The Substance - Albert Hofmanns LSD

Dokumentarfilm | Schweiz 2011 | 96 (24 B./sec.)/93 (25 B./sec.) Minuten

Regie: Martin Witz

Spannender Dokumentarfilm über die Geschichte des LSD und seinen Schweizer Entdecker Albert Hofmann. Eine ebenso unterhaltsame wie informative Zusammenstellung aus Archivfilmmaterial und Interviews mit Zeitzeugen, die faktenreich dem Umgang mit dem bewusstseinsverändernden Stoff seit seiner Entdeckung in den 1940er-Jahren nachspürt und dabei reizvoll veranschaulicht, wie man den psychedelischen Rausch im Film darzustellen versuchte. - Ab 14.
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Filmdaten

Originaltitel
THE SUBSTANCE - ALBERT HOFMANNS LSD
Produktionsland
Schweiz
Produktionsjahr
2011
Produktionsfirma
ventura film/RSI/Teleclub AG/Lichtblick/Spotlight
Regie
Martin Witz
Buch
Martin Witz
Kamera
Pio Corradi · Patrick Lindenmaier
Musik
Marcel Vaid
Schnitt
Stefan Kälin
Länge
96 (24 B.
sec.)
93 (25 B.
sec.) Minuten
Kinostart
17.11.2011
Fsk
ab 12; f
Pädagogische Empfehlung
- Ab 14.
Genre
Dokumentarfilm
Externe Links
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Diskussion
Manchmal hat ein Filmemacher so richtig Schwein. Dann etwa, wenn er wie der Zürcher Martin Witz sich an die dokumentarische Aufarbeitung eines Themas wagt und das Found-Footage- und Archiv-Material reichhaltiger und prächtiger ist als alles, was er selbst hätte filmen können. Sicher, vom Himmel fallen solche Schätze nicht: Es ist anzunehmen, dass Witz lange recherchieren musste, bis er das Material aus über 50 Filmarchiven von Prag bis San Francisco zusammengetragen hatte, welches sich in „The Substance – Albert Hofmanns LSD“ findet. Von der kreativen Fleißarbeit, die es bedeutete, daraus nicht nur einen ungemein informativen, sondern einen in seiner experimentellen Bildlichkeit auch betörend die Sinne anregenden Film zu machen, davon wollen wir gar nicht reden. Item: Vier Jahre, nachdem Witz mit „Dutti der Riese“ das Porträt des Migros-Gründers Gottlieb Duttweiler vorstellte, erzählt er in seinem zweiten langen Kinodokumentarfilm aus dem Leben und Werk eines weiteren großen Schweizer (Er-)Finders: des Chemikers Albert Hofmann, geboren 1906, 2008 im Alter von 102 Jahren gestorben. 37-jährig war der Sandoz-Angestellte Hofmann, als er 1943 in seinem Forschungslabor in Basel auf die bis dato unbekannte Substanz Lysergsäurediethylamid, kurz: LSD, stieß. Mutig – oder unvernünftig, wie man vielleicht besser sagen müsste – testete er diese vorerst an sich selbst und erlebte einen regenbogenbunten Trip, den er in „The Substance“ 100-jährig äußerst lebhaft und eindrücklich beschreibt. Dieses letzte lange Interview mit dem Vater des LSD bildet das Rückgrat von Witz‘ Film, der eindrücklich die turbulente Geschichte der bewusstseinsverändernden Substanz beschreibt. Nie und nimmer hätte diese in den Augen Hofmanns auf die Straße gelangen dürfen. Doch die Geschichtsbücher erzählen anderes: Das angeblich in glückselige Gefühlslagen versetzende, die Kreativität köstlichste Blüten treiben lassende und somit weltverändernde Potenzial besitzende LSD entsprach dem aufbruchswilligen, Frieden, Freiheit, Love & Happiness suchenden Geist der Hippie-Bewegung. So wurde LSD, nachdem man es in den 1950er-Jahren vorerst in der Psychiatrie – ach, sie sind köstlich, diese alten Medizin- und Forschungsfilme! – einsetzte, tatsächlich zur so beseligenden wie verstörenden Droge der Gegenkultur: Bilder von Festen, Konzerten, Open-Air-Partys hält „The Substance“ bereit. Es sind zum Teil friedliche Bilder, zum Teil aber auch erschreckende, von Menschen, die außer sich sind und notfallmäßig in die Klinik eingeliefert werden. Ergänzt werden diese Fernseh- und Dokfilm-Bilder durch Interviews mit Zeitzeugen: mit Stanislav Grof, der als einer der ersten LSD in der Psychiatrie testete, mit dem „Alchimisten“ Nick Sand, der, nachdem LSD Ende der 1960er-, Anfang der 1970er-Jahre verboten wurde, millionenfach illegale Trips der Marke „Orange Sunshine“ herstellte, mit Oberst James S. Ketchum, unter dem die USA LSD an den Soldaten testete. Es ist eine spannende Geschichte des LSD, die Witz facettenreich nacherzählt bis in die heutige Zeit, in der man LSD in der Medizin wiederentdeckt. Weil Witz nicht nur Daten und Fakten auftischt, sondern auch zeigt, wie man den psychedelischen Rausch im Film darzustellen versuchte, ist sein Film auch filmhistorisch höchst wertvoll.
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