Sag, dass du mich liebst

Drama | Frankreich 2012 | 90 (24 B./sec.)/87 (25 B./sec.) Minuten

Regie: Pierre Pinaud

Eine beruflich erfolgreiche, privat aber einsame Pariser Radio-Moderatorin sucht nach ihrer Mutter, die sie als Kind ins Waisenhaus abgeschoben hat. Als sie fündig wird, erfolgt ein zaghafter Annäherungsprozess, bei dem jedoch das Verhalten der Tochter ihren Sehnsüchten und Gefühlen im Wege steht. Ein beeindruckender Film, der trotz des bewegenden Themas nie ins Sentimentale abgleitet, sondern anspruchsvoll-hintergründige Unterhaltung auf inszenatorisch hohem Niveau bietet. - Ab 14.
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Filmdaten

Originaltitel
PARLEZ-MOI DE VOUS
Produktionsland
Frankreich
Produktionsjahr
2012
Produktionsfirma
Estrella Prod./Bonne Pioche Cinéma
Regie
Pierre Pinaud
Buch
Pierre Pinaud
Kamera
Guillaume Deffontaines
Musik
Maïdi Roth
Schnitt
Valérie Deseine
Darsteller
Karin Viard (Claire Martin / Mélina) · Nicolas Duvauchelle (Lucas) · Nadia Barentin (Joelle Goulain) · Patrick Fierry (André) · Catherine Hosmalin (Ingrid Goulain)
Länge
90 (24 B.
sec.)
87 (25 B.
sec.) Minuten
Kinostart
01.11.2012
Fsk
ab 6; f
Pädagogische Empfehlung
- Ab 14.
Genre
Drama
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Heimkino

Verleih DVD
Universum
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Diskussion
Mélina, Anfang 40, ist attraktiv, erfolgreich, einfühlsam, redegewandt, beliebt – und einsam. Eine auch bewusst herbeigeführte Einsamkeit, denn die Identität der Moderatorin ist, vertraglich zugesichert, streng geheim. Wenn sie ihren Arbeitsplatz bei einer Pariser Radiostation, bei dem sie als psychologische Ratgeberin Erfolge feiert und eine treue Fangemeinde hat, verlassen hat und wenn aus und aus Mélina wieder Claire, so ihr bürgerlicher Name, wird, wartet in ihrer noblen Pariser Wohnung nur das Hündchen. Claire ist extrem kontaktscheu, was auch eine Folge ihrer panischen Angst vor Bazillen ist; sie ist pathologisch ordnungsliebend und bis in ihre tiefste Seele einsam. Der Grund für dieses neurotische Verhalten ist die Sehnsucht nach der Mutter, die sie nie kennen gelernt hat, weil sie als Baby in ein Waisenhaus gegeben wurde. Nun will sich Claire Klarheit verschaffen, sie hat eine Detektiv-Agentur engagiert, die herausfinden soll, ob ihre Mutter noch lebt und wenn, wo. Die Agentur wird fündig und liefert eine Adresse in einem Pariser Arbeitervorort, der fortan zum „Lebensmittelpunkt“ der unglücklichen Frau wird: Sie pirscht sich an die Mutter Joelle heran, sieht sie aber immer nur von Weitem; schließlich sucht sie unter dem Vorwand, die neue Helferin zu sein, deren Arbeitsstätte auf, eine Sammelstelle für Altkleider, die an Bedürftige verteilt werden. Kein idealer Job für eine Frau, die an panischer Bazillenfurcht leidet. Dort lernt sie Lucette kennen, die Freundin der Mutter, mit der diese zusammen wohnt, und langsam gelingt es ihr, Joelles Familienverhältnisse zu ergründen. Bald lernt sie ihren Halbbruder kennen, den attraktiven Neffen Lucas, einen talentierten Fotografen, dann endlich stellt sie sich der Begegnung mit der Mutter. Es fällt schwer, Pierre Pinauds Film unter dem gängigen Begriff „Tragikomödie“ zu subsumieren, der häufig dann verwendet wird, wenn eine eindeutige Genrezuordnung zu schwierig erscheint, weil sich beide Genres in etwa die Waage halten. Bei „Sag, dass du mich liebst“ überwiegen trotz etlicher komödiantischer Einsprengsel die tragischen Momente – eine Tragik, die in den Charakteren begründet ist. Der Film konfrontiert mit eigentlich tieftraurigen Schicksalen, mit Personen, die zwar Ausbruchs- und Annäherungsversuche unternehmen, letztlich aber nur ein kleines Stück weiter kommen. So ist es nur konsequent, dass Pinaud am Ende ein wohliges Happy End verweigert. Sein Film steht und fällt mit der wunderbaren Hauptdarstellerin Karin Viard, die anfangs wie die unnahbare Heldin eines Noir-Klassikers auftritt und dann Stück für Stück die Verletzlichkeit ihrer Figur freilegt. Der Film gibt ihr in geschickt gebauten Szenen den Raum, nach und nach Claires tiefen Wandel sichtbar zu machen. Somit rundet sich der wunderbar getimte und stimmungsvoll fotografierte Film, dessen Ausstattung punktgenau den Charakter, die Gefühlslage und das soziale Milieu seiner Protagonisten spiegelt, zum eindringlichen Porträt, ohne Zuflucht bei Sentimentalitäten zu suchen. „Sag, dass du mich liebst“ ist der letzte Film von Nadia Barentin, der „grande dame“ des französischen Kinos, die nach den Dreharbeiten verstarb.
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