Politthriller | USA/Vereinigte Arabische Emirate 2010 | 108 Minuten

Regie: Doug Liman

Eine erfolgreich operierende Undercover-CIA-Agentin wird aufgrund kritischer Zeitungsveröffentlichungen ihres Ehemanns, der lange Jahre als Regierungsberater tätig war, enttarnt, entehrt und als vogelfrei deklariert. Basierend auf wahren Begebenheiten, dramatisiert der Thriller den auf gezielten Unwahrheiten begründeten Einmarsch in den Irak im Jahr 2003. Der überzeugend gespielte und souverän inszenierte Thriller setzt wohltuend wenig auf Action und überzeugt als mutiger und engagierter Kommentar zur Politik und Zeitgeschichte. - Ab 14.
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Filmdaten

Originaltitel
FAIR GAME
Produktionsland
USA/Vereinigte Arabische Emirate
Produktionsjahr
2010
Produktionsfirma
Zucker Pic./Weed Road Pic./Hypnotic/Fair Game Prod.
Regie
Doug Liman
Buch
Jez Butterworth · John-Henry Butterworth
Kamera
Doug Liman
Musik
John Powell
Schnitt
Christopher Tellefsen
Darsteller
Sean Penn (Joe Wilson) · Naomi Watts (Valerie Plame) · Sam Shepard (Sam Plame) · Noah Emmerich (Bill) · Michael Kelly (Jack)
Länge
108 Minuten
Kinostart
25.11.2010
Fsk
ab 12; f
Pädagogische Empfehlung
- Ab 14.
Genre
Politthriller
Externe Links
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Diskussion
In den politischen Eingeweiden der USA rumort es. Seit am 11. September die Flugzeuge ins World Trade Center rauschten, suchen die staatlichen Stellen nach Verantwortlichen. Präsident Bush ist sich sicher, dass Saddam Hussein bereits an den nächsten Schritten zur Destabilisierung der westlichen Welt arbeitet. Dabei könnten ihm 50 Tonnen waffenfähiges Uran aus Niger nur zupass kommen. Die Central Intelligence Agency soll nun dafür sorgen, dass aus solchen vagen Annahmen über Massenvernichtungswaffen im Irak harte Fakten werden, die einen Einmarsch rechtfertigen. Valerie Plame ist eine der führenden Agentinnen des CIA, wenn es um investigative Einsätzen in „Schurkenstaaten“ geht. Die nach außen hin unauffällige, attraktive Hausfrau und Mutter leistet in einem wohl gehüteten Doppelleben in Ländern des Nahen und Fernen Ostens wertvolle Dienste. Auch ihr Mann Joseph Wilson, der neben ihren Eltern der einzige Eingeweihte ist, war bereits unter den Regierungen von Bush und Clinton als Diplomat und Botschafter in diversen afrikanischen Ländern tätig, scheint also bezüglich des Niger-Vorfalls ein kundiger Experte. Doch Joseph kommt zu Einschätzungen, die absolut nicht in die „herrschende Meinung“ passen wollen. Während seine Frau einen Einsatz plant, um potenziell eingeweihte irakische Wissenschaftler in die USA zu transferieren, ist laut Wilson der Irak von der Liste der Kriegstreiber zu streichen. Ein verhängnisvolle Verquickung, denn der Druck, der nun auf den Zweifler ausgeübt wird, könnte seine Frau in eine prekäre Lage und ihre Kontaktpersonen im Irak in Lebensgefahr bringen. Doch die Ereignisse nehmen ihren Lauf: Die US-Regierung befiehlt 2003 die Bombardierung Bagdads – eine Handlung, die, wie Wilson weiß, auf einer Lüge fußt. Mit einem Artikel in der „New York Times“ macht er sich Luft und zugleich zum Staatsfeind. Doch die Regierung schlägt zurück, worüber das Leben seiner Familie zu zerbrechen droht. Was Regisseur Doug Liman mit „Fair Game“ betreibt, scheint wie ein Artefakt aus längst vergangener Zeit, in der sich politisch unbequeme Regisseure noch trauten, brisante Filme gegen das Establishment zu realisieren. Eine Hoch-Zeit dieser Art von Politthrillern waren die 1970er- und 1980er- Jahre mit Regisseuren wie Pollack, Lumet, Costa-Gavras und Darstellern wie Dustin Hoffman und Robert Redford. Dass Liman hier anknüpft und nicht den verwässernden Weg einer schmissigen Actionparabel wählt, ist löblich. Zusammen mit seinen versierten Darstellern Sean Penn, Naomi Watts und Sam Shepard bietet er wohl durchdachtes, investigatives und über weite Strecken fesselndes Kino. Freilich muss er sich den Vorwurf gefallen lassen, dass er damit eigentlich um Jahre zu spät kommt. Zumindest für den aufmerksam die politische Presse verfolgenden Westeuropäer sind die Erkenntnisse, die Lügen und die Verantwortlichen wohl bekannt und benannt, sodass die Brisanz und mithin der Thrill ein wenig verpuffen. Dass „Fair Game“ dennoch ein kurzweiliges Filmerlebnis ist, verdankt er seiner perfekten Machart und der Zeitlosigkeit der Erkenntnis, wie unverfroren in der Politik mit Wahrheit umgegangen wird und wie häufig Menschen dadurch auf der Strecke bleiben. Die „Kriegsspiele“ demokratisch legitimierter Führer der westlichen Welt bleiben, das zeigt „Fair Game“, weitgehend ungesühnt. Er zeigt aber auch, dass manche wenigstens versuchen, an den Sockeln der Unantastbaren zu rütteln. So bekommen diese zivilcouragierten Helden der Zeitgeschichte auf filmische Weise ihr Denkmal.
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