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Benefiz-Veranstaltung mit dem Ukraine-Drama „Klondike“

Im Passage Kino in Berlin läuft am 22. März das ukrainische Antikriegsdrama „Klondike“, das bei der „Berlinale“ 2022 von der Ökumenischen Jury ausgezeichnet wurde

Veröffentlicht am
23. Mai 2022
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Am Dienstag, 22. März, ist im Passage Kino in Berlin um 20 Uhr das ukrainische Drama „Klondike“ der Regisseurin Maryna El Gorbach zu sehen, das bei der „Berlinale“ von der Ökumenischen Jury ausgezeichnet wurde und die Folgen des entsetzlichen Krieges gespenstisch vorwegnahm.


Am heutigen Dienstag, 22. März, ist im Passage Kino in Berlin um 20 Uhr das ukrainische Drama „Klondike“ der Regisseurin Maryna El Gorbach als Preview zu sehen, das bei der diesjährigen „Berlinale“ von der Ökumenischen Jury ausgezeichnet wurde und die Folgen des entsetzlichen Krieges um das osteuropäische Land gespenstisch-prophetisch vorwegnahm. Das erschütternde Antikriegsdrama spielt allerdings schon im Frühjahr 2014, als der von Russland angezettelte Krieg um die Oblasten Donezk und Luhansk aufflammte.

Der Film erzählt von einer schwangeren Frau namens Irka, die mit ihrem Mann Tolik einen Hof an der russisch-ukrainischen Grenze bewirtschaftet. Doch dann zerstört eine Bombe die Außenwand ihres Wohnzimmers. Irka und Tolik befinden sich plötzlich mitten im Kriegsgebiet. Tolik will seine Frau und das ungeborene Kind schützen und gemeinsam fliehen. Doch Irka beharrt auf ihrer Heimat; sie will der Gewalt nicht weichen.

Hinzu kommt, dass Irkas Bruder ihren Mann bezichtigt, selbst ein Separatist zu sein. Der Bruder wiederum ist durch seinen Nationalismus nicht weniger aggressiv als die feindlichen Soldaten, die Gelände und Haus besetzen. Im Blick durch die zerbrochene Hauswand verschmelzen der Raum des Privaten und die äußere Landschaft, in der nun der Krieg seinen Lauf nimmt, zu einer Einheit. Alles ereignet sich wie auf einer Bühne; die Menschen werden zu Figuren auf einem Schachbrett, mit immer eingeschränkteren Bewegungsmöglichkeiten.

Die Ereignisse spitzen sich zu, als am 17. Juli 2014 das malaysische Verkehrsflugzeug MH17 in der Nähe des Bauernhofes abgeschossen wird.

Hilflos-hinnehmend-kämpfend: Oxana Tscherkaschina in "Klondike" (Kedr Film)
Hilflos-hinnehmend-kämpfend: Oxana Tscherkaschina in "Klondike" (© Kedr Film)

„Wenn alles vorbei ist, lass uns ein großes Fenster machen, da wo jetzt ein Loch ist“, heißt es eingangs und noch einmal am Ende des Films, zuerst beinahe zuversichtlich, sodann mit einer sarkastischen Zärtlichkeit, die einem gerade deshalb das Herz bricht, weil sie sich, auch nachdem die Tragödie dieses Dramas längst stattgefunden hat, so nahtlos in den pathosfreien Gleichmut der Gesamtintonation von „Klondike“ fügt. „Ja. Ein großes Fenster, so wie in Europa“, hallt es nach, und das ist dann nur noch bitter angesichts der Ohnmachtsposition, die der russische Staatsterrorismus des Wladimir Putin den Europäern aufzwingt. Was bleibt, ist ein am Rande des Zynismus schlafwandelnder Blick durch die fehlende vierte – und hier auch dritte – Wand. Aber immerhin – ein wütender Blick, ein wehmütiger.

„Klondike“ ist damit auf tieftraurige Weise der Film der Stunde – nach der Stunde Null. Aber er ist noch viel mehr: Prophezeiung und Allegorie, Dokument und Fiktion, Aufdeckung und Anklage, Lamento und Aufschrei. Der Film einer Frau über eine Frau, die eine kleine, noch ungeborene Frau im Bauch trägt. Umgeben von einer Welt der voranschreitenden Verrohung, der Zerstörung, des Tötens und Sterbens, auf die man durch jenes riesige Loch sieht, das ein Fehlschläger im Wohnzimmer von Irka und Tolik hinterlassen hat.

Die ukrainische Regisseurin Maryna Er Gorbach wurde selbst gerade Mutter, als 2014 der Kampf um den Donbass entflammte. Die widerstreitenden Gefühle aus Angst und Beharrung, Verzweiflung und Widerstand, Liebe und Hass sind wohl auch durch ihre eigenen Erfahrungen sehr intensiv in den Film eingeflossen und übertragen sich auf das Publikum.

Die Erlöse der Benefiz-Veranstaltung, die in Kooperation mit dem Produzentenverband und mit Unterstützung der „Berlinale“ stattfindet, werden an „Voices of Children“ in der Ukraine und den Notfallfonds für ukrainische Filmemacher:innen der Initiative „International Coalition for Filmmakers at Risk“ (ICFR) gespendet.

Tickets für die Benefiz-Veranstaltung können hier erworben werden.

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