Terroir - Eine genussvolle Reise in die Welt des Weins

Dokumentarfilm | Frankreich/Dänemark 2022 | 81 Minuten

Regie: Rasmus Dinesen

Unter der steigenden Zahl der Weintrinker wächst auch die Zahl jener Liebhaber, die sich besonders für Herkunft und Machart von Wein interessieren. Der Dokumentarfilm unternimmt eine Reise zu Winzern, Sommeliers und Sterneküchen auf drei Kontinenten und lässt zahlreiche Experten über Kunst und Mühsal der Weinherstellung und der richtigen Auswahl beim Essen referieren. Das hat mitunter einen gewissen Unterhaltungswert, bietet aber auch manche Banalität, während die Bilder wenig aufregend bleiben. Zudem beschränkt sich der Film fast ganz auf die elitäre Weinverkostung und blendet Normalverbraucher aus. - Ab 14.

Filmdaten

Originaltitel
TERROIR TO TABLE
Produktionsland
Frankreich/Dänemark
Produktionsjahr
2022
Regie
Rasmus Dinesen
Buch
Rasmus Dinesen
Kamera
Jesper Jarl Becker · Rasmus Dinesen
Musik
Rune Funch
Schnitt
Birger Madsen · Martin Munck Schmidt · Henrik Vincent Thiesen
Länge
81 Minuten
Kinostart
25.05.2023
Fsk
ab 0; f
Pädagogische Empfehlung
- Ab 14.
Genre
Dokumentarfilm

Ein Dokumentarfilm über die Liebe zum Wein, der auf drei Kontinenten Experten zu Kunst und Mühsal der Weinherstellung befragt.

Diskussion

Der Absatz von Wein steigt seit Jahren kontinuierlich. Weltweit. Entsprechend wächst auch die Zahl der Konsumenten, die gern etwas genauer wissen möchten, wo die Tropfen in ihren Gläsern herkommen und wie sie produziert wurden. Solche Menschen besuchen dann auch gern Seminare, wo sie lernen, bei Weinen den Hauch von grünen Tomaten oder andere aromatische Nuancen zu riechen und zu schmecken. Für diese interessierten Liebhaber ist der Dokumentarfilm „Terroir – Eine genussvolle Reise in die Welt des Weins“ des Dänen Rasmus Dinesen in erster Linie gemacht.

Für die Dreharbeiten hat er Winzer, Sommeliers und Köche in Frankreich, Deutschland, Österreich, Dänemark, den USA und Japan aufgesucht. Unter den Winzern finden sich solche, die stolz darauf sind, dass ihre Häuser seit Generationen in Familienbesitz sind, aber auch Quereinsteiger. So wie ein skandinavisches Paar, das sich einst in die Provence verliebte und beschloss, ein Weingut zu kaufen, obwohl beide von der Materie eigentlich keine Ahnung hatten. Dass daraus dennoch ein Erfolgsmodell wurde, haben sie in erster Linie einem angestellten Önologen zu verdanken.

Schwärmen über Rebsorten

Natürlich sind alle hier auftretenden Protagonisten, es dürften mehr als dreißig sein, bekennende Weinliebhaber, die immer wieder ins Schwärmen geraten, wo es um bestimmte Rebsorten, Anbaugebiete und Lagen geht. Dabei stehen Puristen, die beispielsweise nur auf die natürliche Hefe der Früchte setzen, anderen gegenüber, die auch künstliche Zusätze für erlaubt halten. Ein französischer Winzer, der nach Kalifornien ausgewandert ist, erklärt, in seinem Heimatland gebe es zu viele einengende Traditionen. Welche Freiheiten genau er sich bei der Produktion im Napa Valley, dem amerikanischen Wein-Mekka; nimmt, sagt er allerdings nicht. Da hätte der Filmemacher durchaus mal nachfragen können. Was er aber nicht tut, weil er sich während der gesamten unkommentierten Dokumentation raushält und seine Protagonisten weitgehend eigenständig agieren lässt.

Was die zu erzählen haben, ist überschaubar informativ und auch nicht frei von Binsenweisheiten. Wer hätte gedacht, dass Trauben an Südhängen besonders gut gedeihen? Und auch wenn viele die Wichtigkeit des Terroirs, des Zusammenspiels von Bodenbeschaffenheit und Klima, für den Charakter eines Weins betonen, spielt der Begriff trotz des Filmtitels hier eine eher untergeordnete Rolle. Lediglich zwei Biologen, die als Berater für Winzer arbeiten, äußern sich dazu dezidiert.

Kurioser Wettstreit zwischen Sommeliers

Ansonsten sind die Statements der zahlreichen Weinkenner eher kurz gehalten. Und so richtig unterhaltsam wird der Film nur in Sequenzen, in denen Sommeliers sich über ihr Tun auslassen. Schließlich sind sie dafür zuständig, zu jedem Essen den passenden Wein zu empfehlen. Und da die Zeiten vorbei sind, in denen grundsätzlich Weißwein zu Fisch und Geflügel, Rotwein zu rotem Fleisch gereicht wurde, kommt es hier zu einem kuriosen Wettstreit. Schon beim Käse scheiden sich da massiv die Geister, bis nach sehr unterschiedlichen Empfehlungen ein dänischer Sommelier erklärt, zu Käse passe am besten ein Bier.

Wo der Film vornehmlich von „Talking Heads“ bestimmt wird, sind seine bildhaften Elemente nicht wirklich ein wohltuender Kontrast. Da sieht man zigfach in Großaufnahme, wie edle Tropfen in Gläser gegossen werden, man ist in Weinkellern mit großen und kleinen Fässern unterwegs, darf bei der Weinlese zuschauen und zu dezenter Musik Drohnen-Aufnahmen von lieblichen Landschaften genießen.

Jeder soll trinken, was ihm schmeckt

Da sich der Film ausschließlich in der Welt der Grand Crus und der Sterneküchen bewegt, kommt der durchschnittliche Weinkonsument, der seine preiswerten Tropfen mehrheitlich im Supermarkt ersteht, hier überhaupt nicht vor. Das ist bei einer Dokumentation, die sich als Hommage an die Kunst des Weinmachens versteht, verständlich, sorgt aber nicht unbedingt für Diversität im Umgang mit der Materie. Am Ende kommen sämtliche Experten in „Terroir“ zu dem Fazit, dass letztlich jeder Mensch den Wein trinken solle, der ihm schmeckt. Was ja auch für den Normalverbraucher etwas Tröstliches hat.

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