Es war eine eindrückliche Szene in der zweiten Staffel von „Meine geniale Freundin“, als die frisch vermählte Lila mit einem blauen Auge aus den Flitterwochen zurückkam – was der Rest der Familie in stiller Übereinkunft ignorierte. Die in einer dunklen Wohnung angesiedelte Sequenz erzählte zugleich von der Fremdheit zwischen Lila und ihrer Umgebung. Eine Entsprechung dazu findet sich nun in der dritten Staffel, nur dass diesmal Lilas Freundin Elena im Zentrum des Geschehens steht: Elenas Freund Pietro hält in den düsteren Räumen ihrer Eltern um ihre Hand an, während die Mutter sie auf ihre etwas grobe Art von hinten mit den Händen umschlingt. Aus dieser Konstellation wird in einer Albtraum-Sequenz, die Elenas Wahrnehmung der Situation widerspiegelt, eine Quasi-Vergewaltigung, bei der Elena mit roher Gewalt der Verlobungsring angesteckt wird. Hier wie dort geht es also um die gesellschaftlichen Zwänge im Süditalien der 1960er-Jahre, die nicht nur, aber insbesondere die Frauen betreffen. Und erst recht jene, die wie Lila und Elena aus ärmlichen Verhältnissen kommen.