Kaum ein Wort taucht in den Titelregistern der Filme dieses Jahres so oft auf wie das Wort "Wunder". Von "Wonder Woman" über "Wonderstruck" bis "Wonder Wheel" beschwören vor allem amerikanische Filmemacher das Wunder des Kinos und der Geschichten, die sich darin erzählen lassen. Sie machen das vielversprechende Wort zum Bestandteil ihrer Titel, als wollten sie damit bekräftigen, dass sich an der Faszinationskraft der "laufenden Bilder" nichts geändert hat.
Das alles mag Zufall sein. Aber in dem durch neue Verbreitungsmethoden nachhaltig gestörten und verunsicherten Umfeld, in dem viele Kinos ums Überleben kämpfen, nimmt die Wortwahl leicht noch eine andere Bedeutung an. Die Hartnäckigkeit, mit der das Wort "Wunder" auch durch die Filmseiten in Presse und Internet geistert, kommt fast schon einem Hilferuf gleich. Treue Filmfans wollen nicht daran glauben, dass David Lynch Recht hat, wenn er sagt, Fernsehen sei das beste Arthouse-Kino. Manche lehnen sich denn auch gegen alle Gerüchte vom bevorstehenden Ende der Filmtheater auf, indem sie demonstrativ jede Initiative unterstützen, die zur Erhaltung der ihnen lieb gewordenen Kinokultur beitragen könnte.