Mantra - Sounds into Silence

Dokumentarfilm | Spanien/Deutschland 2017 | 89 Minuten

Regie: Georgia Wyss

Im sogenannten „Kirtan“-Movement findet weltweit ein wachsendes Publikum zum gemeinsamen Singen von uralten indischen Klangformeln zusammen, das nach Entschleunigung, Reduktion und spiritueller Orientierung sucht. Der Dokumentarfilm reist zu internationalen Begegnungsorten und porträtiert Yogis und Gurus der global ausgerichteten Bewegung. Der harmlos dahinplätschernde Imagefilm richtet sich mit gefälligen Bildern und eleganten Drohnenaufnahmen an ein eingeweihtes Publikum, das auf keine Übersetzung der Szene-Sprache angewiesen ist. Gleichzeitig fehlt jede Form einer kritischen Auseinandersetzung mit dem Phänomen. - Ab 14.
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Filmdaten

Originaltitel
MANTRA - SOUNDS INTO SILENCE
Produktionsland
Spanien/Deutschland
Produktionsjahr
2017
Produktionsfirma
TengoTwo/Mick Walsh/Schubert Film Int.
Regie
Georgia Wyss · Wari Om
Buch
Georgia Wyss
Kamera
Wari Om · Jordi Azategui · Ismael Joyera
Schnitt
Georgia Wyss · Daniel Arvizu
Länge
89 Minuten
Kinostart
07.06.2018
Fsk
ab 0; f
Pädagogische Empfehlung
- Ab 14.
Genre
Dokumentarfilm
Externe Links
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Heimkino

Verleih DVD
Alpenrepublik (16:9, 1.78:1, DD5.1 engl.)
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Harmlos dahinplätschernder Imagefilm für Eingeweihte über den Erfolg des so genannten „Kirtan“-Movements, das nach Entschleunigung, Reduktion und spiritueller Orientierung sucht.

Diskussion
„Am Anfang war ein Wort, und das Wort war Om“, heißt es zu Beginn von Georgia Wyss’s Dokumentarfilm „Mantra – Sound into Silence“. Dieser O-Ton deutet die grundsätzliche Richtung des via Crowdfunding finanzierten Filmprojekts an, das für klar umrissene Zielgruppen konzipiert worden ist. Das konventionell montierte Porträt des so genannten „Kirtan“-Movements, das sich in westlichen Metropolen wie New York oder Barcelona, aber auch in entlegenen „Ashram“-Gemeinschaften regen Zulaufs erfreut, ist ein klassischer „Special Interest“-Film, inklusive fehlender Selbstreflexion. Der Film richtet sich in erster Linie an Großstadtseelen, die weder in der Arbeit noch in den Social-Media-Welten wirklichen Halt finden und einen Neuanfang in ihrem Leben suchen; einen spirituell angehauchten, auf Reduktion und Konzentration ausgerichteten Kickstart. Extreme Entschleunigung lautet denn auch das unausgesprochene Motto der „Kirtan“-Sänger wie ihrer Anhänger, die sich vom Gefängnis bis zum Konzertsaal, vom tibetanischen Ashram bis zu New Yorker Undergroundbühnen zu musikalischen „gatherings“ versammeln und im „call-and-response“-Modus einfach lossingen. Begleitet werden die Performer dieser uralten und meist aus Indien stammenden Klangformeln oft nur von einer minimalen Besetzung: ein paar Trommeln, Akustikgitarren oder wenige traditionelle Instrumente aus der indischen Musikkultur. Mehr ist für das trancehafte Massenerlebnis dieser seltsam entrückt wirkenden Events nicht nötig. Die parallel dazu entstandene Musikszene, in der „Vermittler“ wie Deva Premal & Miten, Krishna Das, Dave Stringer oder Jai Uttal bisweilen vor Zehntausenden von Mitsingenden auftreten und „Grammy“-Nominierungen einsammeln, ist global ausgerichtet; das sieht und hört man in jeder Szene: Alle sprechen hier ein ziemlich flüssiges Englisch. Darin ist ständig von Sinnfindung, Wahrheit und Erleuchtung die Rede, was auf Dauer zu gewissen Ermüdungserscheinungen führt. Die O-Töne klingen sprachlich viel zu blumig („Mantras können helfen, den Verstand zur völligen Stille zu bringen. Wenn keine Schwingungen mehr da sind, erkennst du dich selbst.“) und sind thematisch auffallend ähnlich („Ich habe nach etwas gesucht, was mir Sinn gibt.“). Viele der Yogis und Gurus versuchen das in Worte zu fassen, worum sich das Kamerateam intensiv bemüht: eine visuelle Übersetzung für jene transzendent aufgeladenen Merksätze und Weisheitsformeln zu finden, die viele moderne Sinnsucher beschäftigen: Wie finde ich zu mir selbst? Wovon lasse ich mich leiten? Wie werde ich wirklich glücklich? Dass Wyss seit 20 Jahren als Cutterin arbeitet und in dieser Zeit viele Musikvideos geschnitten hat (etwa für Tina Turner, Paul McCartney oder Eros Ramazzotti), merkt man dem allzu weichen Regie-Stil deutlich an. Wyss setzt auf gefällige „Yoga“-Optiken mit eleganten Drohnenaufnahmen, was allerdings nicht automatisch zu mehr dokumentarischer Tiefe oder thematischer Bedeutsamkeit führt. Überdies mangelt es dem glatt inszenierten Themenfilm an einer kritischen Auseinandersetzung, was schon beim Szene-Vokabular beginnt, das andauernd zwischen unerklärten „Bhakti“-Yoga- oder „Wahegaru“-Mantra-Traditionen hin- und herwechselt. Uneingeweihte sind hier komplett überfordert. Nicht selten tappt der harmlos dahinplätschernde und gänzlich überraschungsfreie Dokumentarfilm auch in die Werbefilm-Falle. So dominiert am Ende der Eindruck, dass es sich bei „Mantra – Sounds into Silence“ eher um einen Imagefilm als um eine intelligible Annäherung an die „Kirtan“-Bewegung handelt.
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