Viele postsozialistische Länder Osteuropas befinden
sich noch immer im Umbruch; in Staaten wie Polen und Ungarn finden
nationalistische Strömungen wachsenden Zulauf. Das 18. goEast-Festival des
mittel- und osteuropäischen Films in Wiesbaden (18. -24.4.2018) führte vor
Augen, welch unterschiedliche Wege Filmemacher finden, um aktuelle wie
historische Missstände in ihrer Heimat zu thematisieren. Nicht nur in der
Retrospektive zum baltischen Kino fanden dabei kritischer Gehalt und kunstvolle
Form auf überraschende Weise zusammen.
Eine Szenerie aus dem
heutigen Polen: Hoch über einem idyllischen Flussufer wird eine gigantische
Christus-Statue errichtet, größer als in Rio de Janeiro. So grotesk, wie sich
das gewaltige Bauwerk inmitten der tiefsten polnischen Provinz ausnimmt, so
bizarr ist der Mikrokosmos, den die Regisseurin Malgorzata Szumowska in ihrer Tragikomödie
„Twarz“ („Fratze“) konstruiert. Katholischer Fundamentalismus, Rassismus, Gier
und Konsumwahn prägen die Gesellschaft in einem kleinen Dorf, aus der der lebenslustige
und unangepasste Heavy-Metal-Fan Jacek herausstic