Sonntagmittag, eine archetypische konservative amerikanische Familie.
Die Mutter, Rock, Bluse, Strickjacke, langes Haar, strenge Brille,
serviert den Truthahn, ruft Mann und Kinder zu Tisch. Als die Familie
mit gesenktem Kopf und gefalteten Händen beisammensitzt, beginnt sie im
andächtigen Tonfall zu beten: „Ich bin für eine Kunst, die
politisch-erotisch-mystisch ist, die etwas anderes tut, als im Museum
auf ihrem Arsch zu sitzen... Ich bin für die weiße Kunst der
Kühlschränke und ihres athletischen Öffnens und Schließens... Ich bin
für die Kunst von Teddybären und Schießeisen, umgedrehten Regenschirmen,
brennenden Bäumen, Knallkörperenden, Hühnerknochen und Schachteln mit
schlafenden Männern drin...“.
Wie alle Texte in Julian Rosefeldts „Manifesto“ gehört auch das Gebet
der „konservativen Mutter“ (so die Nennung im Abspann) zur Gattung des
Manifests. D