Johan und der Federkönig

Animation | Schweden/Dänemark 2014 | 75 Minuten

Regie: Esben Toft Jacobsen

Nicht lange nach dem Umzug ins neue Haus erkrankt die Mutter des kleinen Hasen Johan, und der Federkönig holt sie in sein Reich. Seitdem fürchtet sein Vater, dass der Federkönig auch Johan zu sich nehmen könnte, sodass er sich nur auf einem Schiff mitten auf dem Ozean sicher fühlt. Johan aber ist fest entschlossen, seine Mutter zurückzuholen. Ein abenteuerlich-metaphysischer Animationsfilm voller fantastisch-fantasiereicher Figuren, der wortwörtlich alle Grenzen überschreitet, um dem kleinen Helden den Verlust der Mutter verständlich zu machen. Ein fulminantes Spiel mit der Fantasie als lebensspendende Ressource, das jungen Zuschauern stets den Raum lässt, einen Bezug zu ihren jeweils bestehenden Vorstellungen über den Tod herzustellen. - Sehenswert ab 8.
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Filmdaten

Originaltitel
RESAN TILL FJÄDERKUNGENS RIKE | BEYOND BEYOND
Produktionsland
Schweden/Dänemark
Produktionsjahr
2014
Produktionsfirma
Copenhagen Bombay/Film i Väst/Noble Ent.
Regie
Esben Toft Jacobsen
Buch
Jannik Tai Mosholt · Esben Toft Jacobsen
Musik
Nicklas Schmidt
Schnitt
Elin Pröjts
Länge
75 Minuten
Kinostart
-
Fsk
ab 6
Pädagogische Empfehlung
- Sehenswert ab 8.
Genre
Animation | Familienfilm | Kinderfilm
Externe Links
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Heimkino

Verleih DVD
Universum (16:9, 2.35:1, DD5.1 swe./dt.)
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Nicht lange nach dem Umzug ins neue Haus erkrankt die Mutter des kleinen Hasen Johan. Eines Nachts holt sie schließlich der Federkönig mit seinen riesigen blauen Schwingen in sein Reich. Johan erhascht gerade noch einen Blick auf ihn, bevor er am Nachthimmel mit der geliebten Mama verschwindet. Seitdem fürchtet sich sein Vater davor, dass der Federkönig auch Johan zu sich nehmen könnte.

Diskussion
Nicht lange nach dem Umzug ins neue Haus erkrankt die Mutter des kleinen Hasen Johan. Eines Nachts holt sie schließlich der Federkönig mit seinen riesigen blauen Schwingen in sein Reich. Johan erhascht gerade noch einen Blick auf ihn, bevor er am Nachthimmel mit der geliebten Mama verschwindet. Seitdem fürchtet sich sein Vater davor, dass der Federkönig auch Johan zu sich nehmen könnte. Nur auf einem Schiff mitten auf dem Ozean fühlt er sich sicher, denn der Federkönig, so weiß er, hasst das Wasser. Johan aber sehnt die Begegnung mit dem Federkönig geradezu herbei, denn er ist fest entschlossen, sich seine Mutter zurückzuholen! Nie ist vom Reich des Federkönigs als einem Totenreich die Rede. Und so bleibt es Kindern offen, ob sie die Reise, die Johan schließlich antritt, einfach als besonderes Abenteuer oder als einen regelwidrigen Besuch des Jenseits verstehen möchten. Nicht zuletzt dadurch eignet sich der Film trotz seiner Thematik auch für jüngere Kinder. Hinzu tritt die klare, eher ruhige Erzählweise, bei der selbst Spannungsmomente nicht in nervenaufreibender Dramatik inszeniert werden. Die Musik nimmt sich wohltuend zurück – und die Hartnäckigkeit des liebenswerten Kleinhasens sorgt für so manchen Lacher. Die Mehrfachadressierung des Films setzt sich fort, denn gerade für erwachsene Zuschauer bietet er den Reiz, Bezüge zu mythologischen Gestalten oder Todes- und Jenseitsvorstellungen zu finden. So tritt der düstere Fährmann Charon aus der griechischen Mythologie in Gestalt einer patenten Kapitänin auf, die ihre Fahrgäste auch nicht per Boot über einen Fluss setzt, sondern – gegen die entsprechende Eintrittskarte – gleich mit einem großem Dampfer über das Meer schippert, um zum Reich des Federkönigs überzusetzen. Die gelungenste Neuschöpfung ist die Gestalt des Federkönigs selbst. Seine großen Flügel verleihen ihm das majestätische Auftreten eines Engels, und doch ist er nicht furchteinflößend: Zu freundlich ist dafür sein flauschiges Hasengesicht. Unerschrocken tritt ihm der kleine Johan gegenüber und fordert seine Mutter zurück. Doch der Federkönig beharrt auf den Regeln seines Reichs, Regeln, die er nicht geschaffen hat und nicht ändern kann. Er möchte weder die Mutter gehen noch Johan zu ihr lassen, denn die Karte, mit der sich Johan den Zutritt ins sein Reich erschlichen hat, ist gar nicht die seine. Johan findet dennoch einen Weg zu seiner Mama. Aber damit inspiriert er eine weitere Figur dazu, die Regeln des Königreichs zu missachten, sodass diese Anderswelt zu zerfallen und zu „Nichts“ zu werden droht. Schon Orpheus war kein Erfolg beschieden beim Versuch, einen geliebten Menschen aus der Unterwelt zurückzuholen. Für Johan nimmt die Reise ins Reich des Federkönigs dennoch ein gutes Ende. Auch wenn er die Regeln dort nicht versteht und niemand sie ihm erklären kann, erzählt der Film davon, wie Johan Trost findet, der Vater seine eigene Angst überwindet und sich durch die Reise auch die Beziehung zwischen dem überbehütenden Vater und dem heranwachsenden Sohn verändert. Zugleich führt Johans Entwicklung vor, wie sich kindliche Todesvorstellungen entwickeln. Dass der Tod irreversibel ist, dass er alle Lebewesen betrifft und sie auch selbst irgendwann sterben, ist vor allem jüngeren Kindern noch nicht klar. „Johan und der Federkönig“ lässt jungen Zuschauern den Raum, einen Bezug zu ihren jeweils bestehenden Vorstellungen über den Tod herzustellen. Der Rest bleibt ein fantastisches Abenteuer mit faszinierenden Bilderfindungen.
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