Wir ziehen in den Krieg! Zum Beginn des Ersten
Weltkriegs schwang da noch Euphorie mit. Woher sollten die Ziehenden auch
wissen, was auf sie zukam, damals, in den 1910er-Jahren. Indoktriniert zogen
selbst Intellektuelle in Richtung Schützengraben – und erkannten erst zu spät,
dass Krieg vor allem das Wimmern von halbtotem Fleisch im Stacheldraht
bedeutet.
Man kann Filmgeschichte gar nicht hoch genug
schätzen, führt sie doch nicht nur vor Augen, wie man (fehl)geleitete Gedanken
in Bilder gefasst hat, sondern auch, wie man mit später mit unbequemen
Wahrheiten umgegangen ist. Von „J’accuse – Ich klage an!“ (1919) von Abel Gance
bis „Im Westen nichts Neues“ (1930) von Lewis Milestone wurden die Künstler und
ihre Werke dafür angefeindet, dass sie zeigten, wie es war. Auch G.W. Pabsts
„Westfront 1918“ hatte unter den „Patrioten“ zu leiden, die behaupteten, dass
Krieg wichtig sei – weil er vor allem dem Vaterland, dem Gemeinwohl nütze. Alles
andere sei pure Agitation. Auch „Westfront 1918“ stammt von 1930 – einer Zeit,
in der die Wahrheiten des Ersten Weltkrieges wieder zu verblassen begannen, mit
fatalen Folgen.