Jüdisches Leben ist in Europa auch fast 75 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs keine Normalität. Antisemitische Vorurteile und Angriffe nehmen seit Jahren sogar immer mehr zu. Wie lässt sich dieser Entwicklung entgegensteuern? Ein Gespräch mit Nicola Galliner, der Gründerin des Jüdischen Filmfestivals Berlin & Brandenburg, über jüdische Vielfalt und Filmkultur.
In der aktuellen Ausgabe des Jüdischen Filmfestivals Berlin & Brandenburg (8.-17.9.2019) ist der britische Kurzfilm „100 Faces“ von Benjamin Till zu sehen. Er zeigt Gesichter, vom Baby bis zum ganz alten Menschen, eingebettet in den Kontext jüdischen Lebens. Bei der Vorstellung des Programms sagten Sie, dass Sie diesen Film in seiner Vielfalt als Gegenentwurf zu Klischees betrachten, wie sie etwa auf dem Titelbild einer jüngst erschienenen „Spiegel“-Sonderausgabe über Juden in Deutschland zu sehen waren, das zwei Ghetto-Juden zeigte. Welche Klischees bestimmen immer noch oder schon wieder die Vorstellung von jüdischem Leben und jüdischer Kultur in Deutschland?