A Murder at the End of the World

Drama | USA 2023 | (sieben Folgen) Minuten

Regie: Zal Batmanglij

Eine junge Hackerin, die schon als Kind durch ihren Vater, einen Gerichtsmediziner, eine Faszination fürs Untersuchen verdächtiger Todesfälle entwickelt hat und später zusammen mit einem Freund einem Killer nachspürte, wird auf einen Tech-Kongress eingeladen, wo sie ihre Fähigkeiten als Hobby-Detektivin anwenden kann, als ein Mord geschieht. Der Krimiserie gelingt es trotz gelegentlicher Durchhänger, das Gleichgewicht zwischen Whodunit-Spannung und Charakterentwicklung zu halten. Dank guter Schauspielleistungen und einer atmosphärischen Bildsprache weitgehend fesselnde Genre-Unterhaltung. - Ab 16.
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Filmdaten

Originaltitel
A MURDER AT THE END OF THE WORLD
Produktionsland
USA
Produktionsjahr
2023
Produktionsfirma
FX Productions
Regie
Zal Batmanglij · Brit Marling
Buch
Zal Batmanglij · Brit Marling
Kamera
Charlotte Bruus Christensen
Musik
Danny Bensi · Saunder Jurriaans
Schnitt
Dylan Tichenor · Cherie Dimaline · Chris Patterson
Darsteller
Emma Corrin (Darby Hart) · Brit Marling (Lee) · Clive Owen (Andy) · Harris Dickinson (Bill Farrah) · Alice Braga (Sian)
Länge
(sieben Folgen) Minuten
Kinostart
-
Pädagogische Empfehlung
- Ab 16.
Genre
Drama | Mystery | Serie | Thriller
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Murder-Mystery-Serie um eine Amateurdetektivin, die mit acht weiteren Gäste von einem Milliadär an einen abgelegenen Ort geladen wird, wo es bald einen Mord aufzuklären gilt.

Diskussion

True Crime ist eines der beliebtesten Krimi-Subgenres der letzten Jahre – aber was heißt es, selbst Leichenteile auszubuddeln, anzufassen und zu untersuchen? Darby (Emma Corrin) hat schon als Mädchen handfeste Erfahrungen damit gesammelt, als sie mit ihrem Vater, einem Gerichtsmediziner, Tatorte aufsuchte und Knochen unter die Lupe nahm. Diese makabre Kindheitsbeschäftigung hat Spuren hinterlassen: Auch Jahre später als Erwachsene beschäftigt sie sich in ihrer Freizeit mit ungelösten Fällen. Die eine Hälfte davon geht auf Unfälle zurück, die andere Hälfte mehrheitlich auf Femizide. Darby hat mittlerweile ein Buch darübergeschrieben.

Hauptberuflich ist Darby Hackerin. Sie lebt zurückgezogen in einem dunklen Apartment mit Bildschirmen und Tatortfotos. True Crime ist für Darby eine Besessenheit. Außer mit ihrem Vater teilt sie diese Obsession mit Bill, einem gleichartigen Mann, den sie online kennengelernt hat. Beide sind auf der Suche nach einem Killer, der an seinen Todesopfern Silberschmuck anbringt. Darby und Bill tauschen sich zunächst über Chats aus, dann treffen sie sich persönlich und begeben sich auf einen wilden Roadtrip durch die USA. Wie ein Outlaw-Paar brechen sie in fremde Häuser ein, reißen Wände ein, schlagen Löcher in Böden, um so die brutalen und verdrängten Tiefenschichten der Vergangenheit freizulegen.

Gen Z Sherlock

Doch dann verschwindet Bill für sechs Jahre aus Darbys Leben. Auf einer exklusiven Konferenz in den verschneiten Bergen von Island sehen die beiden sich wieder. Andy, ein Tech-Mogul, und seine Frau Lee haben dorthin neun Gäste eingeladen – darunter ein Filmemacher, eine Stadtplanerin, eine Astronautin und eben Bill und Darby. Der Anlass bleibt vage. Es geht um Klimawandel und Künstliche Intelligenz. Darby ist nicht sicher, was sie dazu beitragen kann. Bis ein Mord geschieht. Da Andy keine Polizei in dem totalüberwachten Gebäude zulässt, wird Darby zum „Gen Z Sherlock“.

Hier changiert die Serie in ein anderes Krimi-Subgenre, den Whodunit. Auch dieses Genre erfreut sich in den letzten Jahren hoher Beliebtheit, wie die wiederbelebte Agatha-Christie-Reihe von Regisseur Kenneth Branagh und die beiden „Knives Out“-Filme zeigen. Auffällig ist hier, dass sich die Mord-Szenarien in elitären Kreisen abspielen: Aus den genannten Beispielen spricht ein Misstrauen gegen eine globale Oberschicht, hinter deren schicker Fassade ein gerüttelt Maß an Skrupellosigkeit und Killerinstinkt lauert. In „A Murder at the End of the World“ ist das nicht anders: Clive Owen spielt den Tech-Giganten Andy diabolisch-genial zwischen Weltverbesserer und Paranoiker. Emma Corrin als Darby ist dagegen fragiler, aber genauso unnachgiebig wie ihr Gegenspieler. Harris Dickinson als schauerromantischer Partner Bill passt genau in die Rolle des abgehalfterten Junkies.

Die Büchse der Pandora

Der Roadtrip und das Tech-Symposium werden parallel über sieben Episoden erzählt. Die Vergangenheit in erdigen Sepiatönen, die Gegenwart in eiskalten Blautönen. Die beiden Zeitebenen fallen nicht auseinander, weil Darbys Besessenheit eine kontinuierliche Linie durch die Serie bildet. In den mittleren Episoden macht sich leider, wie in Serien heutzutage häufig, ein gewisses Durchhängen in der Dramaturgie bemerkbar, doch den Showrunnern Brit Marling (die außerdem die Frau des Tech-Gurus spielt) und Zal Batmanglij gelingt es, das Gleichgewicht zwischen Spannung und Charakterentwicklung immer wieder zu finden.

Besonders die Erfindungen von Andy werden zum schwer einschätzbaren Faktor für den Ausgang der Handlung. Eine Künstliche Intelligenz in Projektion eines Mannes taucht im Hotel immer wieder wie ein Geist auf, wenn man danach ruft. Für die Spurensuche von Darby wird die KI ein wichtiges Instrument, das vergangene Daten von den Gästen und Überwachungsaufnahmen liefert. Am Ende eskaliert die Situation aufgrund des menschlichen Makels, den Darby dort findet, wo sie ihn am wenigsten erwartet hätte.

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