Dokumentarfilm | Deutschland 2013 | 110 (24 B./sec.)/106 (25 B./sec.) Minuten

Regie: Evelyn Schels

Der 1938 geborene Maler und Bildhauer Georg Baselitz schaut zurück auf sein Leben und sein Werk: klug, lakonisch, selbstironisch. Zugleich gestattet der Dokumentarfilm Einblicke in die Werkstatt von Baselitz, zeigt ihn bei der künstlerischen Arbeit, ohne deren Geheimnisse preiszugeben. Weil in vielen Szenen auch Baselitz' Ehefrau Elke mit von der Partie ist, die die Arbeit und die biografischen Reminiszenzen ihres Mannes kommentiert, avanciert der Film zum heiteren Doppelporträt eines "alten" Liebenspaares. - Sehenswert ab 14.
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Filmdaten

Produktionsland
Deutschland
Produktionsjahr
2013
Produktionsfirma
Bayerischer Rundfunk
Regie
Evelyn Schels
Buch
Evelyn Schels
Kamera
Christian Meckel · Wolfgang Lehner
Musik
Christoph Rinnert
Schnitt
Susanne Hartmann
Länge
110 (24 B.
sec.)
106 (25 B.
sec.) Minuten
Kinostart
11.04.2013
Fsk
ab 0; f
Pädagogische Empfehlung
- Sehenswert ab 14.
Genre
Dokumentarfilm
Externe Links
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Heimkino

Verleih DVD
Alamode (16:9, 1.78:1, DD2.0 dt.)
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Diskussion
„Ich wollte mich nicht lenken lassen, ich wollte mich nicht leiten lassen, ich war erziehungsresistent.“ Wenn Georg Baselitz auf diese Weise über seine Jugend spricht, blitzt der Schalk aus seinen Augen. Solche knurrigen, selbstironischen Reminiszenzen gehören zu den schönsten Momenten des Porträtfilms von Evelyn Schels, die dem ebenso berühmten wie medienscheuen Maler und Bildhauer nahe kommt. Baselitz, 1938 geboren, lässt es sonst nur selten zu, dass Kameras in seine Privat- und Arbeitssphäre eindringen. Zum ersten Mal gelang es Evelyn Schels vor neun Jahren, ein Fernsehporträt über den Künstler zu drehen. Daraus erwuchs eine Nähe und Vertrautheit, die sich nun in einem weiteren, diesmal abendfüllenden Film manifestiert. Baselitz gestattete es, in seinen Ateliers in Imperia und am Ammersee zu drehen. Die Kamera beobachtet ihn, wie er mit der Motorsäge an großen Holzskulpturen hantiert: Kunst zu machen kann durchaus Schwerstarbeit sein. Fast leichthändig wirkt dann das Auftragen von Farben auf Leinwände, die er auf dem Boden seiner Werkstatt ausgelegt hat: ein geradezu spielerischer Vorgang, der die konkrete Entstehung der Bilder zwar als physischen Akt erfasst, aber nichts von dem Geheimnis preisgibt, wie daraus Kunst wird. Georg Baselitz erinnert sich lakonisch, wie er zu dem wurde, was er ist. Zu den Etappen seiner Biografie, im Film durch zahlreiche Fotos unterlegt, gehören die letzten Tage des Zweiten Weltkrieges, die so genannte Entnazifizierung nach 1945, die Zusammenstöße mit den Kunstauguren der DDR, die ihm „gesellschaftspolitische Unreife“ bescheinigten und damit, von ihrer Warte gesehen, vermutlich sogar Recht hatten. Dann, 1957, der Wechsel in den Westen, zunächst ein Leben jenseits von Ruhm und Ehre, bis endlich, in den späten 1960er-Jahren der große Erfolg gelang, nicht zuletzt durch Baselitz‘ legendäre, auf den Kopf gestellte Bildmotive. Heute sieht sich Baselitz als „der Dritte“ in der Rangfolge der berühmtesten Bildenden Künstler der Gegenwart. Wer die beiden anderen sind, verrät er nicht, oder nur in Andeutungen: „Da gibt es noch einen Amerikaner, und einen älteren Sachsen...“ Dass die berühmtesten Museen der Welt sich um ihn reißen und Galeristen bestens an ihm verdienen, teilt der Film eher beiläufig mit. Wie die internationale Kunstszene funktioniert, was hinter den Kulissen läuft, auch an Intrigen und Ausgrenzungen, woher und wohin die immensen Geldströme fließen, all das war nicht das Thema. Fast en passant ist „Georg Baselitz“ auch ein schöner Liebesfilm geworden. Oft ist Elke Baselitz, die Frau des Malers, mit im Bild, die er schon an der Hochschule kennen lernte und 1962 heiratete, vor mehr als fünfzig Jahren. Zwischen beiden gibt es eine Reihe von Disputen: Elke weiß genau, wie sie ihren ganz und gar nicht „einfachen“ Mann zu nehmen hat, wie sie Widerspruch anmelden und damit sogar Erfolg haben kann. Der Film dokumentiert die Symbiose dieser beiden Menschen auf zärtliche und heitere Weise, und er verlässt sich dabei durchaus nicht nur auf Worte, sondern auch auf die sensible Beobachtung von Blicken und Berührungen. Ein schönes Doppelporträt.
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