© Twenty Twenty Vision (Mantas Kvedaravicius, am 2. April 2022 in Mariupolis ermordet)

In Memoriam… 2022

Erinnerungen an berühmte und weniger berühmte Filmschaffende, die 2022 gestorben sind

Veröffentlicht am
16. Februar 2023
Diskussion

Die Erinnerung an Filmschaffende, die in den letzten zwölf Monaten gestorben sind, ist mehr als eine Geste des Respekts. Sie ehrt Menschen, die mit ihrem Schaffen die Welt des Films nachhaltig geprägt haben. Und eröffnet der Filmgeschichte einen Raum, der bis in die Gegenwart reicht. Wobei es meist die vielen „kleinen“ Stars sind, die mit ihrer Kreativität die Vielfalt und den Reichtum der Siebenten Kunst zum Leuchten bringen.


Peter Bogdanovich (30.7.1939-6.1.2022)

Der Cinephile begann als Filmjournalist und -programmierer, bevor er mit „Die letzte Vorstellung“ (1971) eines der maßgeblichen „New Hollywood“-Werke drehte. Mit „Is’ was, Doc?“ (1972) und „Paper Moon“ (1973) gelangen ihm Komödienhits, unter den späteren Werken des gelegentlich auch als Schauspieler aktiven Filmemachers stachen die sensible Coming-of-Age-Story „Die Maske“ (1985) und die Theaterfarce „Noises Off!“ (1992) heraus.

Ein Nachruf auf Peter Bogdanovich findet sich hier.


Sidney Poitier (20.2.1927-6.1.2022)

Der auf den Bahamas geborene Schauspieler änderte in den 1950er-Jahren von Grund auf das marginalisierte Bild von Afroamerikanern im US-amerikanischen Kino. Mit selbstbewussten und gebildeten Figuren wurde er auch von weißen Zuschauern akzeptiert, obwohl Poitier in seinen Rollen keine Kompromisse im Kampf gegen den Rassenhass einging. Für die Komödie „Lilien auf dem Felde“ (1963) gewann er als erster schwarzer Darsteller den „Oscar“, Filmgeschichte schrieb er auch mit „Flucht in Ketten“ (1958) und „In der Hitze der Nacht“ (1967). Nach einer Phase als Regisseur kehrte er ab den späten 1980er-Jahren noch mal für Altersrollen wie in „Sneakers“ (1992) auf die Leinwand zurück.

Ein Nachruf auf Sidney Poitier findet sich hier.


Marilyn Bergman (10.11.1928-8.1.2022)

Die US-amerikanische Songschreiberin verfasste gemeinsam mit ihrem Ehemann Alan Bergman die Texte zu zahlreichen Ohrwürmern für Kino, Fernsehen und Theater. Neben etlichen anderen Auszeichnungen gewann das Duo drei „Oscars“ für „The Windmills of Your Mind“ aus „Thomas Crown ist nicht zu fassen“ (1968), den Titelsong zu „So wie wir waren“ (1973) und den Score von „Yentl“ (1983).


Herbert Achternbusch (23.11.1938-10.1.2022)

Produktiver Blasphemiker: der Filmemacher Herbert Achternbusch (imago/TBM/United Archives)
Produktiver Blasphemiker: der Filmemacher Herbert Achternbusch (© imago/TBM/United Archives)

Als Regisseur von rund 30 Filmen drückte der bayerische Filmemacher, Maler, Buch- und Theaterautor der deutschen Kinolandschaft seinen höchst eigenen Stempel auf. Auf mal polemische, mal poetisch-versponnene Art arbeitete er sich in Filmen wie „Servus Bayern“ (1977) und „Das letzte Loch“ (1981) an Bayern, der Politik, der Kirche, der Geschichte und der Gegenwart ab und löste u.a. mit „Das Gespenst“ (1982) künstlerische und politische Kontroversen aus.

Ein Nachruf auf Herbert Achternbusch findet sich hier.


Jean-Jacques Beineix (8.10.1946-13.1.2022)

Mit „Diva“ gewann der französische Filmemacher Jean-Jacques Beineix 1981 den „César“ für das beste Erstlingswerk und begründete das französische „Cinéma du look“. Indem er die Oberflächenreize des postmodernen Films mit emotionaler Tiefe verband, prägte er das Kino der 1980er-Jahre mit weiteren Arbeiten wie „Der Mond in der Gosse“ (1982) und „Betty Blue – 37,2 Grad am Morgen“ (1986), 1991 inszenierte er mit „IP 5 – Insel der Dickhäuter“ den letzten Film mit Yves Montand.

Ein Nachruf auf Jean-Jacques Beineix findet sich hier.


Hardy Krüger (12.4.1928-19.1.2022)

Der gutaussehende deutsche Schauspieler demonstrierte neben Pfiffigkeit und Abenteuerlust sehr oft auch Integrität, die ihm nach entsprechenden Parts im bundesdeutschen Kino wie „Der Fuchs von Paris“ (1957) auch zum internationalen Durchbruch verhalf. Dort spielte er sympathische deutsche Soldaten („Taxi nach Tobruk“) oder zupackende Tierfänger („Hatari“), aber auch einen einsamen Kriegsversehrten in „Sonntage mit Sibyll“ (1962). Sein Talent für charmante Plauderei schlug sich in Büchern und Fernsehserien nieder.

Ein Nachruf auf Hardy Krüger findet sich hier.


Gaspard Ulliel (25.11.1984-19.1.2022)

Der französische Schauspieler begeisterte schon als junger Erwachsener mit seinem sensiblen Spiel in André Téchinés „Die Flüchtigen“ (2003) und Jean-Pierre Jeunets „Mathilde – Eine große Liebe“ (2004). Spätestens seit „Saint Laurent“ (2014) und „Einfach das Ende der Welt“ (2016) gehörte er zu den wichtigsten Darstellern der Grande Nation. Nach seinem tragischen Tod durch einen Skiunfall wurde sein Auftritt als einfühlsamer Partner einer Lungenkranken in „Mehr denn je“ (2022) zu seinem filmischen Vermächtnis.

Ein Nachruf auf Gaspard Ulliel findet sich hier.


Rolf Zehetbauer (13.2.1929-23.1.2022)

Der Szenenbildner gehörte in Deutschland zu den Größten seines Fachs, der mit dem Look von „Cabaret“ (1972), „Das Boot“ (1981) und „Die unendliche Geschichte“ (1984) auch international bekannt wurde. Weitere denkwürdige Kulissen schuf er für die Fernsehserie „Raumpatrouille Orion“ (1966) und Filme von Robert Siodmark („Nachts, wenn der Teufel kam“), Fassbinder („Despair – Eine Reise ins Licht“) und Joseph Vilsmaier („Schlafes Bruder“).


Ernst Stankovski (16.6.1928-26.1.2022)

Der österreichische Schauspieler hatte eine lange Filmkarriere, die 1949 mit dem Melodram „Zweimal verliebt“ begann und 2012 mit dem Kinderfilm „Das Pferd auf dem Balkon“ endete. Prägnante Rollen spielte er als Kriegsversehrter in „Meines Vaters Pferde“ (1954) und schneidiger Oberleutnant in „Der brave Soldat Schwejk“ (1960), daneben war er ein renommierter Theaterdarsteller, Kabarettist, Chansonnier und Fernsehmoderator.


Karl Spiehs (20.2.1931-27.1.2022)

Der österreichische Produzent hatte ein Gespür dafür, Unterhaltungsfilme mit wenig Anspruch ans Kinopublikum zu bringen und zeichnete mit seinem Verleih Residenz-Film beziehungsweise Tivoli von den 1960er- bis 1980er-Jahren für zahlreiche Musik-, Sex- und vor allem Klamaukfilme verantwortlich. Damit brachte er trotz durchgängiger Kritikerschelte die Filmkarrieren von u.a. Rudi Carrell, Ilja Richter, Thomas Gottschalk und Mike Krüger in Schwung.


Leonid Kurawljew (8.10.1936-30.1.2022)

Der russische Schauspieler war in Gegenwartsdramen wie -komödien gleichermaßen erfolgreich. Lebensfreude und liebenswürdigen Humor zeigte er in „Von einem, der auszog, die Liebe zu finden“ (1964) und „Euer Sohn und Bruder“ (1966) und insbesondere „Lasst das mal Afonja machen“ (1975). Daneben brillierte er aber auch in dramatischen und weniger sympathischen Rollen im Psycho-Melodram „Testflug“ (1969) oder im Sozialdrama „Wir, die Endunterzeichneten“ (1981).


Monica Vitti (3.11.1931-2.2.2022)

Göttlich-menschlich: Die italienische Schauspielerin Monica Vitti (imago/Cinema Publishers)
Göttlich-menschlich: Die italienische Schauspielerin Monica Vitti (© imago/Cinema Publishers)

In den Filmen mit ihrem Lebensgefährten Michelangelo Antonioni erwies sich die italienische Schauspielerin von „Die mit der Liebe spielen“ (1959) bis „Die rote Wüste“ (1964) als ideale Interpretin für seine Welt der Entfremdung und erkalteten Gefühle. Unter anderer Regie bewies sie aber auch begnadetes komisches Talent, wie als erotisch aufgeladene Spionin in „Modesty Blaise“ (1965) oder Proletarierin in einer Ménage-à-trois in „Eifersucht auf italienisch“ (1970).

Ein Nachruf auf Monica Vitti findet sich hier.


Dieter Mann (20.6.1941-3.2.2022)

Der Berliner Schauspieler war über 40 Jahre Ensemblemitglied am Deutschen Theater und in der DDR wie im wiedervereinten Deutschland ein Bühnenstar. Im Film fiel er schon im Kriegsfilm „Ich war neunzehn“ (1967) auf, weitere markante Rollen fielen im DEFA-Kino in „Das Versteck“ (1977) und „Glück im Hinterhaus“ (1980), nach der Wende als Baron in „Kaspar Hauser“ (1993) und Demenzkranker in „Vergiss dein Ende“ (2011) für ihn ab.


Douglas Trumbull (8.4.1942-7.2.2022)

Der US-Amerikaner war eine Legende im Bereich der Visuellen Effekte. Schon in der Prä-Computer-Ära schuf er für „2001 – Odyssee im Weltraum“ (1968) die revolutionäre Schlusssequenz, mit den zunehmenden digitalen Möglichkeiten konnte er seine Kunst im Kino in „Unheimliche Begegnung der dritten Art“ (1977) und „Blade Runner“ (1982) noch weiter entfesseln. Auch seine zwei Regie-Arbeiten „Lautlos im Weltall“ (1971) und „Projekt Brainstorm“ (1983) warteten mit visionären Bildern auf.

Ein Nachruf auf Douglas Trumbull findet sich hier.


André Wilms (29.4.1947-9.2.2022)

Der knorrige französische Darsteller fiel erstmals als katholischer Familienvater, der von einer Kindesverwechslung betroffen ist, in „Das Leben ist ein langer, ruhiger Fluss“ (1988) auf. Mit seiner Begabung für staubtrockene Reaktionen wurde er zum Stammdarsteller von Aki Kaurismäki, der ihm etwa die Rolle des Schuhputzers und anfangs widerwilligen Helfers eines Flüchtlingsjungen in „Le Havre“ (2011) auf den Leib schrieb.


Ivan Reitman (27.10.1946-12.2.2022)

Der kanadische Regisseur begann in den 1970er-Jahren als Produzent von David Cronenbergs Frühwerk, schwenkte aber rasch auf Klamauk-Komödien um. Mit „Babyspeck und Fleischbällchen“ (1979) drehte er den seinerzeit größten Kassenerfolg seines Heimatlandes, in Hollywood hatte er weitere Publikumshits mit „Ghostbusters“ (1984), „Twins“ (1988) und „Junior“ (1994). Hintergründigeren Humor zeigte er mit dem ironischen Ausflug ins Politmilieu in „Dave“ (1993).


Heinz Kersten (12.12.1926-21.2.2022)

Der deutsche Filmkritiker war zeitlebens bemüht, die Film- und Theaterkunst Osteuropas für westdeutsche Leser transparent zu machen. Mit dem Buch „Das Filmwesen in der sowjetischen Besatzungszone“ (1963) legte er die erste kompakte Geschichte der DEFA vor. Als kritischer Geist ließ er sich auch von einer 15-monatigen Gefängnishaft nicht von seinem Weg abbringen und schrieb bis ins hohe Alter weiter Texte übers Kino.

Ein Nachruf auf Heinz Kersten findet sich hier.


Franz Ulrich (1.3.1936-21.2.2022)

Der Schweizer Filmpublizist Franz Ulrich (kath.ch/Carine Roth)
Der Schweizer Filmpublizist Franz Ulrich (© kath.ch/Carine Roth)

Der Schweizer Filmpublizist Franz Ulrich verstand sich als Mittler, der seine Erfahrungen und Erkenntnisse mit den Lesern teilte. Mit Filmvorlesungen half er in den 1960er-Jahren, die Filmwissenschaft als akademisches Fach zu etablieren, als Redakteur verantwortete er lange Jahre die Zeitschrift „Zoom – Filmberater“ und prägte die Geschichte der eidgenössischen Filmkritik.

Ein Nachruf auf Franz Ulrich findet sich hier.


Sally Kellerman (2.6.1937-24.2.2022)

Die aufgeweckte US-amerikanische Darstellerin hatte ihren größten Erfolg als disziplinvernarrte Krankenschwester in Robert Altmans Kriegssatire „Mash“ (1970), wofür sie für den „Oscar“ nominiert wurde. Mit Altman drehte sie noch drei weitere Filme, außerdem war sie eine einsame Maklerin in „Willkommen in Los Angeles“ (1977), eine Literaturprofessorin mit Faible für einen spät berufenen Studenten in „Mach’s noch mal, Dad“ (1985) und eine exzentrische Nachbarin in „That’s Life – So ist das Leben“ (1986).


Alan Ladd jr. (22.10.1937-2.3.2022)

Der Sohn des gleichnamigen Schauspielers war ein findiger Hollywood-Produzent, der 1976-79 auch als Präsident von 20th Century Fox fungierte und u.a. für die Realisierung von „Krieg der Sterne“ (1977) verantwortlich war. Seine 1979 gegründete Firma The Ladd Company betreute u.a. „Die Stunde des Siegers“ (1981) und „Blade Runner“ (1982), später stand er bei MGM/UA beziehungsweise Paramount ebenfalls hinter viel beachteten Projekten.


Tony Walton (24.10.1934-2.3.2022)

Der britische Szenenbildner und Kostümdesigner fand durch seine damalige Frau Julie Andrews mit den bunten Welten von „Mary Poppins“ (1964) einen trefflichen Einstand ins Filmgeschäft. Extravagante Musicals blieben weiter eine Spielwiese für ihn, für „Hinter dem Rampenlicht“ (1979) gewann er den „Oscar“ für die Ausstattung. Daneben gestaltete er u.a. ab „Mord im Orient-Express“ (1974) mehrere Filme von Sidney Lumet und Truffauts Dystopie „Fahrenheit 451“ (1966).


Dore O. (9.8.1946-Ende Februar/Anfang März 2022)

Die Künstlerin und Filmemacherin war in den späten 1960er-Jahren zusammen mit ihrem Mann Werner Nekes eine der wichtigsten Akteurinnen des deutschen Experimentalfilms und Mitbegründerin der „Hamburger Filmemacher Cooperative“. Zwischen 1967 und 2000 realisierte sie 19 Filme, in denen sie ihrer poetisch-enigmatischen und rigoros formalistischen Kunst treu blieb und damit auch international Anerkennung fand.

Ein Nachruf auf Dore O. findet sich hier.


Max Zihlmann (6.2.1936-12.3.2022)

Der Schweizer Drehbuchautor war nach einer Zeit als Kritiker in der Frühphase des Neuen deutschen Films ein enger Mitarbeiter von Rudolf Thome („Rote Sonne“, „Supergirl“) und Klaus Lemke („48 Stunden bis Acapulco“), die er auch beim Schnitt und bei der Produktion unterstützte. In späteren Jahren schrieb er auch für Fernsehkrimis.


William Hurt (20.3.1950-13.3.2022)

Ein Meister der Verwandlung: William Hurt (imago/Future Image)
Ein Meister der Verwandlung: William Hurt (© imago/Future Image)

Der US-amerikanische Schauspieler war mit smarter Physiognomie und kantigem Kinn ein Star der 1980er-Jahre, der als homosexueller Strafgefangener in „Kuss der Spinnenfrau“ (1985), Gehörlosenlehrer in „Gottes vergessene Kinder“ (1986) und telegener Nachrichtensprecher in „Broadcast News“ (1987) brillierte. In den 1990er-Jahren trat er in die zweite Reihe zurück, spielte aber weiterhin mit Charisma schwierige Vaterfiguren („Into the Wild“), Professoren („A.I.“) und Gangster („A History of Violence“).

Ein Nachruf auf William Hurt findet sich hier.


Marvin J. Chomsky (23.5.1929-28.3.2022)

Der US-Regisseur schrieb Fernsehgeschichte mit der Miniserie „Holocaust“ (1978) und inszenierte in diesem Medium weitere bahnbrechende Mehrteiler wie „Roots“ (1977) sowie Dramen wie „Attica“ (1979) und „Dies ist mein Kind!“ (1981). Für das Kino drehte er leichtere Kost wie den nostalgischen Western „Mackintosh und T.J.“ (1975) und die Abenteuerkomödie „Der Tank“ (1983).


Paul Herman (29.3.1946-29.3.2022)

Der New Yorker Schauspieler spielte sich mit Auftritten als Gangster und anderen hartgesottenen Kerlen in die Stammbesetzung von Martin Scorsese, trat auch für Woody Allen, Barry Levinson oder James Gray vor die Kamera und gelangte so zu einer eindrucksvollen Filmografie als Nebendarsteller. Sein markantester Kino-Auftritt war der Wettkumpan von Robert De Niro in „Silver Linings“.


Mantas Kvedaravicius (28.8.1976-2.4.2022)

Der promovierte Sozialanthropologe und Filmemacher aus Litauen begann mit Dokumentarfilmen über das kriegsgeschädigte Tschetschenien und gab mit „Mariupolis“ (2016) Einblicke in die Verhältnisse in der Hafenstadt Mariupol nach Beginn des Ukrainekonflikts. Anfang 2022 kehrte er in die Stadt zurück und erlangte traurige Berühmtheit, als er vom russischen Militär getötet wurde. Zum Mahnmal des russischen Überfalls auf die Ukraine wurde der aus seinen letzten Aufnahmen montierte „Mariupolis 2“.


Nehemiah Persoff (2.8.1919-5.4.2022)

Der in Jerusalem geborene US-Schauspieler war abonniert auf harte Kerle in Krimis, Melodramen oder Western wie „Die Comancheros“ (1961), zeigte als Mussolini-hafter Mafioso „Little Bonaparte“ in „Manche mögen’s heiß“ (1959) aber auch Talent für Komik. Ab den 1970er-Jahren wurden seine Rollen warmherziger, sodass er denkwürdige jüdische Vaterfiguren wie in „Yentl“ (1983) und als Sprecher in der Animationsreihe „Feivel, der Mauswanderer“ (ab 1986) gestalten konnte.


Michael Degen (31.1.1928-9.4.2022)

Der jüdisch-deutsche Darsteller, der als Kind in Verstecken den Holocaust überlebte, wurde mit Brecht-Rollen und unter Regisseuren wie Peter Zadek und George Tabori zum Bühnenstar. TV-Popularität erlangte er u.a. als Commissario Brunettis Vorgesetzter in Donna-Leon-Adaptionen. Im Film fiel er zuerst als progressiver Reporter in „Supermarkt“ (1973) auf, Charakterrollen spielte er bei Romuald Karmakar in „Manila“ (2000) und für Joseph Vilsmaier als verleumdeter jüdischer Schuhfabrikant in „Leo und Claire“ (2001).


Uwe Bohm (23.1.1962-9.4.2022)

Uwe Bohm in seinem Filmdebüt "Nordsee ist Mordsee" (imago/United Archives)
Uwe Bohm in seinem Filmdebüt "Nordsee ist Mordsee" (© imago/United Archives)

Als Jugendlicher wurde der Hamburger vom Filmemacher Hark Bohm entdeckt, adoptiert und in dessen Filmen „Nordsee ist Mordsee“ (1975) und „Moritz, lieber Moritz“ (1977) besetzt. Auch als Erwachsener spielte er, neben weiteren Auftritten in den Filmen seines Ziehvaters, oft Rebellen und Außenseiter wie in „Die Heartbreakers“ (1982) oder zwielichtige Charaktere in den Filmen von Thomas Arslan und Fatih Akin.


Michel Bouquet (6.11.1925-13.4.2022)

Der französische Schauspieler brillierte in einer über 70-jährigen Karriere in zahlreichen Filmrollen mit seiner Charakterisierungskunst. Vor allem unter der Regie von Claude Chabrol lieferte er subtile Studien wohlgesättigter Bürger, die kaltblütig Untaten begehen konnten. Er hinterließ aber auch großen Eindruck in den Rollen selbstgerechter Polizisten oder Politiker sowie ab den 1990er-Jahren in dankbaren Altersauftritten als François Mitterand, Pierre-Auguste Renoir oder als störrischer Patient in „Das kleine Zimmer“.

Ein Nachruf auf Michel Bouquet findet sich hier.


Robert Morse (18.5.1931-20.4.2022)

Der hochagile Komiker und Musicaldarsteller hatte vor allem auf der Bühne Erfolg und durfte zumindest in der Satire „Wie man Erfolg hat, ohne sich besonders anzustrengen“ (1966) auch in der Leinwandversion die Hauptrolle übernehmen. Als eifriger junger Angestellter eines Beerdigungsinstituts in „Tod in Hollywood“ (1964) und hilfreicher Kumpan von Walter Matthaus ehebruchwilligem Biedermann in „Leitfaden für Seitensprünge“ (1966) hinterließ er ebenfalls Eindruck, ein später Fernseherfolg war sein Part als exzentrischer Seniorchef einer Werbefirma in „Mad Men“ (2007-15).


Jacques Perrin (13.7.1941-21.4.2022)

In den 1960er-Jahren machte sich der französische Schauspieler dank seines blendenden Aussehens und seiner introvertierten, melancholischen Erscheinung einen Namen im französischen und italienischen Film. Bald wurde er auch zum engagierten Produzenten, der die Politthriller von Costa-Gavras („Z“) ebenso ermöglichte wie in späteren Jahren aufwändige Naturdokumentationen wie „Nomaden der Lüfte“ (2001). Nach seiner Rolle als auf seine Kindheit zurückblickender Regisseur in „Cinema Paradiso“ (1989) stand er auch mehrfach für ähnlich geartete Kurzauftritte zur Verfügung.

Ein Nachruf auf Jacques Perrin findet sich hier.


Juan Diego (14.12.1942-28.4.2022)

Der Spanier reüssierte zunächst als Theaterstar, bevor er in den 1980er-Jahren auch zur Institution des spanischen Kinos wurde. Neben dem reaktionären Großgrundbesitzer in „Die heiligen Narren“ (1984) spielte er General Franco in „Dragon Rapide“ (1986) und glänzte als Mystiker San Juan de la Cruz in Carlos Sauras „La noche oscura“ (1988). In Spanien erhielt er zahlreiche Schauspielpreise und war nicht zuletzt durch die Polizeiserie „Los hombres de Paco“ (2005-21) bis ins Alter populär.

Ein Nachruf auf Juan Diego findet sich hier.


Ulrich Weiß (2.4.1942-3.5.2022)

Verkannter Außenseiter: der DEFA-Regisseur Ulrich Weiß (DEFA-Stiftung/Christa Köfer)
Verkannter Außenseiter: der DEFA-Regisseur Ulrich Weiß (© DEFA-Stiftung/Christa Köfer)

Der deutsche Regisseur war der verkannte Außenseiter des DEFA-Schaffens mit fünf Spielfilmen, die Traditionen des DDR-Kinos aufbrachen und damit auf Widerstand stießen. „Tambari“ (1976) und „Blauvogel“ (1979) platzierten sich abseits klischeehafter Jugend- beziehungsweise Indianerfilme, „Dein unbekannter Bruder“ (1982) und „Olle Henry“ (1983) räumten mit stereotypen Erwartungen an ostdeutsche Kinobilder von Nazi-Zeit und Zweitem Weltkrieg auf. Nach der Parabel „Miraculi“ (1991) zog er sich vom Kino zurück.

Ein Nachruf auf Ulrich Weiß findet sich hier.


Kenneth Welsh (30.3.1942-5.5.2022)

Der kanadische Schauspieler war einer der Charakterstars in seinem Heimatland, der u.a. als Arzt in der Wildnis in „Abgründe“ (1986) und im Bergarbeiterdrama „Margaret’s Museum“ (1996) in tragenden Parts brillierte. Unter seinen zahlreichen Nebenrollen im Kino und Fernsehen ragen sein Cheney-hafter Vizepräsident in „The Day After Tomorrow“ (2004), der Vater eines auf bizarre Weise Verunglückten in „The Middle Man“ (2021) und der schillernde Schurke Windom Earle in „Das Geheimnis von Twin Peaks“ (1990/91) heraus.


Fred Ward (30.12.1942-8.5.2022)

Der US-Schauspieler war vor allem in den 1980er- und 1990er-Jahren ein gesuchter Darsteller für toughe, aber überwiegend gutmütige Charaktere. So spielte er den Astronauten Gus Grissom in „Der Stoff, aus dem die Helden sind“ (1983), eine menschliche Wunderwaffe in „Remo – unbewaffnet und gefährlich“ (1985) und einen Fischer im Ensemblefilm „Short Cuts“ (1993). Im Biopic „Henry & June“ (1990) war er als Henry Miller zu sehen, im selben Jahr kämpfte er in „Im Land der Raketenwürmer“ unverdrossen gegen riesige wirbellose Tiere.


Rainer Basedow (20.5.1938-16.5.2022)

Der Thüringer fand im Neuen deutschen Film Beschäftigung als beleibter Nebendarsteller, u.a. als überforderter Ordnungshüter im Kultfilm „Zur Sache, Schätzchen“ (1967). Einen weiteren nicht sonderlich hellen Polizeivertreter spielte er im Kinderfilm „Der Räuber Hotzenplotz“ (1973), zudem erschien er weiterhin in Komödien unterschiedlichster Qualität. Neben langen Jahren als Kabarettist war er auch Hörspiel- und Synchronsprecher, populär insbesondere als Stimme des Warzenschweins Pumbaa in „Der König der Löwen“ (1994).


Vangelis (29.3.1943-17.5.2022)

Der griechische Musiker und Filmkomponist prägte mit seiner Komposition zum Zeitlupen-Strandlauf den britischen Überraschungshit „Die Stunde des Siegers“ (1981). In Erinnerung blieben auch seine elektronischen Soundtracks für „Blade Runner“ (1982) und „1492 – Die Eroberung des Paradieses“ (1992).

Ein Nachruf auf Vangelis findet sich hier.


Horst Sachtleben (24.9.1930-24.5.2022)

Der aus Berlin stammende Theaterdarsteller und -regisseur spielte viele Fernsehrollen, während er im Kino nur selten zu sehen war, etwa als Kommissar in „Das Spinnennetz“ (1989) und als unsensibler Vater eines Gehörlosen in „Jenseits der Stille“ (1997). Dauerpräsent war er allerdings durch seine variationsreiche Stimme, mit der er die Verschmitztheit von Peter Falks Inspektor Columbo ebenso traf wie den gediegenen Snobismus von Jim Broadbents Professor Slughorn in den „Harry Potter“-Filmen und die Gefühlslagen diverse Würdenträger und Großväter.


Ray Liotta (18.12.1954-26.5.2022)

Der italo-amerikanische Schauspieler hatte als Psychopath in „Gefährliche Freundin“ (1987) seinen Durchbruch und kratzte nach der Hauptrolle eines Mafia-Aufsteigers in „Good Fellas“ (1990) am Starruhm. Dieser traf zwar nicht ein, dafür erinnerte er zwischen allerhand Gangster- und Polizistenrollen aber immer wieder an seine Vielseitigkeit, sei es als sterbender Alkoholiker in einer Echtzeit-Episode von „Emergency Room“ (2004) oder als Scheidungsanwalt in „Marriage Story“ (2019).


Jean Louis Schefer (7.12.1938-7.6.2022)

Der französische Theoretiker war einer der radikalsten französischen Kino-Denker. Vor allem seine Schrift „Der gewöhnliche Mensch des Kinos“ (1980), die das Kino als Subjekt deutete, das sich den Menschen vorstellt, und nicht umgekehrt, fand Beachtung. Daneben schrieb er Bücher über die Werke von Dreyer, Mizoguchi, Renoir, Rossellini und Tati.

Ein Nachruf auf Jean Louis Schefer findet sich hier.


Philip Baker Hall (10.9.1931-12.6.2022)

Ein Spezialist für Autoritätspersonen: Philip Baker Hall (imago/Everett Collection)
Ein Spezialist für Autoritätspersonen: Philip Baker Hall (© imago/Everett Collection)

Der US-Schauspieler war ein Spezialist für Autoritätsfiguren, die oft brüsk, bestimmt und humorlos auftraten, aber auch Sympathie zeigen konnten. Erst im Alter von 53 Jahren gelang ihm der Kinodurchbruch als Richard Nixon in „Secret Honor“ von Robert Altman. Ab den 1990er-Jahren war er ein hochgeschätzter Neben- und Episodendarsteller, dem sich vor allem in den Filmen von Paul Thomas Anderson dankbare Gelegenheiten für Charakterstudien boten.

Ein Nachruf auf Philip Baker Hall findet sich hier.


Henri Garcin (11.4.1928-13.6.2022)

Der niederländische Schauspieler war im französischen Kino ein beliebter Nebendarsteller, für den immer wieder dankbare Aufgaben wie als Résistance-Kämpfer in „Leben im Schloss“ (1965) und betrogener Ehemann in „Die Frau nebenan“ (1981) abfielen. Beginnend mit „Abel“ (1986) wurde er ein bevorzugter Akteur seines Landsmanns Alex van Warmerdam.


Jean-Louis Trintignant (11.12.1930-17.6.2022)

Der französische Schauspieler war ein ungewöhnlicher Kinostar, der eher für Zurückhaltung und Vielschichtigkeit stand als für Draufgängertum und Eindeutigkeit. Gerade das ließ ihn über Jahrzehnte hinweg zum Mittelpunkt zahlreicher Klassiker werden wie dem Melodram „Ein Mann und eine Frau“ (1966), vielen Politthrillern und Polizeifilmen, aber auch Krimis, Romanzen und Gewissensdramen. Vielbeachtete Altersrollen spielte er bei Michael Haneke und Claude Lelouch.

Ein Nachruf auf Jean-Louis Trintignant findet sich hier.


Ernst Jacobi (11.7.1933-23.6.2022)

Der Berliner Schauspieler war ein reflektierter, vielseitiger Mime, der vor der Kamera zuerst durch die hochklassigen Fernseharbeiten von Egon Monk und Karl Fruchtmann bekannt wurde, darunter als Journalist in „Bauern, Bonzen und Bomben“ (1973). Im Kino meisterte er die Rolle eines vom Krieg gebrochenen Mannes in „Deutschland bleiche Mutter“ (1979) ebenso wie den Gauleiter in „Die Blechtrommel“ (1978), zudem war seine ruhige Stimme in der Synchronarbeit gefragt und unterstützte Hanekes „Das weiße Band“ (2009) als Erzähler.


Joe Turkel (15.7.1927-27.6.2022)

Der gut beschäftigte US-Charakterdarsteller spielte markante Nebenrollen in drei Filmen von Stanley Kubrick, darunter einen der zum Tode verurteilten Soldaten in „Wege zum Ruhm“ (1957) und den sinistren Bartender in „Shining“ (1980). Außerdem sicherten sich Filmemacher wie William Wyler, Robert Wise und Bryan Forbes seine Dienste. In „Blade Runner“ (1982) spielte er den Android-Fabrikanten, dem eines seiner Amok laufenden Geschöpfe auf den Leib rückt.


Peter Brook (21.3.1925-2.7.2022)

Ruhm erwarb sich der britische Regisseur in erster Linie mit Pioniertaten auf Theater- und Opernbühnen, inszenierte mitunter aber auch fürs Kino. So tat er sich für das poetische Drama „Stunden voller Zärtlichkeit“ (1960) mit Marguerite Duras zusammen, setzte William Goldings Roman „Herr der Fliegen“ (1963) um und drehte mit „Gurdjieff – Begegnungen mit bemerkenswerten Menschen“ (1978) ein gedankenschweres Philosophen-Porträt.


James Caan (26.3.1940-6.7.2022)

Als hitzköpfiger Sonny Corleone in Francis Ford Coppolas „Der Pate“ wurde der US-Schauspieler 1972 weltberühmt. Physische Aktion, aber auch das feinnervige Zusammenspiel mit anderen Darstellern prägten sein Spiel, was ihm attraktive Rollen wie als gehbehinderter Auftragsmörder in „Die Killer-Elite“ (1975) oder als Tresorknacker in „Der Einzelgänger“ (1981) verschaffte. Interessante Brüche mit seinem Image stellten der von einem irren Fan gefangene Autor in „Misery“ (1990) und der Gangster-Vater von Nicole Kidman in „Dogville“ (2003) dar.

Ein Nachruf auf James Caan findet sich hier.


Klaus Lemke (13.10.1940-7.7.2022)

Ikone des deutschen Independent-Kinos: Klaus Lemke (imago/Astrid Schmidhuber)
Ikone des deutschen Independent-Kinos: Klaus Lemke (© imago/Astrid Schmidhuber)

Der deutsche Filmemacher war eine schillernde Galionsfigur des unabhängigen Filmemachens. In über 50 Jahren als Regisseur und ebenso vielen Arbeiten blieb der provokante und störrische Selbstdarsteller sich treu und hielt auch in seiner letzten produktiven Schaffensphase mit über 70 Jahren an seinem Guerilla-Style mit schnell und ohne Drehbuch gedrehten Filmen fest.

Ein Nachruf auf Klaus Lemke findet sich hier.


Tony Sirico (29.7.1942-8.7.2022)

Der Italo-Amerikaner hatte ein umfassendes kriminelles Strafregister angehäuft, als er in den 1970er-Jahren zum Schauspieler-Beruf fand. Mit Dutzenden glaubhaft interpretierten Gangsterrollen in den Filmen von James Toback, Martin Scorsese und Woody Allen war er rege beschäftigt, Anerkennung brachte ihm vor allem die psychologisch gebrochene Rolle des alternden Mafiakillers Paulie Gualtieri in „Die Sopranos“ (1999-2007) ein.


Gregory Itzin (20.4.1948-8.7.2022)

Der amerikanische Charakterdarsteller unterbrach seine rege Theaterarbeit regelmäßig für Gastauftritte in Fernsehserien und Kinofilmen, wobei er ein breites Spektrum von Psychiatern, Anwälten, Politikern und anderen Autoritätsfiguren interpretierte. Eine meisterhafte Studie zwischen abstoßenden und faszinierenden Elementen bot er als durchtriebener US-Präsident im Nixon-Stil in der Serie „24“ (2005-10).


L.Q. Jones (19.8.1927-9.7.2022)

Der texanische Schauspieler übernahm den Rollennamen in seinem Filmdebüt „Urlaub bis zum Wecken“ (1955) für sich und spielte vor allem knorrige Cowboys, insbesondere in den Western von Sam Peckinpah. Als Regisseur und Drehbuchautor setzte er den dystopisch-makabren Freundschaftsfilm „Der Junge und sein Hund“ (1975) um, prägnante Altersauftritte hatte er in „Casino“ (1995), „Die Maske des Zorro“ (1998) und „Robert Altman’s Last Radio Show“ (2006).


Monty Norman (4.4.1928-11.7.2022)

Der britische Komponist schrieb für „James Bond – 007 jagt Dr. No“ (1962) das „James Bond Thema“, das sich zum Markenzeichen der Reihe und einem der bekanntesten Musikstücke der Filmgeschichte mauserte. Daneben komponierte er Musicals, Popsongs und weitere Filmmusik wie für den Horrorfilm „Schlag 12 in London“ (1960).


Dieter Wedel (12.11.1939-13.7.2022)

In der innovativen Fernsehspiel-Abteilung des NDR machte der geborene Frankfurter in den 1960er-Jahren seine ersten TV-Schritte und drehte ambitionierte Filme wie „Gedenktag“ (1969) über den Aufstand am 17. Juni 1953 oder den authentische Polizeiarbeit abbildenden „Tatort – Ein ganz gewöhnlicher Mord“ (1972). Noch berühmter wurden seine Mehrteiler, die von Familiengeschichten („Einmal im Leben“) über die Senioren-Comeback-Geschichte „Der große Bellheim“ (1993) bis zu gesellschaftskritischen Stoffen reichten.


Christian Doermer (5.7.1935-14.7.2022)

Als braver Bruder von Horst Buchholz in „Die Halbstarken“ (1956) wurde der deutsche Schauspieler zur Nachwuchshoffnung. Weitere anspruchsvolle Aufgaben wie in „Flucht nach Berlin“ (1960) und vor allem im experimentellen „Das Brot der frühen Jahre“ (1962) hielten ihn auf innovativer Spur, der er sich auch als Unterzeichner des Oberhausener Manifests verschrieb. Nach einigen Jahren als Regisseur sozialpolitisch engagierter Dokumentarfilme, kehrte er ab den 1980er-Jahren zur Schauspielerei zurück und übernahm u.a. wuchtige Historienrollen wie Bismarck oder Wilhelm Keitel.


Bob Rafelson (21.2.1933-23.7.2022)

Der US-Regisseur Bob Rafelson (imago/Allstar)
Der US-Regisseur Bob Rafelson (© imago/Allstar)

Anfang der 1970er-Jahre prägte der US-Regisseur mit nur zwei Filmen das New-Hollywood-Kino entscheidend mit, indem er in „Five Easy Pieces“ und „Der König von Marvin Gardens“ Figuren und Orte ins nur noch matt leuchtende Licht rückte, denen jeder Glaube an den amerikanischen Traum ausgetrieben worden war. Seine späteren Filme wie „Mr. Universum“ (1976) oder „Wenn der Postmann zweimal klingelt“ (1981) waren kompromissbereiter, erzählten aber weiterhin von Ohnmacht angesichts einer feindlichen Welt.

Ein Nachruf auf Bob Rafelson findet sich hier.


David Warner (29.7.1941-24.7.2022)

Der hagere Brite war in den 1960er-Jahren ein unkonventioneller Bühnenstar, der im Kino als Widerpart des Helden in „Tom Jones“ (1963) und versponnener Künstler (zeitweise im Gorilla-Kostüm) in „Protest“ (1966) erste Marken setzte. Oft spielte er charismatische Schurken wie einen spöttischen Jack the Ripper auf Zeitreise in „Flucht in die Zukunft“ (1979), das „böse Genie“ in „Time Bandits“ (1981) und den fiesen Kammerdiener in „Titanic“ (1997), überzeugte aber ebenso als Reporter in „Das Omen“ (1976), unehelicher Schriftsteller-Sohn in „Providence“ (1977) und Admiral Boom in „Mary Poppins’ Rückkehr“ (2018).


Paul Sorvino (13.4.1939-25.7.2022)

Polternde bullige Charaktere waren eine Spezialität des US-Darstellers, die er als Südstaaten-Prediger in der Komödie „Oh Gott…“ (1977), früherer Basketball-Spieler in „Champions“ (1982) und Vater Capulet in „William Shakespeares Romeo & Julia“ (1996) ausspielen konnte. Neben vielen Mafiosi wie in „GoodFellas“ (1990) und Polizisten war er mitunter auch in sympathischen Rollen wie als gutmütiger Bauarbeiter in „Heißes Blut“ (1978) zu sehen.


Bernard Cribbins (29.12.1928-27.7.2022)

Der stämmige britische Darsteller wurde auch mit Comedy-Songs und als freundlicher Gepäckträger im Kinderfilm „The Railway Children“ (1970) bekannt, hatte seine größten Erfolge aber in komischen Nebenrollen. So drehte er mehrere „Carry on…“-Filme, war der Sidekick des Zeitreisenden in „Dr. Who: Die Invasion der Daleks auf der Erde 2150 n.Chr.“ (1966) und fand als penibler Gast in der Sitcom „Fawlty Towers“ seinen Meister im gästehassenden Hotelbesitzer Basil Fawlty.


Mary Alice (3.12.1936-27.7.2022)

Die angesehene Theaterdarstellerin, die u.a. im preisgekrönten Bühnenstück „Fences“ neben James Earl Jones glänzte, fand auch einige herausfordernde Aufgaben im Kino wie als Mutter einer Mittelstandsfamilie, deren solides Leben durch einen alten Familienfreund aufgerührt wird, in „Zorniger Schlaf“ (1990). In „Matrix Revolutions“ (2003) spielte sie das ominöse Orakel.


Nichelle Nichols (28.12.1932-30.7.2022)

Nichelle Nichols als Lieutenant Uhura (imago/United Archives)
Nichelle Nichols als Lieutenant Uhura (© imago/United Archives)

Die afroamerikanische Schauspielerin und Sängerin träumte von einer Broadway-Karriere, die Rolle ihres Lebens fand sie aber als Lieutenant Nyota Uhura auf der Brücke des „Raumschiff Enterprise“ in der gleichnamigen Kultserie (1966-69) und den folgenden Kinofilmen. Neben diesem Meilenstein unternahm sie in „Chikago Poker“ (1974) einen Ausflug in den Blaxploitation-Film und spielte großmütterliche Rollen in Komödien wie „Sind wir schon da?“ (2005).

Ein Nachruf auf Nichelle Nichols findet sich hier.


Clu Gulager (16.11.1928-6.8.2022)

Der gelernte Cowboy spielte viele Raubein-Rollen, angefangen als junger Gangster in „Der Tod eines Killers“ (1964). Neben Charakterparts wie als Ölfeld-Vorarbeiter in „Die letzte Vorstellung“ (1971) bewährte er sich auch in Horrorfilmen unterschiedlichster Qualität mit charismatischem Spiel und wurde noch im hohen Alter von Sean Baker in „Tangerine L.A.“ (2015) und Quentin Tarantino in „Once Upon a Time in Hollywood“ (2019) vor die Kamera geholt.


Olivia Newton-John (26.9.1948-8.8.2022)

Die britisch-australische Sängerin war eine vielseitige Künstlerin, die im Pop- und Discobereich ebenso Hits hatte wie in der Countrymusik. Mit dem Kult-Filmmusical „Grease“ (1978) gelang ihr auch im Kino ein Erfolg, den sie mit dem Roller-Disco-Musical „Xanadu“ (1980) und der Fantasykomödie „Zwei vom gleichen Schlag“ (1983) allerdings nicht wiederholen konnte.


Fritz Roth (11.2.1955-8.8.2022)

Der bullige deutsche Schauspieler war eine solide Präsenz in zahlreichen Nebenrollen im Kino und Fernsehen, etwa als Wachtmeister im „Polizeiruf 110“ (2010-22). Größere Aufgaben übernahm er als genervter Lehrer in „Klassenfahrt“ (2002), Kumpel eines selbsternannten Weltverbesserers in „Muxmäuschenstill“ (2004) und einsamer Taxifahrer in „Komm näher“ (2006).


Wolfgang Petersen (14.3.1941-12.8.2022)

Der gebürtige Ostfriese verschaffte der jungen „Tatort“-Reihe in den 1970ern als Regisseur einige ihrer ersten Klassiker und sorgte mit der Darstellung von Homosexualität im Fernsehfilm „Die Konsequenz“ (1977) für Aufregung in konservativen Kreisen. Mit „Das Boot“ (1981) und „Die unendliche Geschichte“ (1983) erfand er das Blockbusterkino made in Germany und reüssierte auch in Hollywood mit professionell gestalteten Thrillern und Actionfilmen wie „In the Line of Fire“ (1993) und „Air Force One“ (1997).

Ein Nachruf auf Wolfgang Petersen findet sich hier.


Anne Heche (25.5.1969-11.8.2022)

Die aufgeweckte US-Schauspielerin brachte frischen Wind ins Kino der 1990er-Jahre, wo sie von der Independent-Beziehungskomödie „Walking and Talking“ (1996) nahtlos zu pointierten Nebenrollen in „Donnie Brasco“ (1996) und „Wag the Dog“ (1997) überging. Auch als Hauptdarstellerin trat sie gelegentlich hervor und fand im Independent-Bereich weitere Anerkennung in Filmen wie „Willkommen in Cedar Rapids“ (2011).


Eva-Maria Hagen (19.8.1934-16.8.2022)

Munter und freizügig präsentierte sich die Schauspielerin und Sängerin im DEFA-Kino der 1950er- und 1960er-Jahre, weshalb sie auch als „Brigitte Bardot der DDR“ galt. Durch die Partnerschaft mit Wolf Biermann mit beruflichen Schwierigkeiten konfrontiert, siedelte sie in die Bundesrepublik über und setzte dort ihre Kino-Karriere in ambitionierten Werken wie „Warten auf Marie“ (1987) und „Herzsprung“ (1992) fort. Im „Lena Braake“-Remake „Dinosaurier“ (2009) füllte sie den Part der sich für einen Betrug revanchierenden Seniorin aus.


Ralf Schenk (27.3.1956-17.8.2022)

Der Filmkritiker und langjährige Filmdienst-Autor Ralf Schenk (imago/snapshot/K.C.Kompe)
Der Filmkritiker und langjährige Filmdienst-Autor Ralf Schenk (© imago/snapshot/K.C.Kompe)

Keiner kannte die DEFA so gut wie der Filmhistoriker, Publizist und Kulturmanager, der entscheidend dazu beitrug, dass die 44 Jahre ostdeutscher Kinematografie lebendig geblieben sind. Als begnadeter Autor bereicherte er neben dem Filmdienst Zeitungen und Nachschlagewerke, zudem war er parallel zu seinem Amt als Vorsitzender der DEFA-Stiftung ein emsiger Buchautor, Kurator von Festivals und hatte Teil an der Rekonstruktion verbotener oder verschollener Filme aus der DDR.

Ein Nachruf auf Ralf Schenk findet sich hier.


Charlbi Dean (5.2.1990-29.8.2022)

Die Südafrikanerin begann als Model und hatte ihren nationalen Kinodurchbruch in der Jugendfilmreihe „Spud“ (ab 2010). Nach einigen wenig fordernden US-Filmen konnte sie als mit diversen Zumutungen ringende Influencerin in der Satire „Triangle of Sadness“ (2022) ihr darstellerisches Talent beweisen; anknüpfen daran konnte sie wegen ihres plötzlichen Todes durch eine bakterielle Infektion nicht mehr.


Marsha Hunt (17.10.1917-6.9.2022)

Im klassischen Hollywood der 1930er- und 1940er-Jahre zeigte die US-amerikanische Darstellerin sympathische Präsenz wie als Mary Bennet in der Jane-Austen-Adaption „Stolz und Vorurteil“ (1940) und im ersten US-Film über den Holocaust, „None Shall Escape“ (1944). In den 1950ern wurde die liberale Aktrice ein Opfer der Kommunistenjagd und erschien nur noch in Gastauftritten wie als Mutter eines grausam im Krieg verwundeten Soldaten in „Johnny zieht in den Krieg“ (1971).


Alain Tanner (6.12.1929-11.9.2022)

Der schweizerische Regisseur war Teil der kreative Aufbruchsbewegung im europäischen Kino der 1960er-Jahre. Seine um gesellschaftlich-utopische Ideen kreisenden Filme wie „Der Salamander“ (1971) und vor allem „Jonas, der im Jahr 2000 25 Jahre alt sein wird“ (1975) repräsentierten die Idee eines politischen Kinos mit reflektiertem Einsatz der filmischen Mittel. Spätere Werke wie „Lichtjahre entfernt“ (1981) und „Niemandsland“ (1985) fielen merklich resignativer aus.

Ein Nachruf auf Alain Tanner findet sich hier.


Roland Reber (11.8.1954-11.9.2022)

In der deutschen Filmlandschaft war der Regisseur aus Ludwigshafen eine Ausnahmeerscheinung, der Filmemachen als kreatives Abenteuer verstand. Mit seinem Filmkollektiv aus engen Mitarbeiterinnen setzte er äußerst eigenwillige Arbeiten von „Das Zimmer“ (2001) bis zu „Roland Rebers Todesrevue“ (2019) um, die philosophische Vorstöße, Freiheiten und sexuelle Offenheit umfassten.


Jean-Luc Godard (3.12.1930-13.9.2022)

Jean-Luc Godard (imago/Starface)
Unermüdlicher Erneuerer des Kinos: Jean-Luc Godard (© imago/Starface)

Der französisch-schweizerische Regisseur war ein unermüdlicher Erneuerer und experimenteller Provokateur des Kinos. Mit seinem Spielfilm-Debüt „Außer Atem“ (1959) definierte er die filmische Innovation der Nouvelle Vague, die er mit weiteren Werken wie „Die Verachtung“ (1963) und „Elf Uhr nachts“ (1965) noch mehr befeuerte. Zusehends gesellschaftskritisch, abstrakt und auch assoziativ, wurden seine Arbeiten, etwa sein Opus magnum „Histoire(s) du cinéma“ (1989-99), schwerer zugänglich, bewahrten sich aber stets ihre Faszinationskraft.

Ein Nachruf auf Jean-Luc Godard findet sich hier.


Irene Papas (3.9.1926-14.9.2022)

Das herbe, strenge Charisma ihrer Erscheinung machte die griechische Aktrice zur logischen Wahl für die Kinoadaptionen der klassischen Dramenliteratur als Antigone, Elektra, Helena von Troja und Klytämnestra. Diese Filme brachten ihr auch anspruchsvolle Engagements in internationalen Produktionen wie als Witwe in „Alexis Sorbas“ (1964) oder als Beleg ihres selten genutzten Talents für Komik in „Christus kam nur bis Eboli“ (1978) von Francesco Rosi.


Henry Silva (15.9.1926-14.9.2022)

Der finster dreinblickende US-amerikanische Schauspieler stellte in seiner Karriere etliche Leinwand-Verbrecher dar, die allerdings im Vergleich durchaus nuancenreich ausfielen: So war er einer der Casino-Räuber in „Frankie und seine Spießgesellen“ (1960), ein kommunistischer Agent in „Botschafter der Angst“ (1962) und ein alter Gangsterboss in „Ghost Dog: Der Weg des Samurai“ (1999). Hauptrollen spielte er in „Die Rache des Johnny Cool“ (1963) und diversen spanischen, italienischen und französischen Filmen als Schurke oder (Anti-)Held.


Franciszek Pieczka (18.1.1928-23.9.2022)

Im polnischen Kino setzten viele der führenden Regisseure auf den sensiblen Darsteller: Für Andrzej Wajda spielte er u.a. einen reichen Fabrikanten in „Das gelobte Land“ (1974), Krzysztof Kieslowski besetzte ihn als Chemiekombinat-Direktor zwischen Staats- und Bürgerinteressen in „Die Narbe“ (1976), Jerzy Kawalerowicz als jüdischen Wirt in „Austeria – Das Haus an der Grenze“ (1982). Eindrucksvoll war er zudem als in der Natur lebender Einzelgänger in „Die Tage des Matthäus“ (1968) und in Roland Gräfs „Fariaho“ (1983) als hingebungsvoller Puppenspieler.


Louise Fletcher (22.7.1934-23.9.2022)

Als eiskalte Psychiatrie-Krankenschwester Ratched lieferte sich die US-Charakterdarstellerin ein unvergessliches Duell mit Jack Nicholsons Anarcho-Patient in „Einer flog über das Kuckucksnest“ (1975) und gewann den „Oscar“. Dies verhalf ihr zu manch weiterer Rolle als sinistre Schurkin, daneben war sie auch eine glaubwürdige Ingrid-Bergman-Wiedergängerin in der Parodie „Der Schmalspurschnüffler“ (1977) und die misshandelte Mutter einer Polizistin in „Blue Steel“ (1990).


Friedrich Kappeler (7.6.1949-3.10.2022)

Der Schweizer Fotograf und Filmemacher war für seine einfühlsamen Porträts von Künstlern unterschiedlichster Couleur wie dem Kunstmaler Adolf Dietrich, dem Schriftsteller Gerhard Meier und dem Clown Dimitri bekannt. „Mani Matter – Warum syt dir so truurig?“ über den Berner Mundart-Sänger Mani Matter avancierte gar zum nationalen Kassenhit. Daneben widmete er sich in „Wald“ (1989) assoziativ dem Rückzugsort zwischen Bäumen und drehte mit „Stolz oder Die Rückkehr (Todsünde 3)“ (1980) auch einen poetischen Spielfilm.


Günter Lamprecht (21.1.1930-4.10.2022)

Der bärenhafte Berliner Schauspieler machte sich mit zwei Rollen vor der Kamera unsterblich: In „Das Brot des Bäckers“ (1976) lotete er die Belastung eines von Billig-Konkurrenz in seiner Existenz bedrohten Handwerkers aus, in „Berlin Alexanderplatz“ (1980) war er – nach bereits mehreren anderen Auftritten bei Fassbinder – ein mustergültiger Franz Biberkopf. Daneben spielte er u.a. einen nazihörigen Kapitän in „Das Boot“ (1981) und von der ersten „Tatort“-Folge „Taxi nach Leipzig“ (1970) an immer wieder Rollen in der langlebigen Krimireihe, inklusive eines Engagements als Kommissar (1991-95).


Wolfgang Kohlhaase (13.3.1931-5.10.2022)

Der Drehbuchautor Wolfgang Kohlhaase (imago/teutopress)
Der Drehbuchautor Wolfgang Kohlhaase (© imago/teutopress)

„Berlin – Ecke Schönhauser“ (1957), „Ich war neunzehn“ (1967), „Solo Sunny“ (1979), „Der Aufenthalt“ (1982) – der Berliner Drehbuchautor stand hinter vielen herausragenden Arbeiten des DDR-Kinos. Stets bemüht, das Komplexe und das Populäre miteinander in Beziehung zu setzen, hatte er auch nach der Wende weiter Erfolg mit den Skripten für Schlöndorffs „Die Stille nach dem Schuss“ (2000) und von „Sommer vorm Balkon“ (2005) an mehrfach für Andreas Dresen.

Ein Nachruf auf Wolfgang Kohlhaase findet sich hier.


Angela Lansbury (16.10.1925-11.10.2022)

Die geborene Britin debütierte als 19-Jährige im Thriller „Das Haus der Lady Alquist“ und erspielte sich damit sowie mit „Das Bildnis des Dorian Gray“ (1945) direkt zwei „Oscar“-Nominierungen. Mit ihrem reifen Auftreten agierte sie schon in „Der beste Mann“ (1948) als ehrgeizige Politikerin auf Augenhöhe mit Katharine Hepburn und Spencer Tracy und war zeitweilig festgelegt auf dominante Mütter wie im Thriller „Botschafter der Angst“ (1962). Als Theater- und Musicalstar wandelte sie sich jedoch zum Publikumsliebling und erreichte ihre größte Popularität mit der Krimiserie „Mord ist ihr Hobby“ (1984-96).

Ein Nachruf auf Angela Lansbury findet sich hier.


Ralf Wolter (26.11.1926-14.10.2022)

Mit nöliger Stimme und schnoddrigem Witz gestaltete der Berliner Komödiant auch Kleinstauftritte im Kino zu erinnerungswürdigen Kabinettstückchen. Aus seinen weit über 100 Filmrollen stachen insbesondere seine Sidekicks Sam Hawkens und Hadschi Halef Omar in den deutschen Karl-May-Verfilmungen der 1960er-Jahre, sein sowjetischer Agent in „Eins, zwei, drei“ (1961) und der ernste Auftritt als NS-Mann im Kriegsdrama „Eine Liebe in Deutschland“ (1983) hervor.


Robbie Coltrane (30.3.1950-14.10.2022)

Der schwergewichtige schottische Komiker war zuerst auf der Bühne, im Fernsehen und Filmen wie „Ein Papst zum Küssen“ (1990) für aggressiven bis groben Humor bekannt. Dieses Image brach er zuerst als flegel- und lasterhafter, aber brillanter Kriminalpsychologe in der Serie „Für alle Fälle Fitz“ (1993-95) und in Charakterrollen wie als russischer Waffenhändler in zwei James-Bond-Filmen. Große Popularität erwarb er schließlich als umwerfend herzlicher Halbriese Hagrid in der Filmreihe um Jungzauberer Harry Potter (2001-11).


Josef Somr (15.4.1934-16.10.2022)

In seiner tschechischen Heimat gehörte der Schauspieler zu den beliebtesten Mimen, der sich mit „Der Angeklagte“ (1964) und als Fahrdienstleiter „Liebe nach Fahrplan“ (1966) trefflich in der Tschechoslowakischen Neuen Welle bewährte. Aus seiner umfangreichen Filmarbeit stachen zudem die bissige Stalinismus-Abrechnung „Der Scherz“ (1969), die wiederholte Zusammenarbeit mit Jirí Menzel und eine mit „Wie die Welt um ihre Dichter kommt“ (1982) beginnende sechsteilige Saga um die Entwicklung befreundeter Schüler hervor.


Jan Spitzer (16.5.1947-4.11.2022)

Schon als Schauspielstudent übernahm der Darsteller die Hauptrolle eines Gymnasiasten im Widerstand gegen sein reaktionäres Elternhaus in Egon Günthers Drama „Abschied“ (1968). Im DEFA-Kino spielte er in Literaturverfilmungen wie „Jungfer, Sie gefällt mir“ (1969), Märchenfilmen und Herrmann Zschoches „Bürgschaft für ein Jahr“ (1981). Ab den 1980ern lieh er seine tiefe Stimme US-Darstellern wie Chris Cooper, Sam Elliott und J.K. Simmons als Synchronsprecher.


Leslie Phillips (20.4.1924-7.11.2022)

In den 1950ern und 1960ern spielte der britische Darsteller sympathische Komödienhelden in der „Carry on…“-Filmreihe, löste in einer weiteren Reihe um einen jungen Arzt Dirk Bogarde ab und trat auch in temporeichen Lustspielen wie „O Darling – was für ein Verkehr“ (1962) auf. Später war er auch in ernsten Rollen wie als Kriegsgefangener in „Das Reich der Sonne“ (1985) oder Schauspielveteran in „Venus“ (2006) zu sehen, in den „Harry Potter“-Filmen (2001-11) lieh er dem „Sprechenden Hut“ seine Stimme.


Sven-Bertil Taube (24.11.1934-11.11.2022)

Der in Schweden sehr populäre Folksänger hatte auch eine beachtliche Schauspielkarriere, die einen ersten Höhepunkt mit dem britischen Krimi „Die Ratten von Amsterdam“ (1970) hatte. Noch einmal Fahrt nahm sie ab den 1990er-Jahren auf, mit denkwürdigen Altersauftritten in Bille Augusts Lagerlöf-Adaption „Jerusalem“ (1996), als Patriarch einer zwielichtigen reichen Familie in „Verblendung“ (2009) und verschlossener Großvater in „Chasing the Wind“ (2013).


Hallgard Bruckhaus (11.8.1939-18.11.2022)

Die deutsche Schauspielerin war mit ihrer warmen und facettenreichen Stimme neben Einsätzen in Kinderhörspielen (etwa als Mutter von Bibi Blocksberg) eine vielgesuchte Synchronsprecherin. Bis zu ihrem Rückzug aus der Filmsynchronisation Mitte der 1990er-Jahre war sie Stammsprecherin von Meryl Streep, Sigourney Weaver und Glenn Close.


Jean-Marie Straub (8.1.1933-20.11.2022)

Der Regisseur Jean-Marie Straub (Cinémathèque suisse/Carine Roth)
Der Regisseur Jean-Marie Straub (© Cinémathèque suisse/Carine Roth)

Mit seiner Partnerin Danièle Huillet schuf der Filmemacher aus Metz ein einzigartiges Oeuvre, das Brechts anti-illusionistisches Schauspiel, politische Aussagen und den experimentellen Aufbruch herkömmlicher Erzähltechniken umsetzten. Das führte zu spröden Literaturverfilmungen wie „Nicht versöhnt“ (1965) und „Klassenverhältnisse“ (1983) sowie radikalen filmischen Beschäftigungen mit Musik wie „Chronik der Anna Magdalena Bach“ (1967) und „Moses und Aron“ (1974). Nach dem Tod von Danièle Huillet 2006 blieb Straub ihrem Stil auch bei im Alleingang inszenierten Filmen treu.


Roland Oehme (27.10.1935-29.11.2022)

Der aus Sachsen stammende Regisseur verhalf der DEFA zu einigen ihrer größten Komödienhits. Insbesondere „Der Mann, der nach der Oma kam“ (1972), „Ein irrer Duft von frischem Heu“ (1977) und „Einfach Blumen aufs Dach“ (1979) verbanden gekonnt Charakter- und Situationskomik mit (sanfter) Gesellschaftskritik.


Christiane Hörbiger (13.10.1938-30.11.2022)

Als Abkömmling der berühmten Hörbiger-Wessely-Familie war auch ihr der Weg in die Schauspielerei vorgezeichnet. Nach einigen Auftritten im 1950er-Unterhaltungskino sammelte die Darstellerin Theaterrenommee und Fernsehruhm an und fand ab den 1990er-Jahren auch im Kino gelegentlich Aufgaben mit Anspruch wie als Göring-Nichte in „Schtonk!“ (1992), grantelnde Köchin in „Tafelspitz“ (1994) und Großmutter in „Der Räuber Hotzenplotz“ (2006).


Mylène Demongeot (29.9.1935-1.12.2022)

Die blonde französische Schauspielerin wurde in ihren Anfängen gern als Wildfang, vergleichbar der gleichalten Brigitte Bardot, besetzt. Ihre darstellerische Begabung zeigte sie in der Theateradaption „Die Hexen von Salem“ (1957) als Magd, die mit Lügen und Beschuldigungen die Hexenhysterie in der puritanischen Gemeinde auslöst, sowie u.a. in „Wir von der Straße“ (1959) und „Alles wegen dieser Frauen“ (1963). Attraktives Beiwerk war sie in Filmen wie der „Fantomas“-Reihe (1964-66), Altersrollen gaben ihr u.a. Olivier Marchal, Eric-Emmanuel Schmitt und Emmanuelle Bercot.


Karl Merkatz (17.11.1930-4.12.2022)

Enorme Popularität erlangte der österreichische Theaterschauspieler in der seriellen Milieustudie „Ein echter Wiener geht nicht unter“ (1975-79) über eine Wiener Arbeiterfamilie. Als schlitzohriger Fleischhauer in „Der Bockerer“ (1981) drückte er einer insgesamt vierteiligen Schelmen-Filmreihe seinen Stempel auf, anrührend war im Drama „Alter 80“ (2011) über den gegenseitigen Beistand zweier betagter Menschen.


Kirstie Alley (12.1.1951-5.12.2022)

Kesse und schlagfertige Figuren lagen der US-Schauspielerin besonders, was sie sowohl im Kino in der „Kuck mal, wer da spricht“-Reihe (1989) als auch im Fernsehen in Sitcoms wie „Cheers“ (1987-93) trefflich zu nutzen verstand. Daneben bewährte sie sich auch im Star-Trek-Kosmos als vulkanische Offizierin in „Star Trek II – Der Zorn des Khan“ (1982), in der aufwändigen Fernseh-Miniserie „Fackeln im Sturm“ (1985) und im Starensemble von „Harry außer sich“ (1997).


Yoshishige Yoshida (16.2.1933-8.12.2022)

Der stark von Bergman, Antonioni und Renoir beeinflusste Regisseur war ein zentraler Vertreter der Erneuerung im japanischen Kino der 1960er-Jahre. Arbeiten wie „Eros und Massaker“ (1969) und „Eingestandene Theorie der Schauspielerin“ (1971) fanden als Meilensteine der Moderne auch im Ausland Beachtung, spätere Werke wie eine Adaption von Emily Brontës „Stürmische Höhen“ (1988) brachten ihn auf den großen Festivals wieder in Erinnerung.


Albert Brenner (17.2.1926-8.12.2022)

Der New Yorker Szenenbildner war ein vielseitiger Könner, der sich in Actionfilmen wie „Bullitt“ (1968) ebenso bewährte wie im Science-Fiction-Fach („2010 – Das Jahr, in dem wir Kontakt aufnahmen“), bei Komödien („Das verrückte California-Hotel“) oder dem Ballettdrama „Am Wendepunkt“ (1977). Insbesondere die Regisseure Herbert Ross und Garry Marshall schätzten seine Dienste, für die er fünfmal für den „Oscar“ nominiert wurde.


Angelo Badalamenti (22.3.1937-11.12.2022)

Der Filmkomponist Angelo Badalamenti (imago/Belga)
Der Filmkomponist Angelo Badalamenti (© imago/Belga)

Der US-amerikanische Komponist erwies sich als kongenialer Vollender der Visionen von David Lynch und füllte die mysteriösen Bilder von „Blue Velvet“ (1986) und „Twin Peaks“ (1990/91) bis „Mulholland Drive“ (2001) mit Klängen. Daneben verfasste er zahlreiche weitere Soundtracks, aus denen die für Jean-Pierre Jeunets „Die Stadt der verlorenen Kinder“ (1994) und John Mayburys „The Edge of Love“ (2008) hervorstachen.

Ein Nachruf auf Angelo Badalamenti findet sich hier.


Wolfgang Ziffer (26.10.1941-12.12.2022)

Der Schauspieler aus Wuppertal verfügte über eine einprägsame hohe Stimme, die ihn vor allem für Zeichentrick-Charaktere wie das titelgebende Karnickel in „Falsches Spiel mit Roger Rabbit“ (1988), den Papagei Jago in „Aladdin“ (1993) und Flugsaurier Petrie in der „In einem Land vor unserer Zeit“-Reihe (ab 1988) sowie für diverse Roboter prädestinierte. Daneben synchronisierte er unterschiedlichste Schauspieler von James Woods über Mathieu Carrière bis zu Michail Baryschnikow.


Hans Peter Hallwachs (10.7.1938-16.12.2022)

Der schlanke Schauspieler aus Brandenburg debütierte als bereitwilliger Todesvertuscher in Schlöndorffs „Mord und Totschlag“ (1966) und spielte einen eher schneidigen als den Zeitläuften hilflos ausgelieferten Kästner-Antihelden in Wolf Gremms „Fabian“-Adaption (1979). Neben zahllosen Fernseh-Gastauftritten bot er immer wieder markante Nebenrollen in ambitionierten Filmen wie „Rosenstraße“ (2002) und „Die Einsiedler“ (2016) bis zu deutschen Kassenhits wie „Otto - Der Außerfriesische“ (1989) und „(T)Raumschiff Surprise – Periode 1“ (2004).


Mike Hodges (29.7.1932-17.12.2022)

Mit seinem kompromisslosen und ungeschönt harten Gangsterfilm „Get Carter“ (1971) verlieh der Filmemacher dem britischen Kino einen stilbildenden Impuls. Auf seine Krimikomödie „Malta sehen und sterben“ (1972) folgten weitere versiert inszenierte Thriller, die wie „Croupier“ (1998) und „Dead Simple“ (2003) aber oft erst mit Anlaufschwierigkeiten das Lob der Kritik fanden. Einen überraschenden Ausflug in den Science-Fiction-Camp unternahm der Regisseur mit „Flash Gordon“ (1980).

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