnarzt, der unvermittelt die Fähigkeit entwickelt, tote Menschen zu sehen, und den die Geister daraufhin als Medium aufsuchen, um endlich ihren Seelenfrieden zu finden. So gefordert, entdeckt der zynisch-bärbeißige Mediziner widerwillig seine weichen Seiten und verliebt sich sogar in eine Frau. Romantische Komödie mit schlagfertigem Dialogwitz und präzisem Timing. Zudem besticht sie durch eine unkonventionelle Hauptfigur, die gängige Klischees des romantischen Helden konterkariert. - Ab 12.
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Filmdaten

Originaltitel
GHOST TOWN
Produktionsland
USA
Produktionsjahr
2008
Produktionsfirma
DreamWorks SKG/Paramount Pic./Pariah/Spyglass Ent.
Regie
David Koepp
Buch
David Koepp · John Kamps
Kamera
Fred Murphy
Musik
Geoff Zanelli
Schnitt
Sam Seig
Darsteller
Ricky Gervais (Dr. Bertram Pincus) · Téa Leoni (Gwen) · Greg Kinnear (Frank Herlihy) · Billy Campbell (Richard) · Kristen Wiig (Chirurgin)
Länge
102 Minuten
Kinostart
-
Fsk
ab 6; f
Pädagogische Empfehlung
- Ab 12.
Genre
Komödie
Externe Links
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Heimkino

Die Extras umfassen u.a. einen Audiokommentar mit Regisseur David Koepp und Hauptdarsteller Ricky Gervais.

Verleih DVD
Kinowelt (16:9, 1.78:1, DD5.1 engl./dt.)
Verleih Blu-ray
Kinowelt (16:9, 1.78:1, dts-HD engl./dt.)
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Diskussion
Für den Zahnarzt Bertram Pincus sind die Welt und ihre Bewohner eine einzige Zumutung: laut und vulgär, gefühlsduselig und dumm. Um sie sich vom Hals zu halten, setzt er seine scharfe Zunge als Waffe ein und benimmt sich seinen Mitmenschen gegenüber so rüde, wie es eben geht. An seinem Beruf schätzt er vor allem die Möglichkeit, seinen Patienten den Mund zu stopfen und seiner Arbeit unbehelligt von ihrem Geschwätz nachgehen zu können. Mit einem Wort: Doktor Pincus ist ein rechtes Ekel, aber eines, das man schon nach wenigen Minuten nicht mehr missen will. Zum einen überrascht er immer wieder mit geistreichen Gemeinheiten, zum anderen wird es ihm auch nicht leicht gemacht. Bei einer Routineoperation fällt er für einige Minuten ins Schattenreich und wacht mit einer für ihn höchst belastenden Gabe wieder auf: Er kann tote Menschen sehen, und, was beinahe noch schlimmer ist, sie ihn auch. Wie sich herausstellt, wird Manhattan von einer nicht gerade kleinen Geisterschar bevölkert, deren Mitglieder alle auf Erden noch etwas zu erledigen haben. Da sie sich den Lebenden aber nicht bemerkbar machen können, ziehen sie unerlöst umher und suchen verzweifelt nach einem Mittelsmann. Man kann sich Pincus’ Freude über diese Pointe vorstellen, allerdings darf sich selbst ein derart widerborstiger Komödienheld nicht allzu lange gegen das Gute sträuben. Schon bald hilft er den in seinem Wartezimmer ausharrenden Toten ins Himmelreich hinauf und erfüllt die sentimentale Seite von David Koepps Komödie „Wen die Geister lieben“. Sehr viel interessanter und zuweilen sogar grandios ist ein Sonderfall, mit dem sich Dr. Pincus zu beschäftigen hat. Frank Herlihys Geist ist unter lauter Kassenangehörigen der Privatpatient, weil er nicht weiß, warum er noch auf Erden weilt und sich in die eigene Tasche lügt, er müsse die Heirat seiner Witwe mit einem angeblichen Erbschleicher vereiteln. Der dazu nötige Plan ist schnell geschmiedet, aber kühn: Pincus soll Herlihys Frau so lange becircen, bis sie ihrem Neuen den Laufpass gibt. Wenige Genres sind mit den Jahren derart auf den Hund gekommen wie die in besseren Kreisen spielende romantische Komödie. Das liegt natürlich auch daran, dass es hier niemals so viel Eleganz, Bildung und Humor gegeben hat, wie uns die klassischen Hollywood-Komödien der 1930er-Jahren vorgaukeln wollten. Doch ist das ein Grund, es nicht mehr zu versuchen? David Koepps Film ist sicherlich nicht perfekt, aber der Mann versteht sein Handwerk und gibt seinen Figuren die Schlagfertigkeit mit auf den Weg, die man traditionellerweise von ihnen erwarten kann. In den komischen Szenen findet Koepp beinahe immer den richtigen Zeitpunkt, um die Zuschauer zum Lachen zu bringen, und wenn Pincus angewidert durch die Straßen von Manhattan hastet, bekommt man tatsächlich ein Gefühl für die ästhetischen Zumutungen der Großstadt. Nicht zuletzt beweist Koepp Mut, wenn er seinen Film in die Hände eines nicht gerade zum romantischen Helden geborenen Schauspielers wie Ricky Gervais legt. Letzterer ist als britisches Pendant zum deutschen „Stromberg“ bekannt geworden und trägt sein blasiertes, von einem strengen Scheitel gerahmtes Mondgesicht auch in „Wen die Geister lieben“ stolz zur Schau. Seine Wandlung zum Herzensbrecher kommt einerseits nicht ganz unerwartet: Pincus ist einfach zu geistreich, um nicht gesellschaftsfähig zu sein. Andererseits liegen der Zahnarzt und die zu erobernde Altertumsforscherin zunächst noch sehr weit auseinander. Koepp weiß das natürlich und baut ihnen eine wunderbare Brücke: Die beiden lernen sich über der Mumie eines ägyptischen Pharaos kennen und merken bald, dass sie einen ähnlich Sinn für schrägen Humor haben. Das Unwahrscheinlichste tritt in dieser Liebeskomödie ein und wirkt doch alles andere als gezwungen: Es gibt für Bertram Pincus eine Frau, die wie für ihn geschaffen ist. Und wenn schon ein Keil zwischen die Witwe und ihren tadellosen (aber furchtbar langweiligen) Galan getrieben wird, dann soll es wenigstens das gemeinsame Gelächter von Verliebten sein. Téa Leoni, die einem in „Spanglish“ (fd 36 981) noch ziemlich auf die Nerven gehen konnte, spielt das ganz wunderbar und macht selbst eine Szene, in der sie nur über Gervais’ Witze lacht, zum komödiantischen Ereignis. Sie bringt das Publikum spielend dazu, mit einzustimmen, und lässt einen zugleich verstehen, warum der Menschenfeind den Glauben an das Glück zurückgewinnt. Gäbe es mehr Filme wie diesen, ließe sich vielleicht auch für die romantische Komödie wieder Hoffnung schöpfen.
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