Mit einer kleinen Überraschung endete das 71. Festival du Cannes: Die "Goldene Palme" geht nicht an den Film einer Frau, sondern an „Shoplifters“ des japanischen Regisseurs Hirokazu Kore-eda. Das Thema der Geschlechter-Gerechtigkeit hatte untergründig das gesamte Festival bestimmt. Deshalb war vielfach erwartet worden, dass der Hautpreis an einen der drei Wettbewerbsfilme geht, die von Frauen inszeniert wurden.
Es sie „bloody difficult“ gewesen, sagte die Jurypräsidentin Cate Blanchett bei der abschließenden Pressekonferenz, aus dem „äußerst starken und differenzierten Wettbewerb“ die Preisträger herauszufiltern. Die Jury, der neben Cate Blanchett die Schauspielerinnen Kristen Stewart und Léa Seydoux, der Schauspieler Chang Chen, die Regisseurin Ava DuVernay, die Regisseure Robert Guédiguian, Denis Villeneuve und Andrei Swjaginzew sowie die Musikerin Khadja Nin angehörten, vermittelt einen geschlossenen Eindruck; man sei sich trotz aller Unterschiede in der Wahrnehmung und Einschätzung der Filme „sehr, sehr nahe“ gewesen, sagte Robert Guédiguian. Die Verteilung der Preise spiegelt im Detail dann auch eine große Bandbreite wieder, auch im Geschlechter-Proporz.