Klein
und unscheinbar wirkten sie, als sie 1979 zum 6. Filmwochenende in Würzburg zu
einer Retrospektive ihrer Filme anreisten. Vittorio Taviani (geboren am 20.
September 1929) und sein Bruder Paolo Taviani (geboren am 8. November 1931)
stammten aus San Miniato in der Toskana und wuchsen in einem bürgerlichen,
antifaschistischen Elternhaus auf. Das Schlüsselerlebnis für ihre
Kinoleidenschaft war eine Begegnung mit Roberto Rossellinis neorealistischem
Partisanendrama „Paisà“, gefolgt von der Filmclubarbeit mit Valentino Orsini in
Pisa, wo Vittorio Jura studierte. 1954 gingen die Brüder nach Rom, assistierten
Cesare Zavattini, Luciano Emmer und Rossellini. „Unsere Beziehung zum
Neorealismus ist von einer Hassliebe geprägt, einer Vater-Sohn-Beziehung. Wir
wurden von einem Vater gezeugt, den wir zuerst liebten und bewunderten, dann
jedoch mit der undankbaren Härte von Söhnen negierten, die sich erst in dem
Maße selbst finden, wie sie ihre Eltern zerstören“, erklärten sie 1969 in einem
Interview.