Es hat schon etwas Gespenstisches an sich. Nicht nur,
weil hier ein Werk Weltpremiere feiert, dessen Schöpfer Jóhann Jóhannsson
bereits im Februar vor zwei Jahren in Berlin auf tragische Weise aus dem Leben
schied. Nicht nur, weil das hier gezeigte Filmmaterial, das er zwischen 2011
und 2014 zusammengetragen hat, auf grobkörnigem 16-Millimeter-Material gedreht
worden ist, einem Material, das im Zeitalter von RED 8K-Kameras fast schon als
ausgestorben gilt. Nicht nur, weil die posthum veröffentlichte Musik von
Dynamik und Phrasierung eigentlich einer (vielleicht Jóhannssons eigener) Totenmesse
entspricht.
Gespenstisch ist vielmehr, dass Bild, Ton und Anlass
im Dunkel des Kinosaals eine Art Wurmloch eröffnen. Dieses vorweggenommene
Requiem von einem Toten entführt die Zuschauer/Zuhörer für kurze 70 Minuten in
eine Dimension jenseits des Fassbaren. Dort, zwei Milliarden Jahre in der
Zukunft, wo der Mensch seinem Ende gegenübersteht.